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Existiere ich eigentlich noch? «Ich denke, also bin ich», philosophierte vor bald 400 Jahren René Descartes. So gesehen, lebe ich also noch, denn ab und zu denke ich.

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Existiere ich eigentlich noch?

«Ich denke, also bin ich», philosophierte vor bald 400 Jahren René Descartes. So gesehen, lebe ich also noch, denn ab und zu denke ich. Ganz sicher bin ich mir aber doch nicht, wenn ich an Äusserungen denke, die von Radiomoderatoren oder Redaktoren gemacht werden. «Die ganze Welt trauert um Michael Jackson», hiess es im Juni 2009, als der «King of Pop» starb.

Die ganze Welt? Nein, ein kleiner Redaktor in der Schweiz trauerte nicht wirklich, weil ihn Jacksons Musik eigentlich nicht so anspricht. Als sich Michael Jacksons Todestag erstmals jährte, erschien eine CD, die sich – gemäss DRS-Musikredaktor – deutlich von den Alben unterscheidet, die alle schon im Regal haben. Ich gestehe, ich besitze kein einziges Album von Michael Jackson. Wenn ich DRS3 höre, frage ich mich auch sonst, ob es mich überhaupt noch gibt.

Da erzählte zum Beispiel ein – vermutlich ziemlich junger – Fachmann, heute kaufe niemand mehr CDs, alles würde vom Internet heruntergeladen. Doch, ich kaufe noch diese Silberlinge. Weil ich Informationen will zu der Musik, die ich höre. Ebenso absolut war die Feststellung, heute klebe niemand mehr Fotos in ein Album ein. Am nächsten Tag ging ich in ein Fachgeschäft und erstand mir eine Schachtel «Fotoecken».

Weil ich noch viele herkömmliche Fotos habe, die auf eine saubere Archivierung warten. Bei all diesen klaren Aussagen frage ich mich, ob ich denn überhaupt noch existiere. Ich denke ja, vielleicht bin ich halt einfach sehr konservativ.

Albert Büchi

albert.buechi@wilerzeitung.ch