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Weihnachten ist die Hochsaison des Christbaumverkaufs. Dabei wollen Schweizer wieder vermehrt einheimische Tannen zu Hause schmücken – dies stimmt die Verkäufer in der Region zuversichtlich.
Tausende Tannen, Millionen Nadeln und alles ganz in Grün: Ein kleines kultiviertes Wäldchen erstreckt sich hinter dem Büelhof in Zuckenriet über drei Hektaren Land. Xaver Meier züchtet dort seine Christbäume, die er seit knapp 30 Jahren jeweils während der Weihnachtszeit verkauft – von Rot-, Weiss- und Blautannen bis zu den populären Nordmanntannen, von 50 Zentimetern bis zu drei Metern Grösse.
«Es ist ein schöner, aber strenger Nebenerwerb», sagt der Landwirt, der durchschnittlich 200 Bäume pro Jahr losbringt. Streng, weil das Kultivieren von Tannen viel Zeit und Pflege benötigt. Eine Nordmanntanne braucht mindestens sechs bis sieben Jahre, bis sie auf Augenhöhe gewachsen ist. «Die Bäume, die wir aktuell verkaufen, haben wir vor 2011 gesetzt.» Während der Jahre müsse man die anfangs 10 bis 40 Zentimeter grossen Setzlinge immer wieder von Unkraut und Gräsern befreien, Ungeziefer gezielt entfernen und die Bäume zeitweise zuschneiden. Meier weiss, was die Kunden wollen: «Den Käufern ist wichtig, dass die Bäume frisch sind und dadurch lange halten. Das tun sie eben vor allem, wenn sie aus der Schweiz kommen.»
Meiers Auffassung spiegelt die Realität des Christbaumverkaufs wider. Schweizer Weihnachtstraditionalisten setzen bei ihrem Einkauf vermehrt auf einheimische Bäume, die eidgenössische Zollverwaltung verzeichnet eine sinkende Nachfrage nach ausländischen Christbäumen. In Zahlen ausgedrückt: 2009 wurden 6000 Tonnen Weihnachtstannen importiert, im vergangenen Jahr waren es noch 5600 («Wiler Zeitung» vom 17. Dezember). Selbst Grossverteiler wie Migros oder Coop nehmen wieder mehr einheimische Bäume ins Angebot auf, so etwa im Coop Bau und Hobby in Rickenbach, wo Etiketten mit einem Schweizer Kreuz die Spitzen der ausgestellten Christbäume zieren.
Ein Trend, der Christbaumverkäufer Benno Gmür positiv stimmt. Der Landwirt aus Algetshausen verkauft seit 2003 auf dem Parkplatz Rudensburg in Wil jährlich rund 600 Weihnachtsbäume, die eine Hälfte kommt von seinem Anbau, die andere von Züchtern aus Romanshorn und Bazenheid. «Viele Käufer schauen darauf, ob es Schweizer Tannen sind, und haben Freude, wenn sie von örtlichen Bauern stammen», sagt Gmür.
Bei den Importbäumen sieht er vor allem den ökologischen Aspekt als gravierend: «Die ständigen Transporte der Bäume von Dänemark in die Schweiz kommen nicht gut an. Diese Transporte sind für einige Grossverteiler jedoch immer noch billiger als der Kauf bei Schweizer Züchtern und somit scheinbar die bessere Variante.» Umso schöner sei es, dass immer mehr Käufer Schweizer Tannen bevorzugten.
Xaver Meier aus Zuckenriet betont ein weiteres Problem bei importierten Tannen: «In Dänemark werden die Bäume über 200 Hektaren verteilt gezüchtet. Da man nicht jedem einzelnen Baum die notwendige Pflege geben kann, setzt man grossflächig chemische Mittel ein, um die Tannen passgenau zu formen. Das zieht viele Bodenprobleme nach sich.»
Auf Meiers Plantage kommen darum nur sehr wenige chemische Stoffe zum Einsatz, beispielsweise Düngermittel oder Magnesium, «das ist im Vergleich zu ausländischen Bäumen unser Pluspunkt». Der reduzierte Einsatz ist denn auch eine Richtlinie der IG Suisse Christbäume, bei welcher Meier und über 200 andere Schweizer Christbaumproduzenten Mitglied sind. Der Verein sei sehr wertvoll: «Man trifft sich gelegentlich und tauscht sich aus mit dem Ziel, ein bisschen Natur zu schaffen.»
Bis Heiligabend verkaufen Benno Gmür und Xaver Meier weiter Christbäume, danach kehrt Ruhe in das Geschäft ein. Zumindest elf Monate lang. Dann fängt alles wieder von vorne an. «Die Tradition des Weihnachtsbaums wird wohl nie sterben, sondern in den Familien weitergegeben. Umso wichtiger ist es für die Leute, dass sie sehen, wo ihr Weihnachtsbaum gewachsen ist», sagt Meier.