Schüler mit Lerndefiziten in bestimmten Fächern sollen so lange wie möglich in Regelklassen behalten werden. Um den Bedürfnissen der vier verschiedenen Stufen gerecht zu werden, gründete die Schule Flawil die Integrationskonferenz.
FLAWIL. «So viel Integration wie möglich, so wenig Separation wie nötig»: So lautet der strategische Grundsatz des Schulrats Flawil. Das Wichtigste dabei: Auf die Bedürfnisse des einzelnen eingehen und das Kind individuell fördern, so lange es in den Regelklassen möglich ist. Klingt einfach, ist aber eine komplizierte Sache, die viel Aufwand und Fragen mit sich bringt. Um ein gutes Konzept auszuarbeiten und dabei auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der vier verschiedenen Stufen einzugehen, gründete der Schulrat Flawil die sogenannte «Integrationskonferenz». Seit August 2011 trifft sich die aus rund 25 Personen bestehende Konferenz rund viermal im Jahr.
Zurzeit zählt die Schule Flawil rund 1250 Schülerinnen und Schüler in 65 verschiedenen Klassen, die von rund 170 Lehrpersonen in hundert 100-Prozent-Stellen beschult werden. An der Integrationskonferenz beteiligt sind davon jeweils sechs Vertreter aus den vier Stufen Kindergarten, Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe: Immer ein Mitglied des Schulrats, der Schulleitung, zwei Klassenlehrpersonen, eine Fächergruppenlehrperson und eine Schulische Heilpädagogin bilden gemeinsam eine Arbeitsgruppe der einzelnen Stufe. «Die vier Arbeitsgruppen sollen alle offenen Fragen im Bezug auf die Integration und Separation in ihrer Stufe klären. Wie lange soll ein Kind im Regelunterricht bleiben? Wann ist der Übertritt in eine Kleinklasse unabdingbar? Was für ein Konzept in der Logopädie braucht Flawil?», erklärt Schulratspräsident Elmar Metzger.
«Die Integrationskonferenz ist ein schulinternes Projekt, von dem die Eltern und Schüler eigentlich nichts spüren», sagt Metzger. Ausser an zwei Tagen in diesem Jahr, wenn alle Lehrpersonen der Schule Flawil zu diesem Thema schulintern weiterbilden und ihre Handlungskompetenzen in praktischen Umsetzungsfragen erweitern. Dies war am 27. Februar dieses Jahres der Fall und wird es wiederum am 25. September sein.
Schülerinnen und Schüler mit Lerndefiziten sollen so lange wie möglich in den Regelklassen behalten werden, statt sie in Kleinklassen zu separieren, dafür plädiert die Schule Flawil. Denn oft haben die betroffenen Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten in einzelnen Fächern, können aber in den anderen problemlos im Regelunterricht mithalten. «Heute haben wir die Möglichkeit enger mit Heilpädagogen zu arbeiten und die Schüler genau in diesem Bereich zu fördern, so dass sie mithalten können», so Metzger. Für betroffene Schülerinnen und kann eine Heilpädagogin in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen Schwierigkeiten erkennen, die – nach Rücksprache mit dem Schulpsychologischen Dienst – individuelle Lernziele für das Kind setzen. Als Beispiel: Ein Schüler hat Mühe, im Französischunterricht mitzuhalten. Er leidet in der Schule und auch zu Hause darunter. Mathematik und Deutsch meistert er aber ohne Probleme. Nach Abklärungen und Gesprächen kann die Heilpädagogin erkennen, dass es nur kontraproduktiv ist, das Kind weiterhin dieser Belastung auszusetzen. Sie kann gemeinsam mit dem Schulpsychologen festlegen, dass das Kind nur fünf statt elf Tranchen per Ende Jahr erarbeiten muss – speziell auf seine Fähigkeiten zugeschnitten. Im Zeugnis erscheint dieses Fach statt mit einer Note in Form eines Lernberichtes. So kann jeder Schüler ein Erfolgserlebnis haben, wenn er sein Ziel erreicht. «Das ist für die Entwicklung des Kindes pädagogisch wertvoll», sagt der Schulpräsident.
Gegründet wurde die Integrationskonferenz vor zwei Jahren, damit die Lehrerschaft aktiv mitgestalten kann, in welche Richtung sich die Schule Flawil entwickelt: mitdiskutieren und Anträge vorbringen. «Früher gab es keine Diskussion, das Förderkonzept wurde vom Schulrat beschlossen, das von der Lehrerschaft akzeptiert werden musste. Heute ist das anders: Transparenter», so Metzger. Der Schulrat beschliesse über die Anträge aus der Integrationskonferenz. Dank diesem Vorgehen entwickelt sich die Schule Flawil in Fragen der Integration gemeinsam.