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Ohne funktionierende Garagenbetriebe sind die Fahrzeuge von Post und Lieferdiensten irgendwann nicht mehr einsatzfähig.
Die Paketpost, die Swisscom und der AMP Bronschhofen haben drei unauffällige Gemeinsamkeiten: Erstens haben sie Fahrzeuge der Marke Renault in ihren Flotten, zweitens sind sie zur Aufrechterhaltung des Betriebs auf die bedingungslose Funktionstüchtigkeit der Fahrzeuge angewiesen und drittens lassen sie diese beim Wiler Garagenunternehmen Wolgensinger AG warten.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Trotz Pandemie muss die Wolgensinger AG die Reparatur und Wartung dieser Fahrzeuge jederzeit garantieren und notfalls Ersatzfahrzeuge bereitstellen können. «Viele Garagenbetriebe sind Grundversorger, die für die Lieferketten unentbehrlich sind», sagt Daniel Wolgensinger, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens mit Fachbetrieben in Wil, Herisau und St.Gallen.
Ganz einfach ist das Aufrechterhalten des Betriebs derzeit aber nicht. «Normalerweise werden wir mit Originalersatzteilen aus dem Lager in Italien beliefert», nennt Wolgensinger als Beispiel. «Da dieses aber unter Quarantäne gestellt wurde, mussten wir sofort alternative Lieferkanäle über Frankreich organisieren.» Der Ausfall eingespielter Logistikketten führe immer zu grossem Mehraufwand und Fehlern. Mittlerweile funktioniere alles.
Auch was den Einsatz und die Verfügbarkeit der Mitarbeitenden anbelangt, ist mehr Koordination notwendig als üblich. Während die Werkstatt läuft, ruht der Verkauf weitgehend. «Bis jetzt sind wir in der Werkstatt recht gut ausgelastet», sagt Daniel Wolgensinger. Dennoch zwingt ihn die Coronakrise zum Handeln. In Wil und St.Gallen wird zwar weiterhin gearbeitet, der Betrieb in Herisau hingegen wurde vorübergehend geschlossen und nach St.Gallen verlagert.
Die gute Auslastung der Werkstätte führt er auf zwei Umstände zurück. Zum einen wollten viele Kunden gerade in einer Krise die Sicherheit haben, dass ihr Fahrzeug jederzeit einsatzbereit ist, und liessen derzeit Arbeiten ausführen, die sie sonst noch aufgeschoben hätten. «Zum anderen bieten wir einen Hol- und Bringservice an und machen unsere Kunden aktiv darauf aufmerksam, langsam an den Radwechsel zu denken», sagt Wolgensinger. Bestellte Neuwagen werden ebenfalls ausgeliefert. «Aber nur bis vor die Türe gefahren, ohne persönliche Instruktionen.»
«Für den Verkauf ist die Situation einschneidender. Aber: Was heute nicht verkauft wird, fehlt morgen in der Werkstatt», sagt Daniel Wolgensinger mit bangem Blick in die Zukunft. Zwar könne der Verkauf via Internet und Telefon gewisse Dienstleistungen anbieten, doch das reiche bei weitem nicht aus. «Die Verkaufszahlen sinken rapide», stellt der Unternehmer fest. Zudem würden viele Produktionswerke für mehrere Wochen geschlossen. Das alles wird dazu führen, dass wohl auch Wolgensinger für Teile der Belegschaft Kurzarbeit beantragen muss.