ST. GALLEN. Eine Studie hat's kürzlich bewiesen: St. Gallen ist keine Velostadt. Trotzdem – oder gerade deswegen? – hat die Stadt nun einen Entscheid zugunsten des Langsamverkehrs gefällt: Sie will ausgewählte Busspur-Abschnitte für Velofahrer öffnen.
ST. GALLEN. Eine Studie hat's kürzlich bewiesen: St. Gallen ist keine Velostadt. Trotzdem – oder gerade deswegen? – hat die Stadt nun einen Entscheid zugunsten des Langsamverkehrs gefällt: Sie will ausgewählte Busspur-Abschnitte für Velofahrer öffnen.
Heute gibt es in der Stadt 35 ÖV-Eigentrassierungen. Auf zwei Abschnitten ist das Velofahren bereits gestattet, bei 13 besteht ein Velostreifen neben der Busspur, bei neun gilt ein Velofahrverbot. Von den elf verbleibenden Passagen werden «in den nächsten ein bis zwei Jahren» sieben geöffnet: fünf an der Rorschacher Strasse und zwei an der Zürcher Strasse. Zudem wurden in einem Massnahmenpaket die Voraussetzungen für die Nutzung weiterer Busspuren für Velos geschaffen. So steht es in dem Postulatsbericht, der dem Parlament vergangene Woche zugestellt wurde.
Thomas Walter, Präsident von Pro Velo Region St. Gallen, begrüsst diesen Entscheid – prinzipiell. «Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung», sagt er. Als Vorreiterin würde Walter die Stadt deswegen aber nicht bezeichnen. «Es gibt viele andere Städte, in denen Velofahrer seit Jahren auf allen Busspuren fahren dürfen», sagt er. Im Sinne von Pro Velo müssten noch mehr Busspuren geöffnet werden.
Stadtparlamentarier Thomas Schwager stösst ins gleiche Horn wie Thomas Walter, wenn auch mit deutlicheren Worten: «Es ist ein langsamer erster Schritt.» Denn der Entscheid ist der erste in einer seit Jahren andauernden Debatte. Bereits 2008 hatten Schwager und Ratskollege Stefan Rosenblum (CVP) eine Interpellation zum Thema eingereicht. Damals hiess es, die Stadt werde die Situation «pragmatisch» überprüfen. Passiert ist nichts. 2012 doppelten Schwager und Rosenblum mit einer Motion zur Öffnung der Spuren während einer Testphase nach.
Warum es bis zur definitiven Öffnung der Busspuren erneut ein bis zwei Jahre dauern soll, ist für Schwager unverständlich. Die Stadt verbürokratisiere eine einfache Massnahme zur Förderung des Veloverkehrs. (jmw)