Nach der Hauptversammlung des Vereins Kulturpunkt Degersheim spielte am Freitagabend Cornelia Montanis «Lili pastis passpartout» das Programm «Chasch mi gärn ha». Es war ein Musiktheaterstück um Liebe und Sehnsüchte.
DEGERSHEIM. Pauline, Brigitte, Willi, Angelo, ein Grieche und Willis Mutter sind die Figuren, um die sich Cornelia Montanis erzählendes Musiktheaterstück dreht. Willi will Pauline, die aber will ihren sizilianischen Engel Angelo, Willis Mutter will stattdessen Brigitte für Willi. Aber Brigitte mit dem grünen Daumen will ihren Griechen, doch der will nur eine Affäre. Wer will eigentlich Willi? Die Frau vom Kiosk will, zumindest will sie mit ihm Kreuzworträtsel lösen und vielleicht noch mehr. Das fast zweistündige Stück «Chasch mi gärn ha» des Trios Lili pastis passpartout mit Montani in der Mitte beginnt mit einem fröhlichen Jodler und endet mit einem traurigen Chanson. Es geht um Unerreichbares in der Liebe, um Sehnsüchte und Versprechen, aber auch um falsche Erwartungen und Manipulation. Flankiert wird Montani vom Klarinettisten und Saxophonisten Daniel Schneider sowie Christoph Elsaesser am Kontrabass. Montani selbst erzählt, singt und spielt Akkordeon.
Montani nennt es «Gschichtefangis». Was das Trio bietet, sind Geschichten aus dem ganz normalen bünzligen Alltag. Erzählt und gesungen, umrahmt von vier Instrumenten, eingepackt in Klezmer-, Canzoni-, Jazz- und Chansontakte, brillant dargereicht von der agilen Sängerin und ihren beiden Instrumentalisten. «Chasch mi gärn ha», der Titel des Stücks, bekommt im Laufe des Abends eine zweideutige Aussage. Noch so gern würden sich Brigitte und Pauline ihren Liebhabern im Süden in die Arme werfen: «Chasch mi gärn ha». Für Willi aber tönt es als abweisendes: «Du kannst mich mal». Für ihn endet die Sache dann auch tragisch. Er sitzt mit 60 noch immer solo am Tisch seiner Mutter und träumt von der grossen Liebe. Und die Kioskfrau löst ihre Rätsel immer noch alleine.
Das Puzzle verschiedener Fragmente aus verschiedenen Lebensgeschichten ist weder zum Schenkelklopfen lustig noch himmelhoch jauchzend traurig. Es ist nicht besonders gewöhnlich, aber auch nicht überaus absurd. Es ist ganz einfach berührend und zudem hochspannend. Die Begebenheiten könnten aus dem eigenen Leben stammen oder aus dem des Nachbarn. Man geht und leiden mit den Protagonisten durch ihre Gefühlstäler und -höhen. Denn jeder ist schon bestimmten Idealen nachgehangen und enttäuscht worden. Doch manchmal ging es auch gut aus. Das alles ist nicht besonders spektakulär – aber eben spannend.
Die siebte Hauptversammlung des Vereins Kulturpunkt verlief völlig unspektakulär. Alle Traktanden wurden diskussionslos durchgewunken. Im achtköpfigen Vorstand gab es keine Wechsel. Die Jahresrechnung 2013 weist einen Gewinn von knapp 3000 Franken aus, der aber nur zustande kam, weil die Subventionen des vorletzten Jahres vom Lotteriefonds und der Migros erst im 2013 eingingen. Ansonsten wäre die Rechnung ausgeglichen gewesen. Zu einer kleinen Diskussion führte die Feststellung der Präsidentin Judith Schuler, dass die Gagen der Künstler ständig und überproportional steigen. Schuler: «Als wir begannen, gab es noch Pauschalgagen von 1000 Franken. Das ist vorbei, heute geht nichts mehr unter 2000 Franken. Und das in nur sieben Jahren.»