Der EC Wil hat entschieden, sein Fraueneishockeyteam zurückzuziehen. Präsident Roger Dietschweiler anerkennt den sportlichen Erfolg der NLB-Equipe – erhebt aber schwere Vorwürfe gegen den Teamgründer.
Den Rückzug des Frauenteams gab der EC Wil am Freitagnachmittag bekannt. Die Mitteilung ging nur an das Onlineportal «hallowil.ch». Darin heisst es: «Der sportliche Erfolg des Frauenteams ist nicht wegzureden. Aber der Erweis der Nachhaltigkeit fehlt gänzlich.» Auch auf Nachfrage erhielt die «Wiler Zeitung» weder das Communiqué noch andere Informationen.
Knapp einen Tag später gab Präsident Roger Dietschweiler schliesslich doch Antworten auf Fragen der «Wiler Zeitung». Zur Nachhaltigkeit sagt er: «Wir haben wenig eigenen Nachwuchs im Frauenbereich.» Die Folge davon sei, dass Transfers getätigt werden müssen, die oft hohe Kosten verursachen.
Auf dem Onlineportal tönt es ähnlich: «Wir wollen die Junioren-Förderung leben und nicht nur davon erzählen.» Vergleicht man das Kader der ersten Equipe des EC Wil mit jenem des Frauenteams, schneiden die Frauen jedoch besser ab: Drei Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs und eine aus dem Nachwuchsverbund mit Herisau stehen zwei Spielern aus dem eigenen Nachwuchs gegenüber.
Die Finanzen seien sicherlich mit ein Grund des Rückzugs gewesen, bestätigt Dietschweiler und sagt:
«Dass der Verein sparen muss, ist hinlänglich bekannt – und wird auch in Zukunft so bleiben.»
Er lobt zwar den Willen des Frauenteamgründers Marcel Herzog, mit so viel Power an der Spitze mitspielen zu wollen. Aber: «Schliesslich muss es der Verein finanzieren können – und das für Jahre.»
Die von Herzog getätigten Transfers von drei renommierten Spielerinnen sind der Anlass für den Rückzug eines Teams, das in seinem dreijährigen Bestehen von Erfolg zu Erfolg geritten ist. Über diese Verpflichtungen berichtete die «Wiler Zeitung» vor über einer Woche exklusiv.
Dietschweiler sagt dazu:
«Wenn ich aus der Presse erfahre, dass eine ‹Art Sportchef› Transfers im Namen des EC Wil getätigt hat, müssen wir davon ausgehen, dass er ausserhalb der Kompetenzen dynamisch gearbeitet hat.»
Hinzu kommt: Dem Vorstand seien weder Verträge bekannt, noch lägen ihm solche vor. «Wir distanzieren uns deshalb in aller Form von einem solchen Vorgehen.» Nach seinem Rücktritt als Trainer Ende Februar hat sich Herzog als eine «Art Sportchef», so betitelt er sich selbst, ins zweite Glied zurückgezogen. Für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen war Herzog nicht erreichbar.
Nach diesen Geschehnissen stellt sich die Frage, wie gut die beiden Parteien miteinander kommunizieren. «Unseres Erachtens haben wir gegenüber selbsternannten Funktionen nicht zwingend Verpflichtungen wahrzunehmen», so Dietschweiler. Bevor er sein Amt Ende Januar übernahm, war Frauenteamleiter Sandro Brasi aus dem Vorstand zurückgetreten. Seither sind die Frauen nicht mehr darin vertreten.
«Die Kommunikation zwischen mir und Marcel Herzog hat darunter nicht gelitten.»
Fakt bleibt: Die erste Sondierungssitzung über das Budget fürs Frauenteam fand erst zwei Wochen nach der Meisterschaftsanmeldung statt.