Der Wiler Cédric Noger bestreitet auch diesen Winter die Skirennsaison als Mitglied des B-Kaders. Er hofft immer noch darauf, einmal Weltcuprennen bestreiten zu können.
Urs Nobel
Cédric Noger, der Skirennfahrer aus Wil, gibt sich weiter kämpferisch. Nachdem er im zweiten Jahr den B-Kader-Status von Swiss-Ski besitzt, soll nun der nächste Karriereschritt vollzogen werden. Er weiss allerdings, dass vieles von Zufällen abhängt, ob er sein Ziel «Weltcup» je einmal erreichen wird.
Cédric Noger, wo befinden Sie sich im Moment gerade?
Ich sitze im Auto und bin unterwegs nach Veysonnaz. Ich komme aus Österreich, wo wir auf den Gletschern ideal trainiert haben.
Besteht Ihr Traum, Weltcup-rennen bestreiten zu dürfen, immer noch?
Ja, auf jeden Fall. Und es liegt auch absolut im Bereich des Möglichen, dass es diesen Winter klappt.
Was haben Sie dafür gemacht?
Ich habe eine ziemlich gute Vorbereitung hinter mir und konnte konditionell weiter zulegen. Ich hoffe, dass ich dank meiner zusätzlichen Stabilität, die ich erlangt habe, regelmässiger gute Resultate herausfahren kann. Zuversicht gibt mir auch der Umstand, dass ich einer neuen Gruppe mit einem anderen Trainer zugeteilt worden bin. Diese neue Situation harmoniert um einiges besser als in der vergangenen Saison.
Auf das vergangene Jahr verbesserten Sie sich mental. Verzeichneten Sie diesbezüglich weitere Fortschritte?
Ich denke schon. Aber ich habe noch keine Anhaltspunkte. Die Wahrheit wird sich in den Rennen weisen.
Diese Woche waren Starts in der Schweiz. Wann geht es ins Ausland?
Nächste Woche fahren wir nach Norwegen, trainieren dort weiter und fahren Mitte Dezember zwei Europacup-Rennen.
Hat sich bei Ihnen materialmässig etwas auf diese Saison hin verändert?
Markenmässig nicht. Aber im Riesenslalom hat sich die Taillenbreite der Ski wieder verändert. Dies hatte eine grosse Umstellung zur Folge und ich hatte anfänglich noch etwas Schwierigkeiten damit. Wir fahren jetzt viel direkter auf die Tore zu. Ich habe mich in den Trainings aber ganz gut an die neue Situation gewöhnt.
Kommt die Umstellung ihrem Fahrstil nach der Angewöhnungszeit sogar entgegen?
Ja, ich glaube schon. Aber nicht nur mir, sondern allen. Es ist wieder etwas einfacher geworden, Riesenslalom zu fahren.
Hilft Ihnen der Abstecher in den Super-G, dass Sie im Riesenslalom besser mit der Geschwindigkeit zurechtkommen.
Das ist absolut möglich und ich erhoffe mir das auch. Ich werde zwar etwas mehr Mut haben müssen, kann jedoch gleichzeitig mein Gleitgefühl verbessern.
Im April durften Sie sich darüber freuen, die B-Kader-Zugehörigkeit zu wahren, obwohl die Resultate nicht nur genügend waren. Konnten Sie Ihre Nomination in den bisherigen Trainings mit entsprechenden Resultaten bestätigen?
Ich hätte eigentlich die Qualifikation punktemässig tatsächlich nicht geschafft. Dass ich trotzdem nominiert wurde, hat damit zu tun, dass ich mit stark verbesserten Leistungen im Frühling aufwarten konnte. Die Konsequenz war allerdings, dass ich das Sommertraining zwar mit dem Team absolvierte, aber die Kosten selber zu bestreiten hatte.
Aber unterdessen sind Sie wieder vollwertiges B-Kader-Mitglied und bestreiten vor allem Europacup-Rennen?
Das ist so. Ich gehöre zum Team und darf auf alle Vergünstigungen wie Skipräparation und so weiter zählen.
Sie werden in den Europacup-Rennen mit einer viel besseren Startnummer in die Rennen steigen. Dürfen somit automatisch auch bessere Resultate als noch in der vergangenen Saison erwartet werden?
Ich fühle mich grundsätzlich stärker als noch im vergangenen Winter und ich bin überzeugt, dass ich auch konstanter geworden bin. So sollten auch bessere Resultate möglich sein. Die definitive Antwort kann ich aber erst nach den ersten Rennen geben.
Am Sonntag trainierten Sie noch auf den Gletschern in Österreich, jetzt fahren Sie mit dem Privatauto nach Veysonnaz an zwei Rennen, um zwei Tage darauf bereits wieder in Zinal im Super-G im Einsatz zu stehen. Fällt Ihnen das manchmal nicht schwer?
Nein, eigentlich nicht. Im Sommer war ich hauptsächlich mit dem ÖV unterwegs. Das ist dann überhaupt kein Problem. Das geht jeweils super. Jetzt fahre ich zwar oft alleine, doch das wird nicht immer so sein. Während der Saison kann ich meist mit dem Servicemann mitfahren, das ist dann sowieso bequem. Aber grundsätzlich, so sechs Stunden selber Auto zu fahren, ist auch etwas Entspannung.
Wie viele Rennen, die mit Reisen verbunden sind, stehen im Verlauf der Saison auf dem Programm?
Es dürften sich um so gegen 40 bis 50 Rennen handeln. Oftmals finden jedoch am selben Ort zwei bis vier Rennen statt. Dann brauchen wir nicht zu reisen. Hingegen für Europacup-Rennen kann es schon vorkommen, dass weite An- und Abreisen notwendig sind. Aber ich bin das unterdessen gewohnt und das macht mir nichts aus.
Wer ist jeweils zuständig für die Organisation der nötigen Reisen. Sind das Sie oder Leute aus dem Verband?
Es ist nicht immer gleich. Die Organisation für Europacup-Rennen wird immer vom Verband getätigt. An FIS-Rennen muss ich mich manchmal selber anmelden und die Reiserei organisieren. Dies aber insbesondere deshalb, weil ich momentan in unserer Gruppe der Einzige aus der Ostschweiz bin. Wo unsere Trainer aber Möglichkeiten sehen, uns die Reiserei etwas zu erleichtern, helfen sie uns auf Anfrage jeweils gerne.
Als Wiler sind Sie einer der wenigen Unterländer in einem Schweizer Kader. Früher wurde der Abfahrer Peter Müller als ein solcher bekannt. Was fehlt Ihnen, um einmal in die Fussstapfen von Peter Müller zu treten?
(lacht) Ich denke, von allem noch ein grosses bisschen. Peter Müller war wirklich sehr erfolgreich. Wichtig für meine Karriere wird aber auch ohne Vergleich mit Peter Müller vom Glück abhängig sein. Oder vom richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort zu sein und zuzuschlagen.
Sie sind mit 25 Jahren schon ein eher älterer B-Kader-Fahrer. Muss man davon ausgehen, dass dies Ihre letzte Saison sein wird, wenn Ihnen der ganz grosse Sprung in den Weltcup nicht gelingt?
Mit dieser Möglichkeit rechne ich im Moment gar nicht. Dazu bin ich zu ehrgeizig. Abgerechnet wird jeweils immer Ende Saison, dann sind die Fakten vorhanden, um zu analysieren und um definitive, weitreichende Entscheide zu fällen.
Hinweis
Das Interview wurde am vergangenen Montag telefonisch geführt und aufgezeichnet. Seither blickt Cédric Noger bereits auf das erste Erfolgserlebnis zurück. In Veysonnaz bestritt er diese Woche zwei FIS-Riesenslaloms. Im ersten Rennen resultierte ein fünfter Schlussrang und im zweiten mit dem dritten Rang der erste Podestplatz der Saison. Am Mittwoch und am Donnerstag bestritt Noger nach fünfjähriger Abstinenz erstmals wieder einen Super-G. In Zinal resultierte dabei ein 25. und ein 37. Rang. In einem Kombinationsrennen am Mittwoch wurde der Wiler 17.