Die Wogen kochten hoch – fast zu hoch. Am Podium über die Selbstbestimmungsinitiative in Niederuzwil kreuzten die beiden Nationalräte Lukas Reimann (SVP) und Fabian Molina (SP) die Klingen.
«Ich besuche in den kommenden Tagen und Wochen noch einige Podiumsveranstaltungen, die von der SVP organisiert werden», sagt SP-Nationalrat Fabian Molina am Podium zur Selbstbestimmungsinitiative, zu der die SVP Uzwil lud. «Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich einen schweren Stand haben werde. Sorge macht mir einzig, wie emotional und aufgeladen die Stimmung in der ganzen Diskussion ist; nicht nur hier in Niederuzwil.»
Tatsächlich erhöhte sich im Saal des Restaurants «Landhaus» das Empfinden einiger mit zunehmender Dauer der Gesprächsrunde. Wurden die beiden Nationalräte Lukas Reimann und Fabian Molina eingangs nur von Moderator Marco Baumann, Präsident SVP Ortspartei Uzwil, zu ihrer Meinung befragt, drängten sich in der Fragerunde manche Anwesenden dahin, Kontrahenten des Zürcher SP-Politikers zu werden. Stimmen, die Molinas Unterfangen, Nein zur Selbstbestimmungsinitiative «Schweizer Recht statt fremde Richter», unterstützen, waren nicht zu vernehmen. So verlief der Abend in einseitigen Bahnen. Rund 60 Personen füllten den Saal auf Einladung der SVP Kreis Wil. Deren Präsident Bruno Dudli hielt die Begrüssungsrede und richtete seinen Dank schon im Voraus an die beiden Kontrahenten.
Die Meinungen der Anwesenden scheinen gemacht, so musste Lukas Reimann kaum Fragen beantworten. Fabian Molina sah sich jedoch wiederkehrend in die Ecke gedrängt. Für einen neutralen Betrachter des Podiums war es schwierig, Partei zu beziehen. Zu ausgeglichen waren die Aussagen der beiden Widersacher. Leidtragender war zwischendurch Fabian Molina, der aber die persönlichen Angriffe ruhig und sachlich über sich ergehen liess. Dass insbesondere bei solch politisch wichtigen Angelegenheiten ein faires Gegeneinander auch zum Menschenrecht gehöre, wurde von den wenigen SVP Hardlinern belächelt.
«Wenn meine Meinung nicht mehr geschützt ist, dann ist die Demokratie in Gefahr.»
Fabian Molina propagierte damit, dass bei Annahme der Initiative die direkte Demokratie geschwächt würde. «Ebenso bekäme unser Parlament mehr Macht und das wäre für unsere direkte Demokratie ebenso schädlich.» Lukas Reimann hingegen konterte: «Politik muss sich nach der Bevölkerung richten. Ich spüre schon seit einigen Jahren, dass der Schweizer Bürger immer weniger ernst genommen wird.»
Fabian Molina erntete aber auch wiederkehrend Lob. So sagte Lukas Reimann, dass Molina einer der wenigen Politiker sei, der ehrlich dazu stehe, einem EU-Beitritt wohlgesinnt zu sein:
«Zahlreiche Politiker in Bundesbern wollen den Beitritt zur EU heimlich forcieren, nur sagen sie es nicht offen und ehrlich.»
Andere erlebten den Illnauer zum ersten Mal live und waren positiv überrascht, was seinen Auftritt anbelangte. Gemessen an der Stimmung innerhalb dieses Gremiums im «Landhaus» hatte Molina vorgängig aber nicht sehr viel Kredit. Ein Besucher meinte, nachdem er Molina kürzlich in einem Fernsehinterview gesehen hat, dass er sich noch entwickeln könne; auch eine Prise Humor gehört halt zu einem solchen Podiumsgespräch.
Dass die SP aber aus Prinzip immer nur gegen die SVP ist, verneinte der Sozialdemokrat. «Ich habe im Übrigen auch schon SVP und ihre Ansichten gewählt und unterstützt, genauso funktioniert doch die direkte Demokratie.» Für Moderator Marco Baumann war es schlussendlich eine positive Auseinandersetzung. «Eine gute Diskussionsrunde», lautete sein Fazit nach knapp zweieinhalb Stunden.