Pulver gut, Wetter sonnig, alle Anlagen geöffnet: Das Postkartenwetter zieht zahlreiche Skifahrer und Snowboarderinnen auf die Piste. Die Ostschweizer Skigebiete sind zufrieden mit dem vergangenen Wochenende. Die weniger strikten Massnahmen in der Schweiz lockten teilweise auch Gäste aus dem Grenzgebiet an. Doch nicht überall.
«So viele Tickets haben wir zuletzt wohl einige Jahre vor der Pandemie verkauft.» Urs Gantenbein, Geschäftsführer der Bergbahnen Wildhaus, zeigt sich sehr erfreut über die Zahlen vom Wochenende. Insgesamt rund 10'000 Wintersportlerinnen und Wintersportler sind samstags und sonntags über die Pisten im Obertoggenburg gekurvt.
«Ein Rekordwert.»
Ein Dorf toggenburgabwärts zeigt sich ein ähnliches Bild: «Es war definitiv eines der Spitzenwochenden dieser Saison», sagt Alex Singenberger, Leiter Marketing und Verkauf der Toggenburg Bergbahnen in Unterwasser. «Wir bewegen uns wieder auf dem Niveau vor Corona.»
Und auch südlich der Churfirsten frohlocken die Skigebiete. So spricht auch Klaus Nussbaumer, CEO der Pizolbahnen, von Rekordtagen. «Wir schreiben sogar bessere Zahlen als vor der Pandemie.» Im Fünfjahresschnitt des Umsatzes liege man voraus.
Und Mario Bislin, CEO der Bergbahnen Flumserberg AG, sagt: «Es war kein absoluter Rekord, aber definitiv ein sehr gutes Skiwochenende.» An beiden Tagen wurden je rund 10'000 Tickets verkauft. Zum Vergleich: An einem durchschnittlichen Wochenendtag mit guten Wetter- und Schneeverhältnissen verkaufe man 7000 bis 8000 Tickets, an absoluten Spitzentagen in Vorcoronajahren seien aber auch schon Werte von bis zu 13'000 verkauften Tickets erreicht worden. Solche Zahlen wolle man jetzt aber auch gar nicht unbedingt erreichen, sagt Bislin:
«Wir müssen die Coronamassnahmen gut erfüllen. Mit solchen Zahlen können wir diese gut umsetzen.»
Bislin hat immer noch die neuntägige Schliessung Ende 2020 in Erinnerung, als der Kanton St.Gallen für einmal weiterging als andere Kantone und den Lockdown der Skigebiete auf Kantonsgebiet ausrief. «Dies war hart. Eine Wiederholung wollen wir unbedingt verhindern.» 16 Gäste-Betreuer erinnern am Flumserberg die Skifahrerinnen und Snowboarder daran, auf die Maskenpflicht und auf die Abstände zu achten. Ebenfalls sind sie für die Zertifikatskontrollen in den Gastrobetrieben verantwortlich. «Uns hilft, dass wir ein grosses Skigebiet sind mit mehreren Zubringern. Dies erleichtert die Verteilung der Gäste», sagt Bislin.
Auch in den anderen Skigebieten ist man weitgehend zufrieden mit der Disziplin der Skigäste. «Die Leute halten sich an die Regeln, die Massnahmen sind bekannt, das Tragen einer Maske in Seilbahnen und Innenräumen funktioniert», sagt etwa Alex Singenberger aus Unterwasser. Seine einzige Einschränkung: Bei einem so grossen Aufkommen vergessen die Gäste im Eifer teilweise die zwei Meter Abstand. Aber man sei an der frischen Luft.
«Die Disziplin war okay», sagt auch Urs Gantenbein aus Wildhaus. Aber klar, man habe gesehen, dass die Leute an der frischen Luft das Wetter und die Sonne genossen haben und nicht gross an Corona gedacht haben. «Doch dies war draussen an der frischen Luft», sagt auch Gantenbein. Après-Ski-Partys finden im Familienskigebiet Wildhaus in der Regel kaum, derzeit ohnehin gar nicht statt.
Beim Grossandrang auf die Skipisten dürfte den Ostschweizer Skigebieten für einmal auch die Nähe zu Österreich in die Karten spielen. Wenn die Skigebiete in Vorarlberg oder im Montafon ansonsten mit tieferen Preisen locken, so schrecken nun die strikteren Coronamassnahmen des Nachbarlandes ab. In allen Skigebieten in Österreich gilt: 2G, FFP2-Maskenpflicht in Gondeln und Sesselbahnen, Après-Ski ist nicht erlaubt.
Strömen deshalb vermehrt Skitouristen aus dem grenznahen Ausland in die Ostschweizer Skigebiete? Zumindest zum Pizol. Die Nähe zur Grenze merke man zurzeit in der Kasse, sagt CEO Klaus Nussbaumer. «Ein gewisser Anteil ist sicher auf die Massnahmen in Österreich zurückzuführen.» Festzustellen sei dies an den Euro-Einnahmen, aber auch an den Autonummern auf den Parkplätzen. «Da sehen wir wieder mehr Nummernschilder aus Vorarlberg und Süddeutschland.»
Die beiden Toggenburger Skigebiete und die Bergbahnen Flumserberg AG können diese Beobachtung hingegen nicht teilen. So ist beispielsweise Urs Gantenbein, Geschäftsführer des Skigebietes Wildhaus, am Wochenende über die Parkplätze marschiert. Er hat kürzlich eine Anfrage der deutschen «Tagesschau» erhalten: Zieht es vermehrt Deutsche in Schweizer Skigebiete? Gantenbein sagt: «Diese These kann ich für unser Wintersportgebiet nicht bestätigen.»
Hingegen würden Schweizer Wintersportlerinnen und -sportler vermehrt heimische Skigebiete besuchen, anstatt ins Ausland zu fahren, heisst es aus allen befragten Skigebieten. Dies sind Erfahrungswerte, harte Zahlen aus Gästeumfragen fehlen. «Wir beobachten vermehrt neue Schweizer Gäste, die zum ersten Mal unser Skigebiet besuchen», sagt beispielsweise Alex Singenberger aus Unterwasser. Dies zeige sich im direkten Kundenkontakt an den Kassen, in den Restaurants oder an den Skivermietstellen. Und auch in Wildhaus stellt man vermehrt Anfänger fest – Erwachsene wie auch Kinder, die erst seit kurzem auf den Skis stehen.