Für ihre erste Produktion wählte die TheaterZone Wil ein schwer verdauliches Stück – auch für das Publikum.
Die TheaterZone wurde vor zwei Jahren gegründet, zählt aktuell 25 Mitglieder und wird von Jacqueline Gübeli präsidiert. Der junge Verein bildet Laienschauspieler an Kursabenden weiter und produziert Theaterstücke. Langjährige Theaterschauspieler und Theaterneulinge verschmelzen sich zu einem Team, welches sich in unterschiedlichsten Rollen ergänzt. Am Donnerstagabend feierte der Verein einerseits die Premiere ihrer ersten vereinseigenen Produktion «Am Fenster – Endstation Frauenknast». Andererseits ist es zugleich auch das Erstlingswerk für den Verein selbst.
Dabei beweisen die Theatermacher viel Mut. Denn das anspruchsvolle Stück nimmt nicht nur das Publikum mit auf eine, zuweilen schwer verdauliche Reise, es fordert auch von den Laienschauspielern alles ab. Das bestätigte nach erfolgreichem Auftritt Rahel Aerne. «Auch mir wurde die Thematik von Gewalt, Mord und Hass, aber auch von gleichgeschlechtlicher Liebe und Respekt, erst bei unseren intensiven Proben so richtig bewusst. Das Stück ist für jeden geeignet, der die Augen vor den negativen und böswilligen Umständen in unserer Gesellschaft nicht verschliessen will.» Rahel Aerne selbst spielt im Stück die Rolle einer ausgeflippten, lebhaften und quirligen Gefängnisinsassin – und tut das mit einer hervorragenden Mimik.
Das fiel den 120 Besuchern an der ausverkauften Premiere auf. «Das Stück ist sehr spannend, die Leistung der Schauspieler hervorragend», oder «durch die Nähe zum Publikum kommt ihre Ausdrucksstärke erst so richtig zur Geltung», um nur zwei Aussagen aus dem Publikum wiederzugeben.
Obschon gemordet wird – ja, auch Blut ist zu sehen – handelt es sich nicht um einen Krimi. Vielmehr ist es ein Einblick in einen Frauenknast, der schonungslos die harte Zeit einer Gefangenschaft aufzeigt. Ob als Kindsmörderin oder Drogenschmugglerin, im Knast sind alle gleich; meint man. Zickenkrieg und Knatsch sorgen für Spannung, längere Dialoge unterschiedlichster Personen zeigen unverblümt auf, wie sich nicht nur die Kriminellen eingesperrt fühlen, sondern auch die Wärter. Die Gesellschaft ist ungerecht, hart und böse. Geld, Neid und Oberflächlichkeit regiert die Welt, strafbar ist jedoch erst derjenige, der sich erwischen lässt. Eine uralte Binsenweisheit, ganz zum Schluss des knapp zweistündigen Theaters, das mit Bestimmtheit den Einen oder Anderen in sich gehen lässt und er sich die Frage nach dem Sinn des Lebens doch noch einmal vor Augen führt.
Hinweis
Letzte Aufführung, Samstag, 20 Uhr, Lokremise