Sandra Graf, die dreifache Wiler Sportlerin des Jahres, gehört mit dem Rennrollstuhl und dem Handbike zur absoluten Weltspitze. Bei den Paralympics im Spätsommer will sie ihren eindrücklichen Palmares endlich mit einer olympischen Goldmedaille krönen.
ROLLSTUHLSPORT. «Bei den Paralympics in London will ich die Goldmedaille gewinnen. Die fehlt mir nämlich noch», sagt Sandra Graf-Mittelholzer. Die Qualifikation für die Paralympics, die Olympiade im Behindertensport, wird zwar erst im Juni bekanntgegeben, die Vorgaben des Verbandes hat Graf aber bereits erreicht.
«Ich konnte im Winter ideal trainieren und bin gut in Form.» Graf gehört im Rollstuhlsport zur engsten Weltspitze, was sie mit dem zweiten Rang am Paris-Marathon einmal mehr unter Beweis gestellt hat. Ein weiterer wichtiger Gradmesser vor den Paralympics wird der London-Marathon sein, obwohl die Streckenführung eine andere sein wird als bei den Sommerspielen anfang September. Mit dem Rennrollstuhl will Graf dann nicht nur den Marathon, sondern auch das 5000-m-Rennen absolvieren. Ausserdem wird sie mit dem Handbike, einer Art handbetriebenem Fahrrad, beim Strassenrennen und Zeitfahren an den Start gehen. In dieser relativ jungen Disziplin – an den Paralympics war sie 2004 zum erstenmal vertreten – bestreitet Graf seit zwei Jahren Rennen. «Ich werde künftig meinen Fokus eher darauf legen», sagt die 42-Jährige, weil das Alter auf dem Bike eine kleinere Rolle spielt. «Bei den Rollstuhlrennen zählt vor allem der Schlusssprint, es wird immer schwieriger, ein Rennen schon früher zu entscheiden.» Die Weltspitze-Fahrerinnen im Handbike sind dagegen grösstenteils in Grafs Alter und darüber.
Für Sandra Graf, Serien-Schweizer-Meisterin, Weltrekordhalterin und mehrfache Medaillengewinnerin an Paralympics, Welt- und Europameisterschaften, wird London die vierte Paralympics-Teilnahme sein. «Die Spiele sind immer sehr speziell, weil wir da ein grosses Publikum haben. Und in diesem Jahr werden umso mehr Zuschauer aus der Schweiz dabei sein, da London nicht weit entfernt ist.»
So viel Aufmerksamkeit für ihren Sport würde sich Graf, die Woche für Woche zehn Trainingseinheiten absolviert, auch sonst wünschen. Immerhin kann sie mit der Unterstützung der Schweizer Paraplegikervereinigung und den Preisgeldern ihre Kosten decken. Und Anerkennung findet sie auch in ihrem Heimatdorf: «Nach Siegen rufen mir die Leute oft Gratulationen zu, wenn sie mich beim Training sehen.»
Wie lange sie im Spitzensport noch mithalten kann, darüber macht sich Sandra Graf noch keine Gedanken: «Mein Vorbild ist Heinz Frei. Der ist zehn Jahre älter als ich und noch immer dabei» – und wie: In Peking holte sich der Solothurner zwei Goldmedaillen.