Viel Herzblut für Kultur: Ohne Manuela Schöb sähe die Kulturlandschaft zwischen Aadorf und Kirchberg anders aus

Manuela Schöb ist Geschäftsstellenleiterin bei Thurkultur. Eine Aufgabe, in die sie viel Wissen steckt, aber auch eine grosse Portion Leidenschaft und Begeisterung.

Daniela Huijser
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Manuela Schöb hilft Kulturschaffenden, ihre Gesuche korrekt einzureichen. (Bilder: Michel Canonica)

Manuela Schöb hilft Kulturschaffenden, ihre Gesuche korrekt einzureichen. (Bilder: Michel Canonica)

Kulturschaffende haben es meist schwer. Denn zum Erschaffen von Kultur braucht’s nicht nur Können, sondern auch Geld. Und das fehlt so manchen, die ein Konzert, ein Theaterstück oder eine Performance auf die Bühne bringen wollen. Doch glücklicherweise gibt es Stellen, die Geld für Kultur zur Verfügung stellen können. Zum Beispiel den Verein Thurkultur, der jedes Jahr Klein- und Kleinstkultur fördert. Allerdings
müssen Kulturschaffende erst einmal ein entsprechendes Gesuch korrekt einreichen, was nicht allen gleich leichtfällt.

Hilfe bietet hier Manuela Schöb. Sie ist zwar bei Regio Wil angestellt, leitet aber zugleich die Geschäftsstelle des Vereins Thurkultur. Dafür investiert sie jede Woche etwa 20 bis 30 Prozent an Zeit, dies aber immer mit 100 Prozent Herzblut. Seit die Wilerin 2015 diese Aufgabe übernommen hat, ist sie immer wieder aufs Neue überrascht von der Kreativität, die im Grossraum Fürstenland das kulturelle Leben bereichert. «Ich bin begeistert von dem, was Künstler auf die Beine stellen», sagt sie. Zu entdecken gibt es viel, denn zum Verein Thurkultur gehören zwischen Oberbüren, Aadorf, Wängi und Kirchberg 22 Gemeinden. «Wir sind ein Kulturpool über die Kantonsgrenze hinaus», erklärt Manuela Schöb.

«Jede Gemeinde bezahlt pro Einwohner einen Franken an den Verein. Und die Kantone St. Gallen und Thurgau verdoppeln aufgrund einer Leistungsvereinbarung diesen Betrag.» 2018 kamen so rund 230 000 Franken zusammen, 145 650 Franken davon konnten an Kulturschaffende verteilt werden.

Grosse Dankbarkeit

Manuela Schöb kann allerdings nicht über das Geld bestimmen; für die Fördergelder zuständig ist die Gesuchsgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Vorstandes; sie trifft sich jeden Monat. Die Geschäftsstellenleiterin sorgt jedoch dafür, dass jedes Gesuch den Anforderungen entspricht. Fehlt etwas oder sind noch Fragen offen, kontaktiert sie die Künstler, gibt ihnen Tipps und unterstützt sie bei Problemen. Und später teilt sie mit ihnen die Freude, wenn ein Gesuch positiv beantwortet wird und Geld fliessen kann.

Die Dankbarkeit der Kulturschaffenden sei gross, sagt sie und zeigt lächelnd einige Karten und Dankesbriefe, die sie in ihrer Schreibtischschublade aufbewahrt. Zwar kann Manuela Schöb nicht über Gesuche abstimmen, doch sie kann bei den Sitzungen auf gewisse Punkte und Anliegen aufmerksam machen, auf qualitative Punkte hinweisen. «Kulturelle Projekte zu vergleichen, ist enorm schwierig. Doch in der Gesuchsgruppe sitzen Fachpersonen. Trotzdem nagen Absagen manchmal schon etwas an mir», sagt die 53-Jährige.
110 Gesuche wurden 2018 positiv beantwortet, lediglich 21 wurden abgelehnt. Mehrheitlich deshalb, weil sie den Richtlinien des Vereins nicht entsprachen.

«Wichtig ist in erster Linie, dass die Kultur hier stattfindet, wo Thurkultur verankert ist.»

Unterstützt werden seit 2017 auch Produktionen einer CD oder eines Buches. Die gesprochenen Beiträge bewegten sich 2018 zwischen 200 und 3000 Franken. «Es können aber grundsätzlich Gesuchsanträge bis 9999 Franken eingereicht werden.»

Für ihre Arbeit erhält Schöb auch einmal einen Dankesbrief.

Für ihre Arbeit erhält Schöb auch einmal einen Dankesbrief.

Höhepunkte im Kleinen

Durch ihre Arbeit hat Manuela Schöb schon einige kulturelle Höhepunkte erlebt. Im Frühling zum Beispiel die Spielgeschichte «Mich wundert, dass ich so fröhlich bin» mit Nelly Bütikofer im Hof in Wil, dann eine eindrückliche Lesung im Rahmen des Bibliothekprojektes «Umblättern» in der Bibliothek in Sirnach mit dem Autor Usama Al Shahmani sowie eine Buchpräsentation in Kirchberg. Begleitet wurde sie dort von einigen Kolleginnen, denn Manuela Schöb macht auch privat gerne etwas Werbung für Kultur im Kleineren, seit sie einen tieferen Einblick in die Entstehung solcher Anlässe hat.

Früher hingegen besuchte sie mit ihrer Schwester oft grössere Veranstaltungen, etwa ein Musical in Stuttgart oder Popkonzerte, doch Kultur bedeutete ihr lange Zeit nur wenig – abgesehen von ihrer Leidenschaft fürs Kino.

«Heute habe ich grossen Respekt vor den Künstlerinnen und Künstlern. Ich erlebe immer wieder persönlich, mit welcher Begeisterung sie sich für ihr Projekt einsetzen.»

Diese Leidenschaft, die in Telefonaten und Gesprächen ausgedrückt werden, sind für Manuela Schöb das Besondere an ihrer Aufgabe. Früher, als sie viele Jahre bei verschiedenen Banken arbeitete, erlebte sie kaum je eine solche Wertschätzung.

«Die Gesuchsteller sind auch für kleine Beiträge enorm dankbar und zeigen ihre Freude. Und nicht nur die Freude über das Geld, sondern auch über meine administrative Arbeit.»

Kultur ist ihr sehr ans Herz gewachsen. Da beschäftigt es sie schon, wenn auf der politischen Ebene ziemlich rasch einmal am kulturellen Budget gespart wird. «Viele Politiker halten Kultur lange nicht für das Wichtigste», stellt sie fest. Vereinspräsident David Zimmermann – er amtet zugleich als Gemeindepräsident von Braunau – schaffe
es aber gut, einen Konsens zwischen der Kultur und der politischen Ebene zu finden.

Planen für Kulturbühne

Wie vielfältig kulturelles Schaffen in der Region ist, erlebte sie im vergangenen Jahr anlässlich der Kulturbühne 2018. «Eine Woche lang fanden in 18 Gemeinden täglich unterschiedliche Veranstaltungen statt – ein fantastisches Erlebnis.» Bereits steht das Datum für die nächste Kulturbühne fest: Sie findet vom 30. April bis 9. Mai 2021 statt.
Bis 2021 steht aber noch die eine oder andere Veranstaltung im Terminkalender. Ein fester Termin des Ehepaars Schöb ist der Krimiabend der Bühne 70; Tickets sind längst reserviert. Und ein Blick auf die bunte Litfasssäule mitten im Büro zeigt, dass es im Grossraum Wil auch in den kommenden Monaten nicht an Kultur mangeln wird, die Manuela Schöbs Freizeit bereichern werden.