Im Juni schien die Sonne so viel, wie sie es an der Mittelmeerküste Europas tut. 230 Stunden registrierte die automatischen Messstation in Niederuzwil – 30 Prozent mehr, als zu erwarten war.
Im vergangenen Monat drehte der Hochsommer auf wie äusserst selten im Juni. Nach Ausbleiben der Eisheiligen im Mai blieb auch die Schafskälte, eine kühlfeuchte Witterungsperiode Mitte Juni, gänzlich aus. Stattdessen erlebten wir 20 Tage lang hochsommerkonforme Temperaturen, wie wir sie sonst nur vom Juli und August her kennen. Das Temperaturmittel liegt mit 19,8 Grad fast vier Grad über dem langjährigen Mittel (1981–2010).
Auch wenn umliegende Stationen mit einer Messdauer von über 260 Jahren beigezogen werden, wurde nur noch im Juni 2003 eine grössere Hitze gemessen. Damals gleich mit einer positiven Abweichung von fast sechs Grad. Der Temperaturumfang reichte diesmal von 6 bis 33 Grad. Hitzetage mit über 30 Grad gab es gleich fünf statt normal nur einen. Grosse Trockenheit herrscht nun bereits seit einem Jahr (Juli 2016). Mit 80 Millimetern wurden nur 55 Prozent der normalen Niederschlagsmenge erreicht. Unser Wetter mutiert damit immer mehr in Richtung Mittelmeerklima. Dies zeigt sich auch an den vielen Tropennächten (tiefste Temperatur der Nacht nicht unter 20 Grad). Am 26. Juni erreichte diese an der Messstation lediglich 26,2 Grad. So eine hohe Morgentemperatur wurde seit 160 Jahren noch nie gemessen. Ein heisser Südwestwind steuerte diese enorme Hitze von Nordafrika über Spanien, wo 43 Grad gemessen wurden, bis nach Mitteleuropa.
Die Sonne schien so viel, wie sie es sonst an der Mittelmeerküste Europas tut. 230 Stunden fing das Messgerät der automatischen Messstation ein. Das sind 30 Prozent mehr, als es der Juni erwarten liesse. Starke Winde und viele Gewitter gingen mit dem fast wüstenähnlichen Klima einher.
Christoph Frauenfelder
Hinweis
Der Autor ist Inhaber der Wetterstation Fürstenland Niederuzwil.