WIL: Veganer haben es in Wil schwer

Vegan liegt weiter im Trend. Während in St. Gallen nebst einem rein veganen Restaurant kürzlich auch ein Laden eröffnete, gibt es in Wil kein spezifisches Angebot. Gastro-Wil-Präsident Norbert Epple über die Gründe.

Angelina Donati
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Ein Angebot an veganen Produkten besteht auch in der Stadt Wil. Einen rein veganen Laden gibt es allerdings noch nicht. (Bild: Chris So/Getty)

Ein Angebot an veganen Produkten besteht auch in der Stadt Wil. Einen rein veganen Laden gibt es allerdings noch nicht. (Bild: Chris So/Getty)

Angelina Donati

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@wilerzeitung.ch

Immer mehr Menschen bevorzugen den kompletten Verzicht auf Tierisches. Auf ihrem Speiseplan stehen also auch keine Milch, keine Eier und kein Honig. Veganismus ist der Trend des Jahrhunderts. Drei Prozent der Schweizer sind Veganer, wie aus einer von Swissveg in Auftrag gegebenen Umfrage hervorgeht. Vegetarier machen elf Prozent aus, während Flexitarier mit 17 Prozent und Fleischesser mit 69 Prozent den Rest bilden. Überraschen dürfte, dass der Anteil der Frauen unter den Vegetariern 70 Prozent ausmacht, bei den Veganern hingegen nur 40 Prozent.

Wie auch bei den Vegetariern sind die Gründe für eine vegane Lebensform vielfältig. Mit der Nachfrage steigt auch das Angebot an Supermärkte und Restaurants. So wurde mit der «Leckerei» im Oktober 2016 das erste vegane Restaurant in St. Gallen eröffnet. Vor wenigen Monaten zog auch «Tibits», mit seinem vegetarischen und veganen Angebot in die City. Gefolgt vom Anfang Januar eröffnete Laden «Vegantasia».

Für Beck zu gewagt, ganz auf vegan umzustellen

Während der Markt in der Nachbarstadt weiter wächst, besteht in Wil kein spezifisches Angebot. Allerdings lassen sich auch hier in einigen Läden vegane Produkte finden. Gross ist die Auswahl im Bio-Laden «Kornhaus». Auch beim Bio-Beck Lehmann lassen sich zahlreiche Produkte entdecken. Das vegane Sortiment reicht von Kuchen, Schokoladengipfel, über Riegel bis zu Pralinen. Zudem ist fast das gesamte Brot-Sortiment ohne Milch, Butter und Ei. «Die ersten veganen Produkte gab es bei uns vor 15 Jahren», sagt Anna Lehmann, Geschäftsleiterin von Bio-Beck Lehmann. Eine grosse Nachfrage gehe vor allem von Gastrobetrieben und vom Fachhandel aus. Angesprochen auf das Marktpotenzial, wäre es für den Beck Lehmann zu gewagt, ganz auf vegan umzustellen, wie Anna Lehmann bekennt. «Es gibt auch immer wieder Kunden, die dieser Lebensform ganz und gar nichts abgewinnen können und Vorbehalte haben.»

Abhängig von Lage und der Finanzierung

Noch gut mag sich der Gastro-Wil-Präsident Norbert Epple erinnern, als früher in den Restaurants nur Fleisch auf den Teller kam. Danach gab es eine neue Bewegung in Sachen Essgewohnheiten: «Heute halten sich jüngere wie auch ältere immer mehr zurück und verzichten gerne mal auf Fleisch.» War die Auswahl an vegetarischen Menüs anfangs klein und die Gerichte einfach, «wurde es mit der Zeit nobler». Dem Entschluss, ganz auf tierische Produkte zu verzichten, kann Norbert Epple nichts abgewinnen. «Vegan ist meiner Meinung nach übertrieben.» Es müsse auf derart viel geachtet werden und Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, wodurch sich diese Lebensform kompliziert gestalte. «Sogar Wein wird ja mit Eiweiss geklärt», sagt Epple. «Natürlich wird auch Soja-Wein angeboten. Im Vergleich ist dieser aber teurer und die Produktion aufwendiger.»

Je nach Grösse der Stadt und Lage des Lokals sieht Epple eine erfolgsversprechende Zukunft für rein vegane Läden oder Restaurants. Nicht aber in Wil. «Natürlich aber ist es auch immer abhängig vom Betreiber und seinen finanziellen Möglichkeiten.»

Gleich nach der Eröffnung eines Lokals gebe es jeweils einen grossen Ansturm von neugierigen Gästen, die sich einen Eindruck machen wollen. Dieses Interesse halte erfahrungsgemäss jedoch nur ein paar wenige Wochen oder Monate an. «Danach braucht der Betreiber einen langen Schnauf.» Ausser es handle sich um etwas «Verrücktes», das es so nie gegeben habe – dann stünden die Chancen gut, dass es auf einen Nerv treffe und rentiere. «So oder so aber wird alles, was neu ist, in Wil zuerst kritisch beäugt», sagt Epple.