DEGERSHEIM. Aus der Nähe kommen am Sonntag die Musiker zum 13. Dreikönigskonzert nach Degersheim: Der Orchesterverein Wil und der Chor zu St. Nikolaus aus der Äbtestadt. Organisator Joseph Senn freut sich. Und wünscht sich ein zweites Konzert im Jahr.
Das 13. Dreikönigskonzert findet ausgerechnet im Jahr 2013 statt. Angst, dass es, der vermeintlichen Unglückszahl wegen nicht gelingen könnte, hat Joseph Senn keine. «Es wird wunderbar!», sagt er. In der letzten Woche des alten Jahres sitzt der Organisator im Betrieb seiner Familie, im Hotel auf dem Wolfensberg ob Degersheim, und trinkt Kaffee. Das 2012 war für ihn eine Bestätigung. Elisabeth Meyer nämlich, Sopranistin und bereits mehrfache Preisträgerin, die am 8. Januar 2012 in der Degersheimer St. Jakob-Kirche Scarlatti und Schubert sang, singt heute an der Staatsoper Stockholm. Das freut Senn, das bringt in ihm einen Stolz zum Vorschein. Keinen arroganten, eher einen liebevoll-väterlichen, einen, den jeder Konzertveranstalter kennt, der einmal einen Namen in seinem Programm stehen hatte, der später in berühmteren Programmen steht.
Nicht weniger Grösse gibt es dieses Jahr, diesen Sonntag, zu bestaunen. Hier ist's vorab eine Jahreszahl, die beeindruckt: 1715. In jenem Jahr wurden der Orchesterverein Wil, das älteste Liebhaberorchester der Schweiz, und der Kirchenchor zu St. Nikolaus unter dem Namen Cäcilienmusikgesellschaft gegründet. 1876 erfolgte die Trennung in zwei Vereinigungen. Dass die beiden Ensembles aber weiterhin harmonieren, bewiesen sie etwa an gemeinsamen Aufführungen im Rahmen des Wiler Verdi-Open-Airs. In der St. Jakob-Kirche werden die «Jubelmesse» von Carl Maria von Weber, das «Siegfried-Idyll» von Richard Wagner, «Hänsel und Gretel» von Engelbert Humperdinck und «Gloria et Honore», ebenfalls von von Weber, zu hören sein.
Unterstützt werden Orchester und Chor von zwei Solistinnen und zwei Solisten. Es sind dies Nicole Bosshard, Sopran, Esther Brönnimann, Mezzosopran, Paolo Vignoli, Tenor, und Paul Meyer, Bass. Nicole Bosshard eröffnet das Programm mit dem Weihnachtslied «Adeste Fideles», vorgetragen an der Krippe. Die Wilerin, die seit ihrem Gesangsstudium (bis 2004) regelmässig im In- und Ausland für kirchliche Werke engagiert wird, wurde 2011 mit dem Anerkennungspreis ihrer Heimatstadt ausgezeichnet. Die gleiche Ehre wurde Kurt Pius Koller bereits 2003 zuteil. Er dirigiert sowohl den St. Nikolaus-Chor als auch den Orchesterverein und hat die musikalische Gesamtleitung der Degersheimer Aufführung inne.
Joseph Senn, der das Dreikönigskonzert mit einem achtköpfigen OK veranstaltet, freut sich. Auf die «grandiose Akustik», auf die andächtige Stimmung im «prachtvollen Gotteshaus». Er freut sich auch über das, was nach Verhallen der Musik bleibt, und was für ihn gleichzeitig Musik bedeutet: die Liebe. Sie zeigt sich etwa in der Zusammenarbeit im Dorf. «Von der Schule dürfen wir die Bühne haben, die Kirchgemeinde stellt uns den Kirchenraum zur Verfügung. Das ist doch heute keinesfalls mehr selbstverständlich», lobt Senn.
Wunschlos glücklich ist der Mann, der im Jahr 2000 eigenhändig mit der Organisation der Dreikönigskonzerte im schon immer klassikaffinen Degersheim begonnen hatte, noch nicht. Sein «grosser Wunsch» wäre ein zweites Konzert, eines im Sommer. «Dafür brauchten wir breite Abstützung, eine Gruppe, wie es sie mit den Konzertfreunden Degersheim einst gab», sagt er. Für ihn allein wurde das finanzielle Risiko mit zunehmendem Erfolg grösser – und schliesslich zu gross. Der Rotary Club, das Hotel Wolfensberg, die Kantonalbank oder die Gemeinde leisten heute Unterstützung. Nicht nur für ein Konzert, sondern für mehr Liebe. Und für ein Degersheim, dessen Name am Sonntag nach dem Dreikönigstag weiter herum leuchtet als vielleicht sonst im Jahr.
13. Dreikönigskonzert, kath. Kirche St. Jakob, Degersheim, Sonntag, 16.15 Uhr, Festliche Musik zum Dreikönigstag, Orchesterverein Wil, Chor zu St. Nikolaus, Wil