Soziales Engagement zeigt Silvan Wigert nicht nur privat, sondern auch in seinem Fahrradgeschäft in Wilen. Dort hilft er momentan drei Personen, den Einstieg in den Arbeitsmarkt wiederzufinden.
wilen. In seiner Werkstatt wird geschraubt, geölt und geflickt – nichts Aussergewöhnliches für ein Velogeschäft. Doch das Wilener Fahrradgeschäft «Stop-Box» unterscheidet sich von anderen Werkstätten. Denn im Wilener Geschäft wird aktiv Arbeitsintegration gemacht. Die Firma wurde als Holding vom neu gegründeten Verein zur Förderung Sozialer Arbeitsplätze (VFSA) übernommen. Ziel des Vereins ist es, Arbeitsplätze für Menschen, denen der Zugang zum regulären ersten Arbeitsmarkt erschwert oder verwehrt ist, zu schaffen. Das Wilener Fahrradgeschäft ist als erste Firma in das Programm des Vereins eingestiegen. Für Geschäftsführer Silvan Wigert war dies eine optimale Möglichkeit, sein Geschäft zu erhalten und mit seinem sozialen Engagement zu verbinden. «Die Idee hatte ich schon lange, aber ich hätte sie alleine nicht durchgebracht», sagt er. Gemeindeammann Kurt Enderli, Präsident des VFSA, war es dann, der ihn ins Boot holte.
Zwei Stellensuchenden bietet der in Wilen aufgewachsene Silvan Wigert seit August einen Arbeitsplatz. Ein IV-Bezüger arbeitet schon im dritten Jahr bei ihm. Für Silvan Wigert ist die Arbeit mit ihnen jedoch nicht einfach, werden doch die Tagesstrukturen noch nicht von allen eingehalten. So erzählt Wigert von einem Mitarbeiter, der nur unregelmässig zur Arbeit erscheint. «Obwohl er gestern ankündigte zu kommen, ist er heute nicht da», sagt er. Für ihn kein Grund zu verzweifeln, sondern sich zu fragen: «Wie kann ich ihn motivieren?». Die neuen Mitarbeiter erforderten vom Geschäftsführer bei der Arbeit ein Umdenken. «Auf die beiden regulären Fachkräfte im Geschäft kann ich mich verlassen und mit ihnen planen. Das geht mit den Stellensuchenden nicht», erklärt er. Deshalb hält er für sie auch «nur» Reservearbeit bereit. So kümmern sie sich um die Occasionsvelos. Putzen, recyceln, zerlegen und wieder zusammensetzen gehören zu den Aufgaben. Das Know-How rund ums Fahrrad wird so aufgebaut. An Kundenvelos lässt Wigert erst den Mitarbeiter mit dreijähriger Erfahrung. Und wie bei den anderen wird auch bei ihm alles vom Fachpersonal überprüft.
Auch Joachim Brunnschweiler vom VFSA ist Teilzeit bei «Stop-Box» angestellt. Er unterstützt Silvan Wigert dabei, die Arbeitsintegration im Geschäft möglichst gut umzusetzen. «Die Teilnehmer sind nicht einfach billige Arbeitskräfte», stellt Brunnschweiler klar. Denn nicht alle sozialen Mitarbeiter erhalten einen Lohn. Bezahlt wird nach Leistung. Wird gar nichts geleistet, erhält man auch nichts. Benötigt jemand viel Betreuung, erhält «Stop-Box» von den zuweisenden Stellen sogar einen Betrag. «Wenn sich jemand den Weg so weit erarbeitet, dass er etwas erwirtschaftet, wird er dafür auch belohnt», erklärt Brunnschweiler. Er spricht von einem guten Anfang und zwei motivierten Mitarbeitern. Durch die Nähe zu den Kunden würden sie immer wieder ermutigt. Für Brunnschweiler ist dies auch der Reiz dieser Arbeitsplätze. «Die Teilnehmer arbeiten so nah an der Wirtschaft. Sie sind nicht abgekapselt, sondern arbeiten parallel zum ersten Arbeitsmarkt», sagt er.
Die drei Mitarbeiter, die wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden, bringen dem Geschäftsführer nicht nur Entlastung. «Es wird für Silvan Wigert nicht einfacher. Die Arbeitsintegration braucht viel Aufwand», sagt Joachim Brunnschweiler. Doch Wigert beschwert sich nicht. Er sieht in der Arbeitsintegration eine neue Herausforderung für sich. «Es entspricht mir», sagt er und erzählt in leisen Tönen von seinem bisherigen sozialen Engagement. So hat er bereits privat Drogensüchtige sowie eine schwer Depressive begleitet und einer Person mit ADS eine Anlehre ermöglicht. «Ein Herzensanliegen», begründet der 45-Jährige sein Engagement. Ausserdem motiviere ihn sein christlicher Hintergrund. Als nächstes Ziel möchte er selber IV-Bezüger ausbilden. Dafür absolviert er momentan eine Ausbildung zum Arbeitsagogen.