WIL: Hohe Politik und viel Licht

Am Silvesterabend wurden in Wil Traditionen gelebt. Nachdem am Behördenempfang des Ortsbürgerrates die Wiler Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter gesprochen hatte, erleuchteten unzählige Laternen die Altstadt.

Christof Lampart
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Auch dieses Jahr erfüllten viele Kinder mit ihren selbst gebastelten Laternen die Wiler Altstadt mit Licht. (Bild: Christof Lampart)

Auch dieses Jahr erfüllten viele Kinder mit ihren selbst gebastelten Laternen die Wiler Altstadt mit Licht. (Bild: Christof Lampart)

Christof Lampart

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Der Brauch des kollektiven Ausklangs des alten Jahres fand nach vielen Jahren erstmals wieder im Baronenhaus statt, wo Ortsbürgerrat-Präsident Norbert Hodel gut 40 Gäste begrüssen konnte. Darunter weilten auch Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter, Regierungsrat Stefan Kölliker, die Wiler Noch-Parlamentspräsidentin Ursula Egli und die Wiler Stadtpräsidentin Susanne Hartmann.

Die vielen Vorteile der direkten Demokratie

Laut dem «World Happiness Report» sei die Schweiz hinter Norwegen und Island das drittglücklichste Land – was sie nicht verwundere, so Karin Keller-Sutter. Denn die direkte Demokratie böte als politisches System viele Vorteile: «Der Föderalismus, der die Macht in unserem Land klug aufteilt, und der Wille, verschiedene Haltungen in die Meinungsbildung einzubeziehen, sind weltweit einzigartig. Zu den Vorteilen zählt auch die Tugend der wechselnden Allianzen, die verhindert, dass sich nicht immer die Gleichen als Sieger oder Verlierer führen dürfen oder müssen», sagte Karin Keller-Sutter.

Vor einigen Jahren sei das System mit dem Hinweis, ein System mit Regierung und Opposition brächte uns mehr, immer wieder in Frage gestellt worden. Doch die Geschehnisse in Deutschland zeigten ein anderes Bild. «Das mächtigste Land Europas hat es seit September des vergangenen Jahres nicht geschafft, eine Regierung zu bilden. Die Schweizer Bundesversammlung hat hingegen völlig unspektakulär in eineinhalb Stunden einen Nachfolger für Bundesrat Didier Burkhalter gewählt», so die Wiler Ständeratspräsidentin.

Von der behördlichen Kontrolle zum Brauchtum

Auch der zweite Wiler Silvesteranlass hat längst Tradition: der Laternenumzug durch die Stadt. Der Ursprung dieses Brauchs geht auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. An Silvester fand jeweils eine behördliche Inspektion über das Vorhandensein einer Notbeleuchtung in den Häusern der Altstadt statt, und zwar sechs und sieben Uhr abends. Die Kontrolleure wurden dabei von Lichtträgern begleitet, woraus mit der Zeit ein Kinderbrauch entstanden ist. Es ist Jahr für Jahr die gleiche Prozedur und die gleiche Prozession – und deswegen auch für viele ein lieb gewonnenes Ritual, das niemand missen möchte.

Besinnlich dem Jahresende entgegen

Tatsächlich fanden sich nicht nur viele Familien mit Kindern und deren selbst gebastelten Leuchten ein, sondern auch etliche ältere Jahrgänge marschierten fröhlich im leuchtenden «Tatzelwurm» mit, der sich unter den Klängen der Wiler Stadttambouren die Marktgasse hinab zum Bärenbrunnen und anschliessend die Kirchgasse hinauf bis zum Kirchplatz schlängelte. Dort hielt er inne, lauschte der Stadtmusik und einem Gedicht.

Dann ging es wieder zum Hofplatz hoch, wo Susanne Hartmann einige Dankesworte an die lauschende Menge richtete. Dabei erklärte die Stadtpräsidentin, wie wunderschön es sei, dass im zunehmend durchgetakteten, digitalen Zeitalter ganze Familien noch Zeit und Musse fänden, um eine bezaubernde Laterne zu basteln, welche angezündet dazu angetan war, die Herzen vieler Menschen zu erfreuen.