Nach 26 Jahren ist Schluss für die «grosse Familie»: Das «Landhuus» in Oberuzwil geht zu

Ende Januar schliesst das «Landhuus» in Oberuzwil. Den Besitzern fällt der Abschied schwer.

Tobias Söldi
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Für einmal die Seiten gewechselt (von links): Laura Cufaj, José und Monika Prendes an der Theke im «Landhuus». (Bilder: Tobias Söldi)

Für einmal die Seiten gewechselt (von links): Laura Cufaj, José und Monika Prendes an der Theke im «Landhuus». (Bilder: Tobias Söldi)

Eine grosse Familie seien sie gewesen, sagt die Serviceangestellte Laura Cufaj: Die vielen Stammgäste in der Oberuzwiler Musikbar Landhuus, das langjährige Wirtepaar Monika und José Prendes, sie selber, die seit drei Jahren in der Beiz arbeitet.

«Ich habe hier mehr als nur einen Job gefunden.»

Es ist eine emotionale Zeit für das Team. Nach bald 26 Jahren schliesst das «Landhuus» Ende Januar seine Türen. Das mehr als 100-jährige Haus an der Flawilerstrasse 27 weicht einer Überbauung. Die Alpen Immoinvest AG aus Herisau plant auf dem Grundstück des Restaurants und den benachbarten Parzellen zwei Mehrfamilienhäuser. Hinter dem hellgrünen Haus ragen bereits die Visiere in die Höhe.

Die Visiere der Überbauung stehen bereits.

Die Visiere der Überbauung stehen bereits.

Ginge es nach dem Wirtepaar Prendes, hätte das «Landhuus» weitergeführt werden sollen. «Wir konnten aber trotz intensiver Suche keinen Käufer finden», sagt José Prendes. Der Beschluss, die Bar zu verkaufen, stand schon länger fest. José Prendes ist seit 32 Jahren in der Gastwirtschaft tätig, seine Ehefrau seit 20 Jahren. Vor dem «Landhuus» führte er das «Aranda» in Bazenheid. «Irgendwann ist genug», sagt er.

Ein Haus voller Geschichten

Im Gespräch erahnt man, wie viel die Bar ihnen bedeutet. «Das ‹Landhuus› ist unser Lebenswerk», sagt Monika Prendes. 1993 kaufte José Prendes die serbelnde Beiz und eröffnete sie 1994 neu. Gemeinsam haben er und seine Frau das Restaurant mit viel Einsatz durch die Jahre gebracht. 2004 bauten sie um, bis 2011 standen sie sieben Tage die Woche hinter den Tresen, bis 2015 hatte die Beiz auch am Vormittag offen und es gab Mittagessen.

Das «Landhuus» 1996, zwei Jahre nach der Eröffnung. Bild: PD

Das «Landhuus» 1996, zwei Jahre nach der Eröffnung. Bild: PD

Über die Jahre ist das «Landhuus» zu einem Haus voller Geschichten geworden. Prendes erinnert sich grinsend an «jenen ominösen Mittwoch» im 2004, an dem einige Gäste mit Hammer ausgestattet die Täferwand zum neuen Anbau durchbrechen durften. Monika Prendes erzählt von jungen Gästen, die mit der Bar älter wurden, heirateten, Kinder kriegten – und dem «Landhuus» immer verbunden blieben. «Das Zwischenmenschliche stand für uns immer im Vordergrund», sagt José Prendes. Seine Frau ergänzt:

«Ich kenne alle Geburtstage unserer Stammgäste.»

Aber auch Schwieriges gab es zu bewältigen. Ein Einschnitt, ein «Knackpunkt», sei das 2010 eingeführte Rauchverbot gewesen, das sich unmittelbar auf die Gästezahl auswirkte. Auch immer zahlreichere Vorschriften hätten das Wirten erschwert. Und lieb gewonnene Traditionen wie die Beizenfasnacht verlieren an Bedeutung. Aber, so Monika Prendes: «Das Schöne überwiegt.»

Am 31. Januar trifft sich die Familie zum letzten Mal

Doch noch ist es zu früh, sich ganz der Nostalgie hinzugeben. Gut zwei Monate wird im «Landhuus» noch angestossen, diskutiert und gelacht. «Es gibt Gäste, die angekündigt haben, sie kämen jetzt jeden Tag vorbei», sagt Monika Prendes. Eine besondere Bedeutung werde angesichts des nahenden Endes der traditionelle Weihnachtsabend mit DJ Thomso am 24. Dezember haben – ein Treffpunkt auch für Weggezogene. Sogar Mathias Seger, früher Eishockeyspieler beim ZSC Lions, schaue jedes Jahr vorbei. Über den Januar verteilt sind dann verschiedene kleinere Anlässe geplant. Und am 31. Januar trifft sich die «grosse Familie» dann zum letzten Bier.

Und danach? «Was nachher kommt, ist noch völlig offen», sagt José Prendes. Erst würde man einmal einen Monat lang nichts machen, Abstand gewinnen und herunterfahren.

«Dann schauen wir, wo uns unsere Ideen hinführen werden.»