Rolf Stiefel aus Züberwangen spielt schon seit der Kindheit Tasteninstrumente. Nun komponierte er Lieder für das Mini-Musical «Oli, dä Mammutbaum», das im August in der Klangarena Degersheim aufgeführt wird.
Züberwangen. Sein Lehrer, bei dem er in seiner Kindheit Klavierstunden nahm, habe ihn irgendwann aufgegeben, denn Noten seien nie sein Ding gewesen, lacht Rolf Stiefel. Doch das hinderte den mittlerweile 46-Jährigen nicht daran, der Musik treu zu bleiben. Mehr als das. Er komponiert schon seit Jahren. Aktuell gerade 14 Lieder für «Oli, dä Mammutbaum», ein Mini-Musical des Bazenheiders Erich Furrer, das zwischen dem 12. und 21. August sechs Mal in der Klangarena von Oliver Lüttin in Degersheim aufgeführt wird.
Die Idee zum Musical sei im April dieses Jahres entstanden, erzählt Rolf Stiefel. Im Mai habe ihm Erich Furrer, den er schon seit seiner Jugend kennt, erste Texte vorgelegt, für die er dann die passenden Melodien komponiert habe. «Ein paar Wochen später war alles bereit, und das bestehende Ensemble begann Anfang Juli mit den Proben», führt der Musiker weiter aus.
Die musikalische Begleitung sei dabei auf ein Minimum reduziert – es ja schliesslich ein Mini-Musical – nämlich nur Rolf Stiefel selber am Keyboard.
Rolf Stiefel wuchs in einer musikalischen Familie in Wil auf. Schon als Sechsjähriger spielte er Klavier. Zudem war er Mitglied im Tambourenverein Wil. Seine Mutter schildert er als «Notenfresserin», was sich aber nicht auf den Sohn übertrug. Seine Kompositionen singt oder spielt er und gibt so die Melodie weiter.
Als 19-Jähriger trat er der Thurgauer Gruppe Galgevögel bei, die er aber nach einigen Jahren wieder verliess: «Zwischendurch harzte es, und ich wollte einfach einmal etwas anderes machen. Zudem lief auch einiges mit anderen Bands.» Eine davon war die erste Begleitband von Dänu Siegrist nach dessen Weggang von Span. Rund drei Jahre lang trat Rolf Stiefel als Begleiter des Berner Mundart-Rockers an vielen Konzerten auf. Weitere Stationen waren Dekadance, die Frauenfelder Aumühliband und andere Wiler Formationen.
Unvergessen dürfte dem St. Galler auch das Gastspiel mit der Walliser Rocklady Sina sein. Die fragte ihn nämlich, ob er innert einer Woche etwa 20 Lieder einüben könnte, um sie für zwei Konzerte zu begleiten. Ihr Keyboarder war verunglückt und musste ersetzt werden. Rolf Stiefel sagte zu. Mitte der Neunzigerjahre schloss er sich wieder den Galgevögeln an, die ja vor allem im Kanton Thurgau einen grossen Bekanntheitsgrad erlangten. Für das aktuelle Album «Verschide glich» steuerte Stiefel mehrere Kompositionen bei.
Bei einem solchen Engagement könnte leicht der Eindruck entstehen, Rolf Stiefel sei Berufsmusiker. Dem ist jedoch nicht so. Er erlernte den Beruf des Fotografen, musste sich aber 1993 aus gesundheitlichen Gründen auf den kaufmännischen Bereich umschulen. Seit Jahren ist er bei einem grossen Detaillisten in Basel in einer nationalen Tätigkeit angestellt, und zwar als Vollzeitjob. Da er im Aussendienst tätig sei, bereise er praktisch die ganze Schweiz.
«Mit 24 wurde ich erstmals Vater. Da ging es einfach nicht mehr, als Musiker <dahinzuserbeln>, ich brauchte ein festes Einkommen», sagt Rolf Stiefel. Er sieht aber auch Vorteile, denn der Beruf gebe seinem Leben einen geregelten Ablauf, und das Hobby könne er dennoch weiter ausüben.
Die Konzerte seien meistens an Wochenenden: «Zudem hat der Tag 24 Stunden, und ich benötige wenig Schlaf.
Und nicht zuletzt brauche ich ein gewisses <Actionpotenzial>», erklärt der mittlerweile zweifache Vater.
Seine Kompositionen entstehen oft aus Stimmungen heraus. Manchmal gebe es Blockaden, anderseits könne er die Melodien sozusagen aus dem Ärmel schütteln. Das könne während einer Autofahrt passieren. Seine Stärken sieht Rolf Stiefel vor allem in Balladen. Schöne Melodien und Harmonien seien etwas Schönes und könnten in eine andere Welt entführen.
«Er schreibt Lieder oft nach Bildern in seinem Kopf, vertont beispielsweise den aufkommenden Wind», wirft seine Frau Claudia ein. Rolf Stiefel selber ist sich bewusst, dass Musik Geschmacksache ist. Sein Ziel sei es, damit Freude zu vermitteln und Herzen zu bewegen.