«Man braucht nicht frömmeln»

Am 1. August 1992 hatte Johann Franzen seinen Dienst als Mesmer in St. Nikolaus aufgenommen. Nun geniesst er seine Pensionierung, übernahm aber auch die Hauswartung des Pfarreiheims in Bronschhofen.

Christoph Oklé
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Während mehr als siebzehn Jahren war Johann Franzen Mesmer in der Stadtkirche St. Nikolaus. Wohl ist er nun pensioniert. Ganz aus dem kirchlichen Dienst verabschiedet hat er sich aber noch nicht. Er hat die Hauswartung des Pfarreiheims Bronschhofen übernommen. Da bleibt ihm mehr Zeit für einen gemütlichen Schwatz wie beispielsweise jetzt bei einem Bier auf der Terrasse des Restaurants Freihof.

Auf dem Hof gewirtet

Auch hat er mehr Gelegenheit, um Zeit in seinem geliebten Wallis zu verbringen, wie in diesen Wochen; etwa für brüderliche Hilfe beim Heuen und Emden auf der fast überhängenden Bettmeralp, «wo ich testen kann, wie trittfest ich noch bin». Da das Gelände für maschinelle Arbeit nur bedingt geeignet ist, wird sein Handanlegen von seinen Brüdern sehr geschätzt.

Nie habe er bereut, sich für das Amt als Mesmer in Wil entschieden zu haben. «Ich würde es bestimmt wieder gleich machen», meint er ohne auch nur eine Sekunde überlegen zu müssen. Nicht das Mesmern speziell, so doch das Dienen im Allgemeinen wie auch die Liebe zum selbständigen Arbeiten stecken ihm halt im Blut.

Am 1. August 1992 hatte er seinen Dienst in der Stadtkirche angetreten, wobei die Äbtestadt für den Walliser nicht Neuland gewesen war. Zuvor war er nämlich während fünf Jahren auf Stiefels damaliger «Wirtschaft zum Hof» gewesen.

Neuorientierung

Vertraut mit der Lebensmittelbranche arbeitete er nach dem Wirten von 1981 an als Geschäftsführer im damals neu erbauten «TopCC» in Zuzwil. Auf die Fünfzig zugehend hätte er sich – obwohl es ihm dort gut gefallen habe – nach gut zehn Jahren die Frage gestellt, ob er diese Arbeit noch weitere fünfzehn Jahre bis zur Pensionierung verrichten solle. Sich lange nach einer Alternative umzusehen brauchte er indessen nicht.

Vom reformierten Mesmer Walter Brauchle – dem legendären «Kasimir» – war er darüber informiert worden, dass nicht nur er selber, sondern auch sein katholischer Nikolaus-Mesmer-Kollege Alfred Mettler demnächst pensioniert würde. «Da hat es bei mir <klick> gemacht, erinnert sich Franzen. Nach einigen Messebesuchen «mehr als sonst» in St. Nikolaus sei ihm klar geworden, dass er sich Mesmern sehr gut als künftige Tätigkeit vorstellen könnte. Nach einem Gespräch mit Kirchenverwaltungsratspräsident Josef Fässler war für ihn die Sache klar.

Er bewarb sich um die Stelle und bekam sie auch.

Dass diese mit unregelmässiger Arbeitszeit und Wochenenddienst verbunden war, störte weder ihn noch seine Frau, war sie doch ebenfalls im Gastgewerbe tätig gewesen. Nach der Ausbildung an der Sakristanenschule in Einsiedeln nahm er seine neue Arbeit auf und ging förmlich darin auf, was man ihm auch immer ansah.

Umgänglichkeit

Was für besondere Fähigkeiten braucht es als Mesmer – vielleicht besonders fromm sein? «Überhaupt nicht», lacht Johann Franzen; «man braucht nicht frömmeln.» Aber ein gutes Verhältnis zur Kirche gehört für ihn selbstverständlich dazu. Und was bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe ebenso wichtig ist: «Man muss die Arbeit sehen und sie einteilen können.» Und ganz besonders wichtig war ihm die Mithilfe seiner Ehefrau Doris als Chefin über den Blumenschmuck, für den sie berühmt geworden ist.

«Da war ich einfach der <Gango> », gibt er verschmitzt zu. Umgänglichkeit gehört auch zu den wichtigen Eigenschaften eines Mesmers. Und wer ihn kennt, zweifelt nicht einen Moment an seiner Aussage, mit Priestern wie auch Kirchenverwaltung gut ausgekommen zu sein.