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Ostschweiz
Am Freitag ist der Winterthurer Bruno Stefanini im Alter von 94 Jahren gestorben. Ihm gehörten etwa die Schlösser Salenstein und Luxburg. Beide wertvollen Baudenkmäler lottern seit Jahrzehnten still vor sich hin..
Seit dem Mittelalter thront das Schloss Salenstein auf dem Felsen über der Ortschaft am Untersee. Doch das Wahrzeichen zerfällt. Längst runzeln die Salensteiner die Stirn, wenn sie zum Schloss aufblicken. Es gehört der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte von Bruno Stefanini.
1979 hatte er das Anwesen gekauft. Es gab Pläne. Stefanini wollte ein Museum errichten. Gegenüber dem Gemeinderat sei der Winterthurer aber wie ein Kolonialherr aufgetreten, der keine Einwände akzeptierte, berichtete einst diese Zeitung. Schliesslich warf Stefanini den Bettel hin, schloss die Türen ab und verschwand. Seit bald vierzig Jahren lottert das Schloss vor sich hin. Es ist kein Einzelfall.
Bruno Stefanini wurde in Winterthur als Sohn eines italienischen Gastarbeiters geboren. Später machte ihn der Bauboom zum Multimillionär mit unzähligen Liegenschaften. Er erwarb massenhaft Kunstschätze und hatte eine Vorliebe für Alltagsgegenstände von Persönlichkeiten, beispielsweise von Napoleon, Churchill oder Einstein. Trotz seines Reichtums soll er bescheiden und zurückgezogen gelebt haben.
«Luxus interessiert ihn nicht. Bruno Stefanini lebt wie ein mittelloser Nomade. Wo er wohnt, weiss niemand. Seine offizielle Wohnadresse ist sein Büro. Dort brennt oft die halbe Nacht lang Licht, neben dem Schreibtisch steht angeblich das Bett, wo er oft schläft», schrieb der «Tages-Anzeiger». Doch in den vergangenen Monaten sei er auf Betreuung angewiesen gewesen. Ein Gerücht über Demenz keimte auf, während um seine Stiftung ein Machtkampf entbrannte, der bereits das Bundesgericht beschäftigte. Am Freitagmorgen ist nun Bruno Stefanini 94 Jahre alt «friedlich eingeschlafen», berichtet der «Landbote».
Kaufen war für Stefanini interessanter, als renovieren. Viele seiner Liegenschaften liess er verlottern, wie auch das Schloss Luxburg in Egnach. Dort scheiterte einst ein Versuch der Gemeinde, ihm das wertvolle Baudenkmal abzukaufen und einer eigenen Stiftung zu überführen.
Im Thurgau dürfte Stefaninis Stiftung nebst den beiden Schlössern zahlreiche weitere Ländereien besitzen. Bekannt ist etwa die «Schloss-Burg» oberhalb von Häuslenen oder unverbautes Land in Steckborn. «Vielleicht wird alles einst auf einem Inventar erscheinen», sagt der Thurgauer Immobilienexperte Werner Fleischmann. Er bekam das Schicksal des Schlosses Salenstein hautnah mit. «Ich machte ja dort die Lehre auf dem Grundbuchamt», sagt er.
Heute besitzt Fleischmann eine renommierte Immobilienfirma. Auch wenn Stefaninis Schlösser in einem schlechten Zustand seien, gefragt dürften sie dennoch sein. Würden sie auf den Markt kommen, fänden sich schon Interessenten, die an solchen historischen Bauten Freude haben und sich auf Verhandlungen mit der Denkmalpflege einlassen, sagt Fleischmann.