In den Läden gilt seit Donnerstag keine Maskenpflicht mehr. Was für die einen mangelnder Schutz bedeutet, ist für andere eine Befreiung. Das Stimmungsbild gegenüber der Aufhebung der Maskenpflicht ist eher positiv.
Es ist ein ungewohnter Anblick. Kunden schieben ihre Einkaufswagen durch die Gänge der Wiler Migros. Mitarbeiterinnen räumen die Regale ein. Kinder betteln bei ihren Eltern um Süsses und ältere Frauen recken sich, um ans oberste Regal zu gelangen. Und das alles ohne Maske.
Doch nicht alle Gesichter sind unverhüllt, gut ein Drittel trägt trotz der Aufhebung der Maskenpflicht einen Mundschutz. Eine davon ist Sonja Hafen aus Tägerschen. Sie sagt: «Ich würde mich nackt fühlen ohne Maske.» Da sie selbst auf einer Corona-Abteilung im Spital arbeitet, sieht sie die Aufhebung der Maskenpflicht kritisch. «Ich gehöre selbst zur Risikogruppe und würde mich geschützter fühlen, wenn die Menschen eine Maske tragen würden.»
Ein älterer Herr hingegen freut sich über die Aufhebung der Maskenpflicht. Er sagt: «Ich fand das ganze An- und Abziehen unpraktisch.» Eine junge maskentragende Frau mit Kinderwagen sagt: «Ich finde es okay, dass die Entscheidung über das Maskentragen nun den Menschen überlassen ist.»
Ein junger Mann vor der Migros ist unzufrieden mit der Aufhebung. Er sagt: «Das Virus ist immer noch da und es kann immer noch gefährlich sein.» Gleich neben ihm kommt eine junge Frau aus der Migros. Sie freut sich: «Es ist so schön, die Gesichter und das Lächeln der Menschen wieder sehen zu können.»
Im Spar des ländlicheren Wilen ist an diesem Donnerstagmorgen nicht viel los. Einer der wenigen Kundinnen und Kunden ist ein älterer Herr, Hans Bühler. Er freut sich darüber, dass er nun keine Maske mehr tragen muss, und trotzdem sieht er ein, dass sich Risikopatientinnen und -patienten nun unwohl fühlen könnten. «In grossen Gruppen werde ich bestimmt noch eine Maske tragen», sagt sowohl Bühler als auch Rita Würth, eine weitere Spar-Kundin.
«Es ist ein komisches Gefühl», sagt Pia Egger aus Wilen. Sie habe heute gar nicht gewusst, ob sie die Maske für den Einkauf mitnehmen soll oder nicht. Nun hat sie die Maske zwar dabei, trägt sie aber nicht. Pia Egger sagt, sie nehme die neue Situation als befreiend wahr, da sie selbst keine Angst vor dem Virus habe. Das liege unter anderem daran, dass sie sowohl geimpft als auch genesen sei.
Die Strassenumfrage zeigt, dass sich die Mehrheit der Befragten über die Entwicklung freut. Doch auch eine Unsicherheit ist zu spüren. Denn die Aufhebung der Maskenpflicht bringt auch eine Entscheidung mit sich: Maske freiwillig tragen oder nicht?