Nach missratenem Saisonstart hat Wil zum Steigerungslauf angesetzt. Der Club, der zuletzt dreimal Schweizer Meister in Serie wurde, ist vom siebten auf den vierten Rang der NLA vorgerückt – die neue Vision beginnt zu greifen.
Das hatten sie sich beim Tischtennisclub Wil anders vorgestellt. Mit einem Unentschieden gegen Lancy sowie zwei 3:6-Niederlagen gegen Lugano und Meyrin ist der Titelverteidiger nicht wunschgemäss in die Saison gestartet.
Für ein Team, das dreimal hintereinander NLA-Meister wurde, ist das zu wenig. Zumal es den vierten Titel in Serie anstrebt. Teamchef Christian Hotz sagt:
«Als Meister muss man sich die erfolgreiche Titelverteidigung als Ziel vornehmen».
Ganz überraschend kommt es allerdings nicht, dass der Wiler Motor zu Saisonbeginn stotterte.
Die neue Spielzeit steht aus Wiler Sicht unter dem Zeichen der Veränderung. Als Hotz beim Club begann, hatte er die Vision, den Titel nach 1997 wieder einmal nach Wil zu bringen. «Ich fand es langweilig, dass mit Rio-Star Muttenz immer das gleiche Team Meister wurde.»
Für diese Saison hat der 32-Jährige eine neue Vision: In der ersten Mannschaft mehr auf junge Schweizer Spieler zu setzen – und weniger auf Ausländer wie früher.
Hinter dieser Umstellung steckt eine neue Strategie. «Wir erhoffen uns, dass wir damit die Identifikation im und mit dem Verein fördern und so letztlich mehr Mitglieder gewinnen», sagt Hotz, der für das NLA-Team im Einzel und Doppel spielt.
Wil ist nicht der erste Club, der auf Schweizer statt Ausländer im Fanionteam setzt. Hintergrund dieser Massnahme ist oft, dass sich Vereinsmitglieder nicht mehr mit der ersten Mannschaft identifizieren können.
Bei Wil dagegen war nicht etwa Kritik im Umfeld des Clubs verantwortlich für diesen Schritt. Hotz sagt:
«Wir haben uns selber und mit Überzeugung für diesen Schritt entschieden».
In den vergangenen erfolgreichen Jahren agierte Wil jeweils mit drei Ausländern, seit dieser Saison ist es mit dem Letten Mattiss Burgis nur einer, der regelmässig zum Zug kommt. Der Schwede Fredrik Möller fungiert als Ersatzspieler.
Neu zum Stammteam stiessen die zwei jungen Schweizer Elia Schmid und Simon Schaffter. Schmid, zweifacher Einzelmeister, kam als Ersatz für den Briten Andrew Rushton, der nach zwei Meistertiteln mit Wil zum Konkurrenten Meyrin zurückkehrte.
In der ersten NLA-Doppelrunde gegen Lancy und Lugano spielten die Wiler gar ohne Ausländer. Dass es dabei mit einem Unentschieden und einer Niederlage noch nicht ideal lief, überraschte Hotz nicht:
«Wir haben starke Schweizer Spieler. Aber wenn man über mehrere Jahre mit Ausländern gespielt hat, ist das eine Umstellung.»
Der Turnaround folgte dann in der zweiten Doppelrunde, welche die Wiler auswärts und erstmals mit Burgis bestritten. Gegen Meyrin resultierte zwar eine weitere Niederlage, doch am Tag darauf reagierte der Titelverteidiger mit einem 6:3-Sieg gegen Veyrier.
Dies war für Wil mehr als ein Sieg. Noch am Vortag war Burgis die lange Wettkampfpause seit dem Final der vergangenen Saison anzumerken. Doch gegen Veyrier steigerte er sich, so wie auch die anderen Spieler des Teams.
Die ersten zwei Partien verlor der Lette noch, doch in der dritten machte er einen 0:2-Satzrückstand wett und gewann mit 3:2. Hotz sagt dazu:
«Damit ging bei ihm der Knopf auf. Seither spielt er sehr gut».
Genauso wichtig war dieser Sieg für das Team: «Er gab uns viel Selbstvertrauen.» Das zeigte sich auch in der nächsten Partie gegen Rio-Star Muttenz, das die Vorrunde als souveräner Leader abschliesst. Auswärts gegen die Basler spielte Wil unentschieden. Hotz sagt dazu:
«Wir hätten sogar gewinnen können. Der Punktgewinn hat aber gezeigt, dass auch in dieser Saison mit uns zu rechnen ist.»
Den Schwung nahmen die Wiler in die letzten drei Partien im 2018 mit. Nach dem 6:4-Erfolg gegen Chênois doppelten die Wiler mit einem 6:2- und 6:1-Sieg gegen Aufsteiger Wädenswil nach.
Mit dieser Serie von vier Siegen und einem Unentschieden zeigten die Wiler eine starke Reaktion auf den verpatzten Saisonstart. Dies wirkte sich auch in der Tabelle aus: Nach zwei Partien auf dem siebten und damit zweitletzten Rang klassiert, rückte Wil bis auf Rang vier vor.
Hotz und sein Team erreichten damit ihr Ziel, auf einem Mittelfeldplatz zu überwintern. Deshalb zieht der 32-Jährige auch ein positives Zwischenfazit:
«Diese Saison ist nochmals viel enger als die vergangene. Auch das Niveau ist stark angestiegen. Dass wir unter diesen Umständen bestehen konnten, ist ein gutes Zeichen.»
Eine Aussage, welche die Konkurrenz wohl nicht gerne hört.