Nachgefragt
Die St .Galler Hebamme und Sexualberaterin Prisca Walliser hält Vorträge und Weiterbildungen zum Thema «Sexualität und Elternschaft».
Prisca Walliser, warum funktioniert für viele Paare das Sexleben nach der Geburt ihres Kindes kaum mehr?
Oft sind sich die Paare nicht bewusst, dass die Geburt ein intensives und einschneidendes Erlebnis ist, sowohl körperlich als auch seelisch. Man muss sich in der Dreisamkeit neu finden, die Bedürfnisse verschieben sich. Das bedeutet, sich gegenseitig eine gute Portion Verständnis entgegenzubringen.
Was für einen Einfluss hat die Geburt auf die Sexualität?
Ein positives oder gut verarbeitetes Geburtserlebnis kann auf die Partnerschaft verbindend wirken und positiv zum Sexleben beitragen. Andererseits können schwierige Geburtserfahrungen sowie Geburtsverletzungen wie Narben, ein Dammschnitt oder -riss die Sexualität beeinträchtigen. Ein Hauptfaktor für sexuelle Unlust sind chronische Erschöpfung oder Schlafmangel. Übrigens: Auch ein geplanter Kaiserschnitt ist kein Garant für ein gutes Sexleben nach der Geburt.
Was wird von vielen Paaren unterschätzt?
Dass der Übergang von der Zwei- zur Dreisamkeit, der Spagat zwischen Elternschaft und exklusiver Liebesbeziehung sowohl grosses Glück, aber auch eine grosse Herausforderung darstellt. Die erotische Intimität wiederzugewinnen erfordert Offenheit, Geduld, Sorgfalt und Mut.
Was für Tipps können Sie frischgebackenen Eltern mit auf den Weg geben?
Zeit! Nehmen Sie sich Zeit für Zweisamkeit, nicht unbedingt für Sex, sondern einfach auch, um als Paar zusammen zu sein, gemeinsam etwas unternehmen. Gehen Sie Kompromisse ein und experimentieren Sie. Das erste Mal nach der Geburt ist wieder ein «erstes Mal». (swc)