In einem früheren Gespräch meinte der Teamchef des HSC Henau, Andreas Halbeisen, dass die Erfolgsfaktoren seines Teams aus einem «Schnorri», einem «Tüftler» und einem ruhigen dritten Mann bestünden. Alle drei müssten Spinner sein. Doch das ist masslos untertrieben. Vizeeuropameister wird man so nicht.
Herr Halbeisen, Ihr Bruder beklagte sich, dass er anlässlich der Europameisterschaft am Samstagabend alleine in der Hotelbar gewesen sei. Wo waren Sie und die beiden Meuri-Brüder?
Andreas Halbeisen: Mittlerweile sind wir etwas professioneller geworden und möchten an den Rennen erfolgreich sein. Unser Aufwand ist gross und soll sich auch in entsprechenden Resultaten niederschlagen. Damit dies möglich ist, gehört es sich auch, dass wir rechtzeitig zu Bett gehen, um anderntags fit an den Start gehen zu können. Wir fahren zu den Trainings und den Rennen mit dem Fahrzeug eine Strecke vergleichbar mit Henau – Moskau und wieder zurück. Allein schon dieser Aufwand soll sich in Spitzenresultaten auswirken. Feiern können wir dann immer noch, wenn es zu Siegen oder zu Podestplätzen gereicht hat.
Heisst das also, dass die Henauer Hornschlittler nicht mehr drei Spinner, sondern ehrgeizige Sportler geworden sind?
Halbeisen: Spinner sind wir vielleicht immer noch ein bisschen. Sonst würden wir den grossen Aufwand für unsere Sportart nicht auf uns nehmen. Und dann kommt hinzu, dass wir alle etwas älter und vernünftiger geworden sind. Zwischen zwei Renntagen die halben Nächte in den Bars herumzuhocken, bedeutet uns nicht mehr so viel wie noch früher. Nicht zu vergessen die Verantwortung, die beispielsweise ich gegenüber meinen Mitfahrern trage. Sie können sich auf dem Hornschlitten nur sicher fühlen, wenn ich vorne gut und sicher führe.
Interessant ist die Aussage von Eurem Teamchef Thomas Halbeisen, dass ihr am Vortag des letzten Laufs über die Taktik gesprochen habt. Ob ihr Vollgas geben oder eher auf Sicherheit fahren wollt. Offenbar habt ihr richtig entschieden?
Halbeisen: Wenn wir jeweils die 900 Meter lange Strecke hochgehen, diskutieren wir in den Kurven schon, ob und wie stark wir an besagter Stelle bremsen sollen. Schliesslich müssen wir aber nach allen unseren drei Läufen möglichst schnell im Ziel sein, um einen Podestplatz mit Medaille zu gewinnen.
Zu einem Podestplatz hat es an der Europameisterschaft in Villnös gereicht. Die besten Südtiroler waren jedoch einmal mehr unschlagbar. Könnt ihr an dieser Hierarchie in den nächsten Rennen noch rütteln?
Halbeisen: Ohne an diese Möglichkeit zu glauben, müssten wir gar nicht zu den Rennen antreten. Allerdings haben wir bei weitem nicht die idealen Möglichkeiten wie unsere Gegner.
Im vergangenen Jahr hörte man von den Henauer Hornschlittlern überhaupt nichts, man musste sogar annehmen, dass ihr zurückgetreten seid. Jetzt messt ihr Euch plötzlich wieder mit den Besten. Was ist passiert?
Halbeisen: Wir fuhren zwar auch im vergangenen Jahr, aber nicht so oft und auch nicht so erfolgreich. In dieser Saison haben wir uns auf die Europameisterschaft konzentriert und die Planung entsprechend auf dieses Grossereignis ausgerichtet. Das Ziel ist erreicht und hat den positiven Nebeneffekt, dass wir uns als Team entschieden haben, in derselben Besetzung wie in diesem Jahr auch nächste Saison zu fahren. Pascal Meuri hat sich trotz Rücktrittsabsichten dank dem Gewinn der EM-Medaille nochmals zum Mitmachen überreden lassen. Wir verfügen über gutes Material, sind alle drei fit und werden mit jedem Jahr, in dem wir fahren, entsprechend erfahrener. Und wir sind weiter erfolgshungrig. Gute Gründe, um nochmals anzugreifen, um den übermächtigen Südtirolern das eine oder andere Mal die Suppe zünftig zu versalzen.