Zwei Besucher pro Bewohner: In St.Galler Altersheimen gelten neue Besuchseinschränkungen – in Heimen mit Coronafällen sind Besuche eine Ausnahme

Ab Dienstag gilt in Alters- und Pflegeheimen eine Besuchsbeschränkung von zwei Personen pro Bewohner. Dies teilte die St.Galler Regierung am Sonntag mit – viel Zeit für die Umsetzung bleibt nicht. Für die einen Pflegeheime ändert sich nichts, andere stocken ihr Personal auf. In Heimen mit Corona-Ansteckungen sind die Einschränkungen rigoroser.

Sabrina Manser
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Die Besuchsbeschränkung in Alters- und Pflegeheimen bedeutet für einige Bewohner kaum Veränderung.

Die Besuchsbeschränkung in Alters- und Pflegeheimen bedeutet für einige Bewohner kaum Veränderung.

Bild: Rawpixel/iStockphoto

Ab Dienstag gelten in Alters- und Pflegeheimen verschärfte Besuchervorschriften. Pro Tag dürfen Bewohner zwei Besucher empfangen, zudem müssen sich Besucher vorab anmelden und ihre Kontaktdaten hinterlegen. Dies teilte der Kanton St.Gallen am Sonntag mit. Weitere Einschränkungen werden erst Ende Woche kommuniziert, sofern bestehende Massnahmen ihre Wirkung noch nicht erzielt haben. Über das Wochenende blieben die Coronafallzahlen mit insgesamt 810 auf hohem Niveau stabil. Die Regierung teilte am Wochenende ebenso mit, dass es in mindestens sechs Heimen zu mehr als drei Corona-Ansteckungen gekommen ist. Welche das sind, lässt sie allerdings offen. In solchen Situationen sind Besuche nur in Ausnahmefällen zugelassen.

Alard du Bois-Reymond, CEO der Thurvita in Wil.

Alard du Bois-Reymond, CEO der Thurvita in Wil.

Bild: Urs Bucher

Mit Ansteckungen kämpft derzeit auch das Alterszentrum Sonnenhof in Wil, welches zur Organisation Thurvita gehört. Dort sind zwei Bewohner mit dem Coronavirus infiziert. Der Geschäftsleiter, Alard du Bois-Reymond, sagt:

«Das Wichtigste ist, dass wir den Kontakt zwischen den Bewohnern reduzieren, damit es nicht zu weiteren Übertragungen kommt.»

Deshalb seien die betroffenen Etagen isoliert und das Restaurant geschlossen. Zurzeit sei es noch zu keinen grösseren Ausfällen beim Pflegepersonal gekommen. «Wir waren vorbereitet.» Denn vor ein paar Wochen habe man Schutzkonzepte für Isolationsfälle – wie es nun im Sonnenhof passiert ist – erstellt.

Besser als ein Besuchsverbot

Zur neu geltenden Besuchsbeschränkung sagt du Bois-Reymond: «Die Massnahmen der Regierung sind eine Einschränkung. Jedoch ist eine Begrenzung besser als ein Besuchsverbot.» Obwohl die Besuche nun schwieriger und komplizierter seien, sei die Einschränkung durch die jetzige Situation gerechtfertigt.

Der CEO sagt: «Die neuen Regelungen müssen schnell umgesetzt werden.» Angehörige wurden am Montag noch informiert. Zudem habe man zusätzliche Mitarbeitende von der Securitas rekrutiert, die am Wochenende die Rezeption betreuen werden. «Die Anmeldung und die Registrierung der Besucher bedeuten einen Mehraufwand.»

Zudem sagt du Bois-Reymond:

«Es ist ein schwieriges Spannungsverhältnis zwischen dem sozialen Leben und der gesundheitlichen Sicherheit.»

Er führt aus: «Es geht in Alters- und Pflegezentren nicht nur um die einzelne Person, sondern um alle Bewohner.» Innerhalb eines Heims würde sich eine Infektion schnell verbreiten. «Es ist schwierig, die richtige Balance zu finden.»

Am Wochenende sind Massnahmen einschneidender

Für das Pflegeheim Heiligkreuz in St.Gallen bedeuten die neuen Regeln der Regierung keinen grossen Aufwand. Marlies D'Aurelio, Qualitäts- und Sicherheitsbeauftragte, findet, es sei eine einfache Sache. Per Brief würden Bewohner und Angehörige über die neuen Bestimmungen informiert. Ab Dienstag könne die Anmeldung bei den jeweiligen Stationen erfolgen, dort werden auch die Kontaktdaten angegeben.

D'Aurelio sagt: «An Wochenenden wird es zu grösseren Einschränkungen für die Bewohner kommen, da dann oft Familien vorbeikommen.» Dies sei nun nicht mehr möglich, was schade sei. Mit Blick zurück auf die rigorose Abschottung während des Lockdowns sagt sie:

«Mit dem Besuchsverbot hatten zum Teil die Angehörigen mehr Mühe als die Bewohner.»

Denn intern habe man für die Betagten viele verschiedene Angebote geschaffen.

Karin Schiess, Geschäftsleiterin Sana Fürstenland AG Gossau.

Karin Schiess, Geschäftsleiterin Sana Fürstenland AG Gossau.

Bild: PD

Bei der Sana Fürstenland in Gossau klingt es ähnlich. Die Geschäftsleiterin Karin Schiess sagt: «Das mit den Anmeldungen haben wir jetzt schon gemacht.» Und ohnehin:

«Selten haben Bewohner mehrmals pro Tag Besuch von mehr als zwei Personen.»

Weitere Massnahmen seien – solange Besuche draussen oder im kleinen Rahmen möglich sind – nicht geplant. Aber: «Die Besucherboxen stehen bereit, wenn wir sie brauchen.» Während des Lockdowns setzten einzelne Heime Boxen mit Plexiglasscheiben und Telefonen ein, damit Bewohner geschützt mit ihren Angehörigen reden konnten. Schiess hält fest: «Es ist wichtig, eine gute Balance zu haben und Besuche – auch in Ausnahmefällen – zu ermöglichen.»