Kommentar
Zugausfälle bei den Appenzeller Bahnen: Ein peinlicher Fehlstart

Dass die Appenzeller Bahnen vier brandneue Züge wegen hohem Verschleiss an den Rädern wieder aus dem Verkehr ziehen müssen, ist eine herbe Enttäuschung. Das berechtigt allerdings nicht zu vorschnellen Urteilen.

Adrian Vögele
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Adrian Vögele, Redaktor Ostschweiz (Bild Ralph Ribi)

Adrian Vögele, Redaktor Ostschweiz (Bild Ralph Ribi)

Es war ein grosser Bahnhof vor zwei Wochen: Die Appenzeller Bahnen eröffneten stolz ihre Neubaustrecke mit dem fast schon berühmten Ruckhaldetunnel. Freie Fahrt für die neuen «Tango»-Züge zwischen Appenzell und St.Gallen! Nun ist es mit der Herrlichkeit schon wieder vorbei, zum Teil zumindest: Gestern hat das Bahnunternehmen vier der sieben neuen Züge jäh wieder aus dem Verkehr gezogen. Der Verschleiss an den Rädern ist höher als erwartet. Ob das Problem an den Schienen oder an den Fahrzeugen liegt oder gar an der Kombination von beidem, ist noch unklar. Der Befund ist umso überraschender, als es im mehrwöchigen Testbetrieb der neuen Züge offenbar keine solchen Probleme gegeben hat.

Sicher ist: Der peinliche Vorfall kommt zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt. Während der Olma sind die öffentlichen Verkehrsmittel von und nach St.Gallen ohnehin gut ausgelastet – gerade jetzt dürfte der Ärger der Passagiere besonders gross sein. Kommt hinzu, dass die Neubaustrecke nach Teufen kein gewöhnlicher Bahnabschnitt ist: Früher fuhr die Bahn an der Ruckhalde mit Zahnrad. Der Unkenruf, dass es mit dem Verzicht auf die Zahnstange nicht ganz geklappt habe, ist bei den aktuellen schlechten Nachrichten nicht weit. Solche Urteile sind verfehlt, solange die Abklärungen noch im Gang sind. Der Fahrzeughersteller Stadler Rail wehrt sich zu Recht gegen vorschnelle Kritik. Neue Infrastruktur funktioniert nicht immer von Beginn weg reibungslos: Das ist die unbequeme Realität. Der Bahnverkehr mit seinen hochkomplexen Systemen ist da erst recht keine Ausnahme. Dennoch: Der Fehlstart bei den Appenzeller Bahnen ist eine herbe Enttäuschung.