Mit einer Botschaft an die ganze Welt: Auch Degersheim demonstriert fürs Klima

In Degersheim kam es am Samstag zum Streik. Kinder wie Erwachsene forderten lautstark Klimagerechtigkeit.

Christof Lampart
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Der Klimastreik-Demonstrationszug auf seinem Weg durch Degersheim in Richtung Dorfzentrum.Bilder: Christof Lampart

Der Klimastreik-Demonstrationszug auf seinem Weg durch Degersheim in Richtung Dorfzentrum.Bilder: Christof Lampart

Der von den drei Teenagern Samira Graf, 16 Jahre alt, und den 14-jährigen Zwillingen Olga und Tiffany Wirth organisierte Zug versammelt sich kurz vor 14 Uhr vor der Mehrzweckanlage Steinegg. Man plaudert gemütlich miteinander, geniesst die wärmende Sonne. Das Megafon, welches schon bald intensiv zum Einsatz kommen wird, liegt noch ebenso unbeachtet im Gras wie auch die Protestschilder.

«Game of Thrones» beim Klimastreik

Dass der Degersheimer Klimastreik mehr als eine lokale Sache ist, sondern vielmehr ein «Mosaiksteinchen» im Bild der weltweiten Klimastreik-Kultur zeigt sich auch an den Schildern, sind doch die Botschaften darauf mehrheitlich auf Englisch verfasst. «If you breathe air, you should care» («Wenn du Luft atmest, geht es dich etwas an»), «The climate is changing, why aren’t we?» («Das Klima verändert sich, warum wir nicht?») oder «Winter is not coming» («Der Winter kommt nicht»). Beim letzteren Plakat muss zweifelsohne ein Fan der Fernseh-Serie Game of Thrones am Werk gewesen sein. Aber auch die nüchtern-pessimistische Feststellung «Es gibt keinen Planet B» findet sich im Schilderwall.

Klimawandel kennt keine Grenzen

Ganz und gar nicht traurig läuft dann die friedvoll-fröhliche Demo ab, nachdem Tiffany den Gekommenen noch vor dem Abmarsch erklärt hat, warum heute ausgerechnet in Degersheim ein Klimastreik vom Zaun gebrochen wird. «Der Klimawandel kennt keine Stadt- und Landgrenze». Die Menge jubelt. Dann geht es los. Abwechselnd intonieren die drei Organisatoren einen Slogan und der Zug brüllt begeistert mit:

«Ufe mit em Klimaziel, abe mit em CO2.»

Es fällt auf, dass man sich kennt – schliesslich ist Degersheim nicht St.Gallen. Zwei, drei Personen stossen spontan nach dem Abmarsch noch hinzu, die grosse Menge glänzt hingegen durch Absenz. Ein Mann ruft irgendwo von einem Balkon ein «Hopp Jungs!» herunter, ein älterer Herr legt spontan vor der «Brocki» eine Tanzeinlage vor dem kurz anhaltenden Zug hin.

Samira Graf, Co-Organisatorin Klimastreik Degersheim

Samira Graf, Co-Organisatorin Klimastreik Degersheim

«Wir alle müssen damit anfangen, den Klimawandel zu stoppen. Und zwar jetzt und nicht erst morgen.»

Keine lebenswerte Zukunft für Kinder und Enkelkinder

Auf dem Dorfplatz verlesen Samira, Tiffany und Olga eine Rede, in der sie ihre Angst ausdrücken, dass sie bald in einer Welt leben müssen, die für ihre Kinder und Enkelkinder keine lebenswerte Zukunft mehr bereithalte. «Ich habe geträumt, dass die Welt untergeht», fängt Olga an – und alle lauschen still und nachdenklich den mahnenden Worten.

Der Appell ist unmissverständlich: «Wir alle müssen damit anfangen, den Klimawandel zu stoppen. Und zwar jetzt und nicht erst morgen», so Samira. Dann hört man John Lennons «Imagine», kurz darauf strömt «We are the world» aus den Lautsprechern: «There comes a time, when we heed a certain call, when the world must come together as one.» Es wirkt wie ein Fanal, das von Degersheim hinaus an die Welt ergeht.