Wie im Frauenknast: Wiler «Theaterzone» nimmt Zuschauer mit ins Gefängnis

Die «Theaterzone» bildet Laienschauspieler weiter und produziert Theaterstücke. Mit der Schweizer Erstaufführung von «Am Fenster – Endstation Frauenknast» tritt der Verein erstmals auf die öffentliche Bühne.

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Die skrupellose Sylvia mit einem der Gefängnisaufseher. (Bild: PD)

Die skrupellose Sylvia mit einem der Gefängnisaufseher. (Bild: PD)

(pd) Vier Schauspielerinnen und zwei Schauspieler proben unter der Regie von Roland Hefti seit knapp einem Jahr für das neue Theaterstück «Am Fenster – Endstation Frauenknast». Nun kommt noch die Statisterie dazu. Es ist das erste Theaterstück des neuen Vereins Theaterzone, der sich die Ausbildung und Förderung von Laienschauspielern auf die Fahne geschrieben hat.

Es ist kein übliches Laientheaterstück: Obwohl gemordet wird, geht es nicht um einen herkömmlichen Krimi, sondern um einen gefährlichen Zickenkrieg und Knatsch, die zum engen Zusammenleben im Frauengefängnis gehören, die aber auch ein Abbild unseres Lebens ausserhalb der Knastmauern bilden.

Wer sind eigentlich die «Lebenslänglichen»?

Die Geschichte lässt tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken, wirft Fragen von Recht und Unrecht auf und gipfelt in der Frage, wer eigentlich die «Lebenslänglichen» sind, die Insassen oder die draussen. Schwere Fälle sind sie alle, die vier Frauen. Auch wenn sie unterschiedlicher kaum sein könnten, haben eines gemeinsam: Sie sitzen wegen Mords im Knast und haben kaum etwas zu verlieren. Da ist die junge, zartbesaitete Tanja, die ihr neugeborenes Kind ermordet hat, um ihm ein Leben in unserer bösen Welt zu ersparen. Sie sehnt sich in ihrem beginnenden Wahnsinn in die Nähe ihres Kindes, sie drängt zum Suizid.

Ausgerechnet mit der gemeinen, schroffen Heidi, die ihren Mann aus Eifersucht recht unzimperlich erschlagen hat, wird sie in eine Zweierzelle gesteckt. Den Gefängnishof beherrscht Sylvia, das skrupellose Alpha-Tier; nach ihren Regeln funktioniert der ganze Knast. Und schliesslich ist da noch die flippige Steffi, die Geschwätzige, Leichtsinnige, die nichts ernst nimmt, sich für jedes Spektakel begeistert und sich schnell an alles und alle ranmacht.

Die Zuschauer werden selber zu Gefangenen, sie kommen nicht ungeschoren davon. Niemand kann einfach voyeuristisch durch das Knastfenster in die Zellen hinein gaffen, sondern sie erleben die Knastatmosphäre am eigenen Leib. Bereits das Theaterticket ist als Strafvollzugsanordnung gestaltet. Beim Eintritt in die Haftanstalt Lokremise Wil werden die Besucher in Blöcke eingewiesen, erhalten einen «Knastfrass» vorgesetzt, dürfen sich dann zum Hofgang unter die anderen Häftlinge mischen und fühlen sich mitten im Knast.

Hinweis
Seit kurzem läuft der Vorverkauf für die Aufführungen am 5./6./7. September. Tickets kann man mit oder ohne «Knastfrass» bestellen: www.theaterzone.ch.