Podestplätze auf der Schlangeninsel

Daniel Hubmann bereitet sich nach erfolgreich verlaufenen Weltcuprennen in Tasmanien und zwei Wochen Aktivurlaub in Australien im Schweizer Winter auf die europäische Saison vor.

Urs Huwyler
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Das Gelände in Tasmanien hatte seine Tücken. Die Athleten trafen teilweise hausgrosse Felsen oder dschungelartige Passagen an. (Bild: pd)

Das Gelände in Tasmanien hatte seine Tücken. Die Athleten trafen teilweise hausgrosse Felsen oder dschungelartige Passagen an. (Bild: pd)

OL. So ungerecht kann Spitzensport sein. Während Bauingenieur-Student Martin Hubmann an der Fachhochschule Winterthur in vier Tagen neun Prüfungen ablegen und winterlich trainieren musste, weilte sein älterer Bruder Daniel mit Freundin Annette Kindschi fünf Wochen in Tasmanien und Australien. «Der Aufenthalt war sportlich und touristisch ein Erlebnis», fasst der weltbeste OL-Allrounder den Abstecher in den ozeanischen Sommer zusammen. «Aber wir sind auch wieder gerne zurückgekommen. Einzig der Temperaturunterschied fiel etwas heftig aus», fand der fünffache Weltcup-Gesamtsieger nach dem Flug Sydney – Peking – Genf.

Weltcup ist auf der ganzen Welt

Normalerweise bereiten sich OL-Läufer in heimischen Wäldern auf die bevorstehende Saison vor. Diesmal waren anfangs Januar drei Weltcuprennen in Tasmanien angesetzt. Wer von Weltcup spricht, kann nicht nur in Teilen Europas präsent sein. «Es war ein spannendes Abenteuer mit neuen Erfahrungen. Dank des Sieges über die Mitteldistanz und zweiten Rängen im Sprint und auf der Langdistanz ist mir der Saisonstart ideal gelungen», zeigt sich der Weltcup-Leader und Titelverteidiger mit der Premiere auf der Insel am östlichen Rand des Indischen Ozeans zufrieden.

Giftige Schlangen

Das Gelände in Tasmanien hatte seine Tücken. In den Wäldern trafen die Athleten teilweise hausgrosse Felsen oder dschungelartige Passagen an. Wobei manche Läuferinnen und Läufer wegen der schlängelnden Tiere nicht nur auf Karte und Kompass achteten. «In Tasmanien», erklärt der Naturliebhaber, «leben ausschliesslich giftige Schlangen. Es gab einige Athleten, die sich davor fürchteten und deswegen nicht befreit laufen konnten. Schlangen gehören zwar nicht zu meinen Lieblingstieren, aber am Start war ich nur auf das Rennen fokussiert. Ich bin keiner Giftnatter begegnet, doch es gab Sportler, die Schlangen gesehen haben.»

Gelagert mit Kängurus

Statt von gespaltenen Zungen wurde der vierfache Weltmeister durch Hinterbein-Springer gebeutelt. Bei den ersten Kängurus habe er noch geschaut, danach sei ihre Anwesenheit selbst im täglichen Training normal geworden. Sie lagerten schon mal ohne «Wer ist schneller»-Rivalität gemeinsam im Park. Sofern es das Wetter zuliess. «Die grösste Überraschung war, dass es bei nicht immer hochsommerlichen Temperaturen in Australien öfters geregnet hat.» Nach einer Angewöhnungs-, Wettkampf- und Trainingswoche tourte das Partnerduo Hubmann/Kindschi als aktive Erholung (mit täglichem Training) in einem kleinen Van von Melbourne nach Sydney.

Sinn oder Unsinn?

Ob Daniel Hubmann alle Jahre wieder für drei Weltcuprennen nach Australien reisen würde, scheint eher unwahrscheinlich. Oder zumindest müsste der Terminplan anders aussehen. Die Rennen in Tasmanien lagen zeitlich näher beim letzten Weltcup 2014 als beim nächsten Weltcup 2015.

«Es geht erst am 3. Juni in Norwegen weiter. Bis dann», erläutert die aktuelle Nummer zwei der Weltrangliste, «finden nationale und internationale Wettkämpfe sowie Trainingslager in Spanien und im WM-Land Schottland statt.»

Vorbereitung in Portugal

Martin Hubmann (Nr. 19 der Welt) hofft, es werde wieder einmal ein Weltcup in Australien durchgeführt. Er würde sich wohl kaum nein sagen hören. Er möchte nach dem zehntägigen Trainingslager auf Mallorca im Januar vom 11. bis 17. Februar in Portugal weiter am Formaufbau feilen. Die Bedingungen in Portugal sind jeweils ideal für den Feinschliff für Vorbereitungen der Laufsportler.