Warten auf den Bundesentscheid

Während das Güllen mit Schleppschlauchverteiler in vielen Kantonen gefördert wird, ist man im Kanton St. Gallen zurückhaltend. Man will weitere Messergebnisse abwarten – und die Massnahmen des Bundesamtes für Landwirtschaft.

Brenda Zuckschwerdt
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REGION. Bald beginnt sie wieder, die Güllezeit. Dann haben es Landwirte nicht einfach. Sie sollen die Gülle möglichst so ausbringen, dass niemand Schaden nimmt: Nicht kurz vor dem Wochenende in der Nähe von Wohnquartieren, denn sonst stinkt es. Aber auch nicht bei heissem und sonnigem Wetter, da dann die Gefahr gross ist, dass die Pflanzen Verätzungen davontragen. Eine Möglichkeit, die Ammoniakemissionen gering zu halten, ist das Güllen mit Schleppschlauchverteiler. In umliegenden Kantonen wird es seit einigen Jahren mit Förderbeiträgen unterstützt. So im Thurgau, wo Bauern im Rahmen des Ressourcenprojekts Ammoniak 45 Franken pro Hektar erhalten, wenn sie ihre Gülle auf diese Art ausbringen. Rund 900 Bauern sind derzeit an dem Projekt beteiligt und düngen im Thurgau über 30 000 Hektaren mit dieser emissionsarmen Methode.

Witterung entscheidend

Im Kanton St. Gallen ist man hingegen zurückhaltend und fragt sich, ob das Güllen mit Schleppschlauch tatsächlich emissionsarmer ist als mit herkömmlichem Breitverteiler. Erich Frick vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Flawil ist Mitglied der Arbeitsgruppe Ressourcenprojekt des Kantons St. Gallen. Vor einem Jahr wurde sie ins Leben gerufen, um Vorschläge zu erarbeiten, wie Ammoniakemissionen reduziert werden können. Neuere Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Unterschiede zum Breitverteiler doch nicht so gross seien wie angenommen, sagt Frick. Entscheidend seien vielmehr die Witterung und der Verdünnungsgrad der Gülle. «Wenn Gülle mittels Schleppschlauch zu ungünstigen Wetterbedingungen ausgebracht wird, können die Verluste höher sein, als wenn man sie mit einem Breitverteiler zu guten Bedingungen ausbringt», sagt Frick.

Förderung durch Bund geplant

Walter Richner von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) kennt die Untersuchungen rund um die Ammoniakemissionen im Detail. Zwar hätten neueste, noch nicht abgeschlossene Messungen von ART tatsächlich ergeben, dass die Ammoniakemissionen beim Ausbringen mittels Breitverteilern möglicherweise geringer sind als bisher angenommen. Damit verringere sich die Emissionsverminderung durch Schleppschlauchverteiler ein wenig – die prozentuale Emissionsreduktion des Schleppschlauchverteilers bleibe hingegen gleich. «Beim Schleppschlauchverteiler besteht somit weiterhin eine deutlich verminderte Ammoniakemission gegenüber dem Breitverteiler, die wir in der Schweiz dringend brauchen.» Richner ist Mitglied einer Arbeitsgruppe des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW), die Massnahmen vorschlägt, die ab 2014 durch die neuen Ressourceneffizienz-Beiträge der Agrarpolitik 2014–2017 gefördert werden sollen. «Es sieht danach aus, dass das Güllen mittels Schleppschlauchverteiler eine dieser Massnahmen sein wird», so Richner.

Das Bauern-Image verbessern

Die Landwirte selber scheinen sich ihre Meinung über Breit- und Schleppschlauchverteiler derweil gemacht zu haben. Die Nachfrage nach Güllen mit Schleppschlauchverteiler ist seit rund zehn Jahren gleichbleibend, sagt Marcel Rutz aus Arnegg, der seit 14 Jahren im Stundenlohn Gülle ausführt – in den Kantonen St. Gallen, Thurgau und beider Appenzell. Das Güllen mittels Schleppschlauchverteiler kostet mehr – und sei in Kantonen mit finanzieller Förderung entsprechend gefragter, sagt Rutz. Er ist überzeugt: Gäbe es im Kanton St. Gallen Förderbeiträge, würde das Güllen mit Schleppschlauchverteiler explosionsartig steigen. Doch auch ohne finanzielle Unterstützung gebe es Landwirte, die die Mehrkosten auf sich nehmen. Zum Beispiel, wenn sie nahe an Wohngebieten güllen müssen. Sie bauen darauf, dass es mit dieser Methode weniger stinkt. «Damit verbessern sie ganz klar ihr Image», sagt Rutz.