Viel an Erfahrung verloren

HANDBALL. Die Damen und Herren des KTV Wil bestreiten die Saison in der 2. Liga. Beide Teams haben in der laufenden Saison mit Spitzenklassierungen in der Tabelle nichts zu tun.

Urs Nobel
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Präsident Daniel Brenner spielt noch in der zweiten Mannschaft mit. (Bild: Urs Nobel)

Präsident Daniel Brenner spielt noch in der zweiten Mannschaft mit. (Bild: Urs Nobel)

Sowohl die Herren als auch die Damen krebsen in der laufenden Meisterschaft in den hinteren Gefilden der Tabelle herum. Präsident Daniel Brenner, selber einst Stammspieler in der 1. Mannschaft, weiss, warum: «Das Herrenteam verzeichnete auf diese Saison hin sechs Rücktritte. Dadurch ist viel Erfahrung und Routine verloren- gegangen.» Man sei sich deshalb bewusst gewesen, dass die erste Herrenmannschaft nicht – wie sonst meistens – eine Rolle als Spitzenteam spielen würde. Innerhalb des Vereins spreche man deshalb klar von einem Neuaufbau und wisse um die Schwierigkeit des Unterfangens. «Wir bewegen uns aber in der richtigen Richtung. Wir benötigen jedoch in Anbetracht der neuen Spieler noch etwas Zeit. Das Team soll sich als Ganzes finden können.

Den Spielertrainer entlasten?

Seit vier Jahren wird die erste Herrenmannschaft von Sebastian Raschle trainiert. Raschle ist Spielertrainer, er ist der Torhüter des Teams. Will man diesbezüglich nicht einmal einen Trainerwechsel vornehmen, der Raschle entlasten könnte? Brenner winkt ab und zeigt sich überzeugt, dass Sebastian Raschle einen zwar schwierigen Job ausübe, die Situation aber gut meistere. «Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit unserem Trainer und sehen keinen Grund, an dessen Stuhl zu sägen.»

Wil ist keine Handballstadt

Das Kader der ersten Mannschaft des KTV Wil ist ziemlich ausgedünnt. Allerdings stehen Spieler in der zweiten Mannschaft, die helfen könnten, personelle Engpässe für einzelne Spiele zu überbrücken. Man will jedoch von dieser Situation möglichst wenig Gebrauch machen, weil dann das normale Gefüge in Gefahr wäre. Und Ausschau nach Verstärkungen halten? «Das ist auf dem Platz Wil praktisch unmöglich. Ostwärts von Wil finden die Spieler prominente Vereine wie Fortitudo Gossau, St. Otmar oder Appenzell. Westwärts befindet sich die Handballmetropole in Winterthur und nordwestlich in Schaffhausen. Für uns bleibt da nicht mehr so viel übrig.

Konzentration auf Nachwuchs

Im KTV Wil setzt man aus diesem Grund auf eine funktionierende Nachwuchsabteilung, welche als Nährboden der Fanionteams herhalten soll. «Unsere Nachwuchsabteilung ist gut aufgestellt und wird von motivierten Trainern geführt. Ab der Kategorie U9 bis U19 stellen wir Teams, die sich in Turnieren oder in der Meisterschaft beweisen können. Zurzeit verfügen wir an die vier bis sechs Junioren, die über das Potenzial verfügen, den Sprung in die erste Mannschaft zu machen. Wir sind zudem jederzeit in der Lage, Neueinsteiger in den Handballsport einzuführen.

Damen U19 spielen Elitekategorie

Was für den männlichen Nachwuchs gilt, hat seine Gültigkeit auch im Damenhandball. Dank der Kathi finden immer wieder Spielerinnen den Weg zum KTV Wil. Das Damenteam U19 bestreitet die Meisterschaft gar bei der Elite, der höchsten schweizerischen Klasse. Ihre Gegner stammen fast ausschliesslich von A-Teams. Die Wilerinnen müssen dabei mit einem veritablen Nachteil in die Spiele steigen. In allen Wiler Hallen ist Haftmittelverbot. Gespielt wird in der U19-Elitemeisterschaft aber mit Haftmitteln. Dies verlangt jeweils nach einer Umstellung, die für ein einziges Spiel kaum wettzumachen ist.

Verletzungshexe hat zugeschlagen

Vor einem Jahr brillierte das 2.-Liga-Damenteam mit erfreulichen Leistungen und einem nicht erwarteten zweiten Schlussrang in der Meisterschaft. Entsprechend hoch waren die Erwartungen in dieser Saison. Diese konnten die Wilerinnen bisher noch nicht erfüllen. Daniel Brenner kennt auch bei den Damen die Gründe: «Die Verletzungshexe hat im Team auf diese Saison hin unerbittlich zugeschlagen. Hinzu kommt, dass die Gegnerschaft extrem aufgerüstet hat und sich derart stark präsentiert, dass ein <normales> Team kaum mehr Siegeschancen hat.» Wie die Herren braucht aber auch das Damenteam des KTV Wil keine Abstiegsängste zu hegen.

Präsident gibt Amt ab

Gefestigt präsentiert sich dagegen der Verein, der KTV Wil Handball. Im Vorstand sind alle Chargen besetzt, der Umgang untereinander sei harmonisch. Daniel Brenner (Präsident) sowie Hans Mäder (Nachwuchs-Verantwortlicher) haben allerdings auf die nächste Hauptversammlung ihren Rücktritt angekündigt. Brenner macht Werbung für mögliche Nachfolger: «Unsere Nachfolger übernehmen in einem gesunden Verein eine Vorstandsposition. Sie werden nie alleine gelassen. Den Weg, wie sie ihre Charge ausführen, dürfen, ja sollen sie aber alleine finden.» Präsident oder Junioren-Verantwortlicher könne jeder werden, der im Verein dabei sei. Der KTV Wil könnte sich aber auch vorstellen, Aussenstehende – beispielsweise zugezogene ehemalige Handballer – mit einer Vorstandstätigkeit zu betrauen. «Lieber wäre es mir aber schon, wenn sich Mitglieder aus dem bestehenden Vereinsgefüge finden lassen.»