In Bronschhofen wurde die Bevölkerung über das Projekt «Älterwerden im Quartier» informiert. Bis zur Realisierung dürfte es dauern.
Seit dem 13. September und bis zum 12. Oktober liegen die Bauunterlagen beim Departement Bau, Umwelt und Verkehr an der Hauptstrasse 20 in Bronschhofen zur Einsichtnahme öffentlich auf. «Danach werden allfällige Einsprachen behandelt, ehe das Bauprojekt ins Stadtparlament und später zur Genehmigung an den Kanton St.Gallen geht», erklärte Stadtrat Daniel Stutz. Das ganze planerische Verfahren dauert nun schon rund fünf Jahre. «Ein weiteres Jahr wird für die Detailplanung gerechnet, dann soll die Bauzeit während zweier Jahre erfolgen», ergänzte Stutz.
Am Donnerstag bekam die interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit, sich über das komplexe Planungsprojekt, welches mehrere Grundstücke von der Stadt und der Katholischen Kirchgemeinde Wil umfasst, zu informieren. Rund 50 Besucher verfolgten die Erläuterungen zu den Planstudien.
«Die frühere Altersgenossenschaft von Bronschhofen lehnte einst das Gesamtprojekt nach mehreren Gesprächsrunden ab, hatte sie doch mit einem eigenen Bauchrecht spekuliert. Jetzt geht es um ein Gemeinschaftsprojekt», stellte Arthur Gerber, Verwaltungspräsident der Thurvita AG, klar. Für Alard du Bois-Reymond, Vorsitzender der Thurvita-Geschäftsleitung, ist der ganze Prozess etwas ermüdend: «Aktuell haben wir in den vergangenen Jahren nur Papier erarbeitet. Ich weiss mindestens von einer Einsprache, vielleicht kommen noch mehr. Dabei ist das Wohn- und Pflegeheim-Projekt, in dem die Spitex einen direkten Stützpunkt hätte und schnell beim Patienten wäre, attraktiv, vielfältig und gut strukturiert». Zudem sind ein Café und das Restaurant «Chez Grand Maman» sowie eine Gewerbezone (Dorfladen) eingeplant. Unverändert bleiben die Bushaltestelle von Wil mobil und der Einstieg beim nahe gelegenen Bahnhof.
Je nach Finanzlage der Bewohner dürfte die Miete für eine 2-Zimmer-Wohnung um die 1200 Franken betragen. «Für uns von der Kirche sind günstige Wohnungen in einem belebten Quartier passend. Auch sollen die Wohnungen möglichst allen Menschen mit unterschiedlichen Religionen offen stehen», betonte Jürg Grämiger, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde Wil.
Die Thurvita AG plant zusammen mit der Katholischen Kirchgemeinde Wil im Kern von Bronschhofen die Erweiterung des Zentrums mit Alterswohnungen, normalen Mietwohnungen und einem Quartierstützpunkt sowie Gastronomie und zusätzlichen Gewerbeflächen. Das Projekt Confratelli, welches als Sieger aus dem Studienauftrag von 2016 hervorgegangen ist, bildet die Basis zum nun öffentlich aufliegenden Sondernutzungsplan. Im Sommer 2016 informierte die Bauherrschaft über den Abschluss des Konkurrenzverfahrens. Aus unterschiedlichen Lösungsansätzen wählte die aus Fachleuten und allen involvierten Kreisen zusammengesetzte Jury das Projekt Confratelli des Teams Raumfindung Architekten/Graber Allemann Landschaftsarchitektur GmbH aus. Seither wurde das Projekt detailliert überprüft, optimiert und verbessert.
Im Grundsatz ist das Projekt jedoch so geblieben, wie es im Wettbewerb vorgeschlagen wurde. Mit in der Höhe und Länge gestaffelten Baukörpern sollen ortsverträgliche Volumen geschaffen werden. Die geneigten Satteldächer und die geplante Fassadengestaltung in Holz erinnern an die dörfliche Geschichte von Bronschhofen. Ein neu geschaffener Platz entlang der Hauptstrasse bildet das Herz der Gesamtanlage. Dort befinden sich das Café Chez Grand Maman, ein Laden, der Spitex-Stützpunkt sowie die Zugänge für mögliche weitere Dienstleistungen. Die Anlieferung erfolgt über die Bahnhofstrasse direkt ins Untergeschoss.
Geplant sind 34 altersgerechte Wohnungen der Thurvita AG sowie 44 normale Mietwohnungen der Katholischen Kirchgemeinde. Mit dem zukunftsweisenden Konzept «Älter werden im Quartier» sollen alte Menschen in den eigenen vier Wänden ihrer Alterswohnung bleiben können– auch bei hohem Pflegebedarf. Die Tiefgaragen sind sowohl von der Hauptstrasse als auch von der Bahnhofstrasse erschlossen. Der nun aufliegende Sondernutzungsplan legt die «Spielregeln» für die Realisierung der Überbauung fest. Neben den wenigen Abweichungen von der Regelbauweise werden sowohl für die Bauten wie auch für die Aussenraumgestaltung erhöhte qualitative Anforderungen gestellt. Die Volumina sowie die Dachformen sind festgelegt. Gesamthaft weist das Projekt im Vergleich zur üblichen gemischten Nutzung keine Mehrausnützung auf. Nach intensiven Verhandlungen haben sich die Thurvita AG und die Stadt Wil auf einen Baurechtsvertrag geeinigt, welcher die Grundlage für die Realisierung bildet. Mit der öffentlichen Auflage des Sondernutzungsplans ist ein weiterer Meilenstein erreicht. (pd)