An der Nationaltagfeier in Wuppenau beschwor Urs Martin am Sonntagabend die Einheit des Volks. Diese zu erhalten, sei gerade in Krisenzeiten äusserst wichtig.
Es war praktisch alles wie «früher». Im Festzelt auf dem Nollen spielte die Musikgesellschaft Wuppenau, sang die Sängerrunde am Nollen, und es redeten der Wuppenauer Gemeindepräsident Martin Imboden und der Thurgauer Regierungsrat Urs Martin. Und alle trugen dabei keine Maske.
Auch der Thurgauer Gesundheitsdirektor Martin, der mit Familie anreiste, verzichtete beim Rendezvous mit dem Volk auf den in den letzten eineinhalb Jahren ebenso vertraut wie verhasst gewordenen Stofffetzen. Und sprach vielen Anwesenden aus dem Herzen, als er erklärte: «Wir haben alle genug von diesen Massnahmen und dieser Pandemie. Und Sie können mir glauben: Wenn jemand genug von der Pandemie hat, dann bin ich es, der als Gesundheitsdirektor jeden Tag damit konfrontiert ist.» Dennoch seien die aktuell zurückgewonnenen Freiheiten keine Selbstverständlichkeit:
«Ich erachte es nach den letzten Monaten als wahnsinniges Privileg, dass wir nach einem Jahr Unterbruch unseren Nationalfeiertag wieder feierlich begehen können.»
Was ihn in den letzten Monaten im Umgang mit der Pandemie besonders belastet habe, sei – nebst all den medizinischen Fragen – auch der Umstand gewesen, dass die Meinungen über das Coronavirus und seine Folgen die Bevölkerung «maximal divergierten». Denn «egal, was man entscheidet, Kritik ist garantiert. Die einen haben grosse Angst und würden das Land am liebsten ganz herunterfahren. Die anderen sehen in der Pandemie überhaupt keine Gefahr und würden am liebsten nichts tun. Die Schnittmenge der Extreme ist praktisch null», so Martin.
Umso wichtiger sei es, dass die Bevölkerung sich in dieser Situation klar werde, was die Willensnation Schweiz denn so ausmache: «Wir müssen in der Krise zusammenstehen», appellierte Regierungsrat Martin und betonte einen Fakt, auf den die ganze Schweiz stolz sein könne:
«Unser Land hat auch diese schweren Zeiten gut gemeistert – gerade im internationalen Vergleich.»
Diese Leistung komme nicht wegen der im Land tätigen Leute zu Stande, sondern vor allem wegen des einzigartigen Staatsaufbaus, der am 1. August gefeiert werden dürfe. Gerade jener gelebte Mix aus Konkordanz, Föderalismus, direkter Demokratie, Milizwesen und persönlichen Freiheiten sei es, der die Schweizer Eidgenossenschaft zu einer robusten Demokratie werden lasse, die nicht nur bei schönem Wetter, sondern ganz besonders auch in Krisenzeiten funktioniere.