Nicht alle Gemeinden zahlen

Die Stadt Wil baut bis Ende 2013 eine moderne Sportarena, das Bergholz. 5 der 13 Hinterthurgauer Gemeinden beteiligen sich an den Betriebskosten. Von den Nachbargemeinden schert Münchwilen aus und Rickenbach ziert sich noch.

Philipp Haag
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REGION. Modern, multifunktional und grosszügig kommt es daher, das Projekt für den Sportpark Bergholz in Wil. Wie unsere Zeitung bereits berichtete, beginnt die Stadt nach den Sommerferien, im August, mit den Bauarbeiten an der 60 Millionen Franken teuren Sportarena mit Hallenbad und Wellnessbereich, Freibad, Fussballstadion und Eishalle. Bis Ende 2013 soll die neue Sportanlage betriebsbereit sein.

Defizit von 1,2 Millionen

Da der Sportpark eine regionale Bedeutung hat, also auch in die Nachbargemeinden ausstrahlt und von deren Einwohnerinnen und Einwohnern genutzt wird, fragte die Stadt Wil die Gemeinden in der Region an, ob sie sich an den Betriebskosten beteiligen. Es wird ein jährliches Defizit von 1,2 Millionen Franken erwartet. Die Regionsgemeinden sollen, aufgeteilt nach einem speziell erarbeiteten Schlüssel, der die Lage der Gemeinde und das bereits bestehende Angebot beinhaltet, einen Viertel des Verlusts, also 300 000 Franken, tragen. Im Gegenzug profitieren ihre Einwohnerinnen und Einwohner vom Einheimischentarif, der bis zu 30 Prozent unter den Eintrittspreisen für Auswärtige liegt.

Zugesagt haben 5 der 13 Hinterthurgauer Gemeinden:

• Aadorf: Die Gemeinde beteiligt sich nicht am Sportpark. Es gab auch keine Anfrage. «Wäre eine gekommen», sagt Gemeindeammann Bruno Lüscher, «hätten wir abgesagt, da Aadorf über eigene Sport- und Freizeitanlagen mit Fussballplatz, Hallen- und Freibad verfügt.»

• Bettwiesen: Der Gemeinderat hat einem Betrag von fünf Franken pro Einwohner zugestimmt. Bei 1096 Einwohnerinnen und Einwohnern ergibt dies derzeit 5480 Franken. Gemeindeammann Clemens Dahinden betont allerdings, dass sie die Zusage vorerst für vier Jahre gegeben haben. «Wir möchten in dieser Zeit Erfahrungen sammeln, wie viele Bettwiesenerinnen und Bettwiesener die Sportanlagen nutzen und wie die Benützungszeiten für die Schulen ausfallen.»

• Bichelsee-Balterswil: Die Gemeinde zahlt nichts an die Betriebskosten. «Dies war bis heute kein Thema», sagt Gemeindeammann Beat Weibel. Er misst den Sportanlagen in Wil keine grössere Bedeutung zu als denjenigen in Frauenfeld oder Winterthur.

• Braunau: Die Gemeindebehörde hat fünf Franken pro Einwohner – bei einer Bevölkerung von 705 Personen entspricht dies derzeit einer Summe von 3500 Franken – bewilligt, vorbehältlich der Genehmigung des Budgets 2013 durch die Gemeindeversammlung. Für Gemeindeammann David Zimmermann bietet der Sportpark Bergholz neue Möglichkeiten in der Freizeitgestaltung für die Bevölkerung.

Ein Ja von Eschlikon

• Eschlikon: Die Gemeinde entrichtet 19 600 Franken pro Jahr an die Bergholz-Betriebsgesellschaft. Die Stimmberechtigten genehmigten den Betrag an der letzten Gemeindeversammlung. Für Gemeindeammann Robert Meyer ist der Nutzen der neuen Sportinfrastruktur ausgewiesen. Auch die Schule will von der neuen Sportstätte profitieren.

• Fischingen: Eine Beteiligung war noch nie ein Thema. «Wir haben keinen Bezug zum Bergholz. Es liegt zu weit weg», sagt Gemeindeammann Willy Nägeli. Ausserdem sei die Gemeinde Genossenschafter beim Parkbad an der Murg in Münchwilen.

• Lommis: Die Gemeinde leistet keinen Beitrag ans Bergholz und wird dies auch in Zukunft nicht tun. «Es lohnt sich nicht», sagt Gemeindeschreiber Bruno Baumgartner. Das Bergholz habe für Lommis keine Bedeutung. Die Badi Stettfurt liege für die Einwohnerinnen und Einwohner näher.

Münchwilens Nein

• Münchwilen: Kein Geld gibt es aus Münchwilen. Die Gemeinde verfüge über eine gute Sportinfrastruktur mit der Dreifachturnhalle Waldegg und dem Parkbad an der Murg, begründet Gemeindeammann Guido Grütter den Entscheid. Wegen des dichten Unterrichtsplans bestehe auch bei der Schule kein Bedarf, die Sportinfrastruktur, insbesondere das Hallenbad, zu nutzen.

• Rickenbach: Ein «Ja, aber» zum Bergholz kommt aus Rickenbach. Der Gemeinderat hat sich grundsätzlich für eine Beteiligung – bei 12.95 Franken pro Einwohner sind es derzeit knapp 32 000 Franken – ausgesprochen, macht aber eine definitive Zusage vom Abstimmungsergebnis zum Lipo-Kreisel vom Sonntag abhängig. Gemeindeammann Ivan Knobel wertet das Nein des Wiler Stadtparlamentes zur Kapazitätserweiterung der Georg-Renner-Strasse – Flawilerstrasse – Toggenburgerstrasse als Beleidigung für die Regionsgemeinden.

Sirnach ist mit dabei

• Sirnach: 19 600 Franken zahlt die Gemeinde ans Bergholz. Dies hat der Gemeinderat entschieden. Gemeindeammann Kurt Baumann sieht vor allem die Eishalle als ideale Ergänzung zum bestehenden Angebot mit dem Hallenbad bei der Schulanlage Grünau in Sirnach und dem Freibad in Münchwilen.

• Tobel-Tägerschen: Keinen Beitrag leistet Tobel-Tägerschen. «Wir haben nie eine Anfrage erhalten», sagt Gemeindeammann Roland Kuttruff. Ausserdem hat die Gemeinde in den letzten Jahren eine grosszügige Sportanlage erstellt, zuletzt 550 000 Franken ins FC-Clubhaus investiert. Das Bergholz habe denn auch für die Einwohnerinnen und Einwohner eine eher geringe Bedeutung.

Wängi hat kein Interesse

• Wängi: Keine finanzielle Unterstützung kommt aus Wängi. «Einerseits verfügen wir über eigene Sportanlagen, anderseits sind wir beim Zweckverband Schwimmbad am Sonnenberg in Stettfurt engagiert», begründet Gemeindeammann Benno Storchenegger.

• Wilen: Einen Beitrag gesprochen hat Wilen, und zwar bei einer derzeitigen Bevölkerung von 2134 Personen und 15 Franken pro Einwohner eine Summe von 32 000 Franken. Das Bergholz sei eine ideale Ergänzung zur Sportinfrastruktur im Dorf, sagt Gemeindeammann Kurt Enderli.