Lommis tritt aus der Genossenschaft für Personalvermittlung aus. Man sehe den Nutzen nicht mehr, erklärt der Gemeinderat seinen Entscheid. Geschäftsführerin Susanne Gobbo hält dagegen.
«Uns braucht es weiterhin», sagt Susanne Gobbo. Die Geschäftsführerin der Münchwiler Genossenschaft für Personalvermittlung (GPV) reagiert damit auf den Austritt der Gemeinde Lommis aus der Genossenschaft (unsere Zeitung berichtete).
Gemeindepräsident Fritz Locher begründete den Austritt damit, dass die Gemeinden schlicht nicht mehr wissen, wer von ihren Einwohnern arbeitslos ist, seit sich Erwerbslose direkt bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) melden müssen. Tatsächlich geht die Entstehung der GPV in die Zeit vor den RAV zurück. Die Hinterthurgauer Gemeinden gründeten 1994 die Institution gemeinsam, um Arbeitslose nicht bloss mit der damals üblichen Stempelkarte zu «verwalten», sondern sie mittels professioneller Betreuung zurück in den Arbeitsmarkt zu führen. Entsprechend sah der Lommiser Gemeinderat in einer Genossenschaftsmitgliedschaft nun «keinen Nutzen mehr», wie es Gemeindepräsident Locher gegenüber unserer Zeitung formulierte.
«Selbstverständlich respektieren wir den Entscheid des Gemeinderates», sagt Susanne Gobbo. «Seine Begründung greift jedoch deutlich zu kurz.» Die GPV sei nicht durch das RAV Frauenfeld abgelöst worden, vielmehr ergänze man sich hervorragend. «Wir haben uns in der Zusammenarbeit zwischen den RAV des Kantons Thurgau und den Arbeitgebern im Hinterthurgau sehr bewährt», sagt die Personalfachfrau. «Als gemeinnützige Genossenschaft bilden wir eine effiziente und professionelle Brücke zwischen den Politischen Gemeinden mit ihren arbeitslos gewordenen Einwohnern, den RAV und den regionalen Arbeitgebern. Daraus ergeben sich wirkungsvolle und positive Synergien für alle Beteiligten.»
Dass die GPV nicht völlig aus der Zeit gefallen ist, beweist denn auch ein Blick auf die Mitgliederliste der Genossenschaft. Nebst den Hinterthurgauer Gemeinden, nun ohne Lommis, finden sich darauf gleich drei Wirtschaftsverbände aus dem Bezirk: KMU Region Hinterthurgau, Arbeitgeberverband Südthurgau und Gewerbeverein Aadorf arbeiten mit der GPV zusammen und sind auch in deren Vorstand vertreten.
Trotz dieser Vernetzung legt Susanne Gobbo Wert auf die Feststellung, dass ihre Genossenschaft im umkämpften Markt der Personalvermittler in keiner Weise privilegiert sei, weder durch die RAV noch durch die Gemeinden. «Wir bewegen uns genau gleich im Markt wie alle anderen auch.» Und abschliessend betont sie: «Wir arbeiten kostendeckend.» Den Gemeinden und somit dem Steuerzahler entstehe durch ihre Arbeit keine finanzielle Belastung – im Gegenteil.
Olaf Kühne
olaf.kuehne