Skulpturen aus Holz und Schnee

STOLZENBERG. Hoch über Uzwil, in Stolzenberg, befindet sich die Werkstatt des Holzbildhauers Anton Blättler. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit lehrt er an der Fachschule für Kunsthandwerk und Design im österreichischen Elbigenalp.

Christoph Hunziker
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Der Holzbildhauer Anton Blättler bringt den Golfschläger seiner Holzskulptur in die richtige Position. (Bild: Christoph Hunziker)

Der Holzbildhauer Anton Blättler bringt den Golfschläger seiner Holzskulptur in die richtige Position. (Bild: Christoph Hunziker)

Prominenz in der Werkstatt: Andres Ambühl, Stürmer des Hockeyclubs Davos, steht im Holzatelier in Stolzenberg – nicht aus Fleisch und Blut, sondern als Holzbüste. «In einigen Wochen werden die <Holzköpfe> der Davoser Hockeymannschaft bei einer Auktion versteigert», sagt der Holzbildhauer Anton Blättler. Seit zehn Jahren arbeitet er in seiner Holzwerkstatt im Weiler Stolzenberg, wo er auch seine Kinder- und Jugendzeit erlebte. Zuvor war das Atelier das Zuhause einiger Schweine – ein Saustall. Mit seinem Bruder baute er diesen zur Werkstatt um. «Oberhalb befindet sich meine Wohnung, die ich mit meiner Frau teile», erklärt Blättler, den Finger zur Decke gerichtet.

Nach der abgeschlossenen Schreinerlehre in Oberuzwil, arbeitete er während vier Jahren in einer Schreinerei. Mit 24 Jahren entschied er sich dann, eine vierjährige Ausbildung zum Bildhauer in der Fachschule für Kunsthandwerk und Design in Elbigenalp (Tirol/Lechtal) zu absolvieren, wo Blättler heute als Fachlehrer tätig ist.

Eigene Ideen umsetzen

«Ich wollte nach der Schreinerlehre nicht nur Pläne ausführen, sondern kreativ etwas Eigenes erschaffen. Zeichnen war schon seit ich denken kann mein grosses Hobby», sagt Blättler. Das sei ein entscheidender Grund gewesen, weshalb er sich für das Kunsthandwerk entschieden habe – auch wenn es schwierig sei, allein mit der Holzbildhauerei über die Runden zu kommen. Seinen Schülern im österreichischen Lechtal lehrt er nicht nur den Umgang mit Holz und verschiedenen Werkinstrumenten, sondern auch Handwerkstechniken, die für die Verarbeitung anderer Materialien wie Gips oder Stein nötig sind. Aber auch das Planen und Modellieren von Prototypen will gelernt sein.

«Um Holzbildhauer zu werden, sollte man innovativ sein, ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und handwerkliches Geschick mitbringen», erklärt der 39-Jährige. Nur selten erfülle ein Lernender alle diese Eigenschaften. Meistens fehle es am räumlichen Vorstellungsvermögen. «Schülerinnen und Schüler lassen sich oft von der Vielfalt im Internet gefundener Gegenstände inspirieren.»

Drei Arbeitstage verbringt Anton Blättler im Lechtal bei seinen Schwiegereltern, zwei in seiner Holzwerkstatt.

Werke widerspiegeln Zeitgeist

«Die Bildhauerei ist für mich nicht einfach nur ein Broterwerb, sondern ein faszinierendes, künstlerisches Handwerk, welches einem urtümlichen menschlichen Bedürfnis entspricht und auf eine uralte Geschichte zurückblicken kann», sagt der Holzkünstler. In jedem Werk, das in dieser Tradition entstanden sei, stecke viel Zeitgeist und in gewisser Weise auch ein Teil seines Erschaffers. Dies widerspiegle eine wunderbare individuelle Eigenschaft, die dem überwiegenden Teil anderer Produktions- und Konsumgüter völlig abhanden gekommen sei, erklärt Blättler. Um von der Bildhauerei leben zu können, müsse man vor allem flexibel und innovativ sein. «Es gibt nur wenige Holzbildhauer, die allein von ihrem Kunsthandwerk leben können.» Die Konkurrenz aus dem fernen Osten oder maschinell hergestellte Gegenstände würden dies erschweren.

Keine Standardarbeiten

«Viele denken, als Holzbildhauer würde ich oft für die Kirche arbeiten.» Das sei aber schon seit mehreren Jahren nicht mehr der Fall. Neue Kirchen würden möglichst schlicht gestaltet. Viel häufiger widme er sich profanen Gegenständen. Alle Arbeiten von Anton Blättler entstehen aus eigenen Entwürfen oder auf individuelle Kundenwünsche. «Es gibt keine Standardarbeiten». Er formt und schneidet riesige Skulpturen aus Schnee, schnitzt Reliefs und Porträts sowie sakrale oder profane Kunstwerke in verschiedenen Stilen. Dem Kunsthandwerk seien keine Grenzen gesetzt, betont er.

Beim Schneiden und Meisseln von Schneeskulpturen schätzt er die Teamarbeit. «Ein Holzbildhauer arbeitet häufig alleine. Damit aus einem Schneehaufen eine Skulptur entstehe, müsse man mindestens als Duo tätig sein. Für die Aufzeichnung von drei Fernsehshows auf der Gnadenalm in Obertauern (Salzburg) waren Anton Blättler und ein Künstlerkollege vor Ort, um ein vier Meter hohes Mainzelmännchen aus Schnee für ein Bühnenbild zu erstellen. Ebenso fertigte er 2003 für die Alpine Ski-WM in St. Moritz zwei riesige Wintersportler aus Schnee.

An der Alpinen Ski-WM 2003 in St. Moritz schuf Blättler mit einem Künstlerkollegen diese Schneeskulpturen. (Bild: pd)

An der Alpinen Ski-WM 2003 in St. Moritz schuf Blättler mit einem Künstlerkollegen diese Schneeskulpturen. (Bild: pd)