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Wil
Panels auf Raten und Industriebetriebe, die ihre Dächer für grosse Anlagen zur Verfügung stellen: Wil macht vorwärts beim Sonnenstrom. Wer kein Dach hat, kann sich weiter an Solarzellen auf der Eishalle beteiligen.
Die Wiler «Solaroffensive» läuft. Bis 2050 sollen 15 Prozent des auf Stadtgebiet verbrauchten Stroms aus Fotovoltaikanlagen stammen und überhaupt nur noch erneuerbare Energien genutzt werden. 2018, als die Grünen Prowil die «Solaroffensive» der Technischen Betriebe Wil (TBW) im Parlament initiierten, betrug der Anteil des Solarstroms 3,5 Prozent. Als erstes Etappenziel wurden 5 Prozent bis 2020 ausgegeben. Dieses wurde erreicht, sagt Andreas Breitenmoser gegenüber dieser Zeitung:
«Ende 2020 waren wir bei 5,5 Prozent Solarstrom. Damit sind wir gut unterwegs. St.Gallen zum Beispiel ist bei 3,7.»
Gemäss dem Vergleichsportal «Energie Reporter» hat die Kantonshauptstadt dafür beim erneuerbaren Heizen mit 22 zu 14,5 Prozent klar die Nase vorn. Schweizweiter Spitzenreiter beim Solarstrom ist die Waadtländer Gemeinde Onnens mit 68 Prozent.
Ein Instrument, um die 15 Prozent Solarstrom zu erreichen, ist das Angebot, mit dem Hausbesitzer ihre Fotovoltaikanlage pachten können. Dieses besteht seit letztem Herbst. Wie es in einer aktuellen Medienmitteilung heisst, ist die erste gepachtete Anlage unlängst ans Netz gegangen, auf dem Dach von Anja und Mathias Kündig.
Kündigs bezahlen während 15 Jahren monatlich einen fixen Betrag, die TBW kümmern sich um die Montage und garantieren während der ganzen Laufzeit, dass die Anlage einwandfrei funktioniert. Danach geht die Anlage ins Eigentum der Pächter über. Diese bekommen so 10 bis 15 weitere Jahre Sonnenstrom.
Doch nicht nur Besitzer von Wohnhäusern sollen in Wil animiert werden, auf Solarstrom umzustellen. Wie Andreas Breitenmoser, Stadtrat und Vorsteher des Departements Versorgung und Energie sagt, bestehen auch Vorverträge mit Kunden aus Wiler Gewerbe und Industrie zum Bau von Fotovoltaikanlagen. Auf deren grossen Dächern können die Technischen Betriebe Wil (TBW) Solarzellen montieren. Den Strom, den die Betriebe nicht selbst verbrauchen, können sie gegen Abgeltung ins allgemeine Netz einspeisen. Zu den beteiligten Firmen will Breitenmoser noch keine Angaben machen.
Unterstützt werden die Projekte im Rahmen der «Solaroffensive» aus dem Gewinn der TBW. Dies beantragten die Grünen Prowil im Frühling 2019 im Stadtparlament. Fast zeitgleich mit der «Solaroffensive» rief die Stadt Wil damals den Klimanotstand aus. Gemäss der vom Parlament verabschiedeten Resolution soll Wil bis 2050 klimaneutral sein.
Wer kein eigenes Dach hat, oder keine Panels darauf bauen kann, hat mit dem sogenannten Bürgermodell der Stadt die Möglichkeit, Sonnenstrom vom Dach der Eishalle Bergholz zu kaufen. 250 Franken kosten ein Quadratmeter Solarzellen und 80 Kilowattstunden im Jahr. Garantiert wird eine Versorgungsdauer von 20 Jahren. Die erste Anlage ging im Frühling 2020 ans Netz. Die zweite Tranche wird nun gemäss Andreas Breitenmoser im Mai gebaut, danach startet der Verkauf für die dritte.