Die Silo AG plant den Bau von Parkplätzen neben ihrem Firmengebäude. Dafür müssten einige Bäume gerodet werden. Die anliegenden Bewohner wollen das verhindern.
Südlich dem Gebäude der Silo AG steht eine kleine Waldparzelle mit knapp einem Dutzend Bäumen. Gegenüber befinden sich die Wohnsiedlungen der Hubstrasse, die teilweise durch einen Veloweg von den Bäumen getrennt sind. Bei den anliegenden Bewohnern ist das Wäldchen beliebt, das Grün bilde einen schönen Kontrast zur gigantischen weissen Fassade des Silokomplexes. Doch dieser Kontrast soll bald nicht mehr existieren.
Vor einer Woche erhielten die Anwohner ein Schreiben des Departements für Bau, Umwelt und Verkehr (BUV): eine Bauanzeige. Darin vermerkt war, dass das kleine Wäldchen auf dem Grundstück der Silostrasse einem Parkplatz-Areal weichen soll. Bei Hans-Ruedi Lanker, Stockwerkeigentümer der Hubstrasse 64a, schrillten sogleich die Alarmglocken: «Wir waren von diesem Brief schockiert. Die kleine Waldparzelle ist eigentlich ein Mehrwert für die Liegenschaft. Und jetzt soll sie nicht mehr sein.» Lanker reagierte zusammen mit den anderen Stockwerkeigentümern schnell, verfasste einen Brief an die eigene Liegenschaftsverwaltung.
«Wir betonten darin, dass der Bau ein Nachteil für uns und eine Abwertung für die Häuser in der Gegend bedeuten könnte.» Dies wegen steigender Lärm- und Abgasemissionen sowie dem Verlust von Grünflächen. Lanker fügt eine persönliche Note hinzu: «Wenn ich am Morgen aufstehe, höre ich die Vögel pfeifen. Im Falle eines Parkplatzes würde ich dann nur noch den Autolärm hören. Das wäre schon eine andere, ungleich schlechtere Lebensqualität. Und das nur, weil ein Unternehmen nebenan mehr Profit machen will.» Die Verwaltung bestätigte Lanker, dass sie sich dem Thema annehmen werde.
Natürlich schwebe hinter dem Entscheid ein wirtschaftlicher Gedanke, doch hat laut Jürg Tanner, Geschäftsleiter der Silo AG, vor allem die Überlegung einer sinnvollen Nutzung des Areals die Planung initiiert: «Der Boden gehört seit 2015 der Silo AG. Das Waldstück ist dabei eine eher undankbare Ecke, weil es schwierig zu pflegen ist.» Man habe sich im Unternehmen zusammengesetzt, um über eine gescheite Nutzung der Fläche nachzudenken und sei so auf den Bau von Parkplätzen gekommen: «Wir sind der Überzeugung, dass Wil ein Potenzial für zusätzliche Parkplätze hat. Dieses Thema wollen wir angehen, ohne den anliegenden Parkhäusern Konkurrenz zu machen.» Tanner unterstrich jedoch die Anzahl Parkplätze sowie die Art der Nutzung noch unklar seien: «Wahrscheinlich würde ein kleiner Teil der Parkplätze von uns genutzt, der Rest wohl von anderen Autofahrern gemietet werden können. Doch da ist noch nichts definiert.» Auch müsse zuerst die Stadt prüfen, ob der Plan überhaupt realisierbar sei.
Das Gesuch liegt seit dem 10. Oktober BUV zur Einsicht vor. Während der Auflagefrist ist es möglich, Einsprachen einzureichen. Lanker und andere Anwohner haben dies vor: «Ich hoffe, dass wir so irgendeine Chance haben.» Auf der anderen Seite des Wäldchens zeigt sich Tanner kooperativ: «Wir sind bereit, mit unseren Nachbarn Gespräche zu führen. Wir wollen alle Stimmen aufnehmen.»