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Ostschweiz
Wil
Dabei verzichten sie ganz auf Werbung mit Flyer und Plakaten.
Die nackten Zahlen sprechen gegen die Grünliberalen: Nach den Kantonsratswahlen 2012 war die Partei mit fünf Sitzen im Parlament vertreten, darunter die Wiler GLP-Politikerin Erika Häusermann. 2016 waren es nur noch zwei Sitze – ohne Vertretung aus dem Wahlkreis Wil. Aber nicht nur bei der Anzahl Sitze in St.Gallen, auch in Sachen Wählerstärke musste die Wiler GLP Federn lassen: Zwischen 2012 und 2016 sank diese von 4,8 Prozent auf 2,18 Prozent – letzteres unter Ausklammerung der Mitglieder der Piratenpartei, mit der sich die GLP in jenem Jahr die Liste teilte.
Trotzdem gibt sich Erika Häusermann, Präsidentin der GLP Wahlkreis Wil und Stadtparlamentarierin, kämpferisch. Das Ziel für die anstehenden Wahlen am 8.März ist klar:
«Wir wollen uns den Sitz wieder zurückholen. Und wir glauben, dass wir das schaffen werden.»
Häusermann selbst führt die 18-köpfige GLP-Liste an. Die Partei strebt dabei eine Wählerstärke von 5 Prozent an.
Was stimmt Erika Häusermann zuversichtlich? Die Sitzverluste bei den Wahlen im Jahr 2016 erklärt sie sich vor allem durch die Flüchtlingsthematik, welche in jener Zeit die Politik und die Gesellschaft beschäftigte und andere, grünliberale Themen in den Hintergrund drängte. Häusermann sagt:
«Jetzt merken die Leute wieder, dass wir eine Umwelt haben, dass es der Welt nicht gut geht.»
Die GLP sieht das als Chance, wieder an Einfluss zu gewinnen: Die Partei setzt sich eine nachhaltige Politik zum Ziel, welche Finanzthemen und das Gesundheitswesen genauso umfasse wie Energie- und Umweltfragen, erklärt Häusermann. «Wir wollen weg von fossilen Energieträgern und weg vom Zubauen aller freien Flächen.» In Finanzfragen setze man sich für den haushälterischen Umgang mit Steuergeldern ein, in Wirtschaftsfragen steht die GLP für eine liberale Haltung bei ökologischem Bewusstsein.
Diese grünliberalen Ansichten liegen auch der Skepsis gegenüber dem Standortentwicklungsprojekt Wil West zugrunde. «Wil West ist ein Projekt aus der Mottenkiste des letzten Jahrhunderts», ist Häusermann überzeugt. Für sie ist Wil West gleichbedeutend mit dem Zubetonieren eines ganzen Landstriches und Mehrverkehr. Die Kritik an Wil West vereint die Wiler GLP dabei über die Kantonsgrenzen hinaus mit den Grünen und den Grünliberalen aus dem Thurgau.
Das ökologische Gedankengut der Grünliberalen zeigt sich auch darin, dass die Wiler im Wahlkampf komplett auf Flyer und Plakate verzichten. «So viel Papier, das ist einfach Unsinn», findet Häusermann. Dieser Meinung seien auch die anderen Kandidatinnen und Kandidaten gewesen, weshalb man sich spontan entschieden habe, einen anderen Weg zu gehen, erinnert sie sich. Ein Weg, der nicht ohne Risiko ist, bleibt die GLP Wahlkreis Wil ohne Plakate im öffentlichen Raum doch weitgehend unsichtbar. Häusermann:
«Es ist ein Pilotprojekt. Niemand hat sich bis jetzt getraut, aus dieser Materialschlacht auszusteigen.»
Stattdessen setzt die GLP auf Werbung im Internet und in Printmedien.
Ein weiteres Thema, das die GLP umtreibt, ist die laufende Spitaldebatte. Schon als Häusermann von 2012 bis 2016 im Kantonsrat sass, reichte sie acht Vorstösse zum Thema ein. Die Anpassung der Strukturen, wie sie die Strategie der Regierung vorsieht, sieht Häusermann als notwendig an. Sie pocht aber auf eine faire Finanzierung der Spitalbau-Investitionen gemäss der Volksabstimmung von 2014. Schafft sie den Sprung zurück in die Pfalz, wird die Spitaldebatte sie weiter beschäftigen. «Es wird eines der Hauptthemen bleiben in den nächsten Jahren», ist sie überzeugt.