Auf rund 3000 Metern über Meer im Kaukasusgebirge entstand im Frühling eine Holzhütte. Produziert wurde sie von der S. Müller Holzbau AG. Ein unvergessliches Abenteuer für alle Beteiligten.
Wenn Stefan Müller vom Projekt in Georgien spricht, kommt der geschäftsführende Inhaber der gleichnamigen Holzbaufirma ins Schwärmen. Und das, obwohl er mit Sicherheit schon weitaus lukrativere Bauvorhaben durchgeführt hat. «Es ist das aussergewöhnlichste Projekt unserer Firmengeschichte», sagt er. Bereits der Umstand, dass das Wiler Unternehmen am Projekt beteiligt war, ist einer zufälligen Begegnung geschuldet.
Am internationalen Holzbau Forum in Garmisch lernte Stefan Müller bei einem Bier und einem Gin Tonic Kurt Wandfluh kennen. Dieser kam vorgängig durch einen Bekannten mit drei Georgiern in Kontakt, die eine Berghütte auf 3000 Metern Höhe im Kaukasusgebirge bauen wollten. Ihre anfänglichen Pläne, die Hütte aus Stein oder Stahl zu bauen, mussten sie jedoch wieder begraben. So schlug Wandfluh eine Holzkonstruktion vor. Nun musste nur noch ein geeignetes Unternehmen gefunden werden, das in der Lage war und sich dazu bereit erklärte, die Berghütte zu produzieren. Als Wandfluh dem Wiler Unternehmer Stefan Müller von dem Projekt erzählte, sagte er ihm sofort zu. Ein Entscheid, den er nie bereut habe, sagt Müller.
Anfangs sei er zwar ein bisschen skeptisch gewesen, da er das Land nicht gekannt habe und nicht wusste, wie sich politische Umstände auf die Realisierung des Bauvorhabens auswirken würden. Und auch aus unternehmerischer Sicht könne man ein solches Projekt mit einem hohen Risiko und fast keinem Ertrag eigentlich gar nicht verantworten, sagt Müller. Die Hälfte der Produktionskosten haben die georgischen Investoren im Voraus bezahlt, die andere Hälfte begleichen sie als Darlehen über einen Zeitraum von fünf Jahren. Doch um den Gewinn sei es ihm dabei nicht gegangen. «Das Geld stand nicht im Vordergrund, sondern das Erlebnis und die Menschen.» Der Lohn seien die Dankbarkeit und Wertschätzung gewesen, stimmt ihm Kurt Waldfluh zu.
Nachdem die über 100 Bauelemente mit einem Gesamtgewicht von 43 Tonnen in Wil hergestellt und verladen wurden, nahmen sie in vier Sattelschleppern die 3876 Kilometer zum Zielort in Georgien in Angriff. Dort angekommen, wurden sie per Helikopter zur Baustelle auf 3000 Metern über Meer transportiert, wo sie schliesslich zusammengebaut wurden – und das in nur zwei Wochen. Möglich sei dies nur dank der Mithilfe zahlreicher Freiwilliger gewesen, sagt Müller. Angefangen beim Helikopterpiloten, der beruflich für die Rega fliegt und für das Projekt zwei Wochen Ferien genommen habe, ohne etwas für seine Arbeit zu verlangen. Weitere Helfer aus der Schweiz arbeiteten ehrenamtlich bei der Montage der Holzelemente mit. Stefan Müller liess es sich nicht nehmen, selbst nach Georgien zu reisen, um beim Errichten der Berghütte dabei zu sein. Ein unvergessliches Erlebnis, das ihn nachhaltig geprägt habe, sagt der Wiler Unternehmer. Er könne sich deshalb gut vorstellen, in Zukunft ähnliche Projekte im Ausland zu realisieren.