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Ostschweiz
Wil
Seit März ruhte in Wil der Parlamentsbetrieb. Am Donnerstag fand die erste Sitzung seit dem Ausbruch der Coronapandemie statt. Einiges war dabei neu und ungewohnt.
Beim Eingang der Tonhalle hat sich eine kleine Schlange gebildet. Und das, obwohl an dieser Sitzung des Stadtparlaments nur dessen Mitglieder sowie jene des Stadtrats und Mitarbeitende der Stadtkanzlei zugelassen sind. Der Grund für die kurze Wartezeit beim Einlass ist das Schutzkonzept.
Die Parlamentsmitglieder werden einzeln ins Gebäude hineingelassen, wo sie dann gleich ihre Pausenverpflegung fassen, bevor sie sich an ihren Platz setzen. Dies fällt manchen gar nicht so leicht, müssen sie sich doch in der neuen Sitzordnung erst einmal zurechtfinden. Nicht nur auf dem Parkett, sondern auch auf der Tribüne sowie in der Galerie sind die Parlamentsmitglieder platziert.
Für Adrian Bachmann, Fraktionspräsident der FDP, sind aber weniger die grösseren Distanzen, sondern die Einteilung der Parteien im Raum gewöhnungsbedürftig. «Die SP ist ja rechter als wir, da wird mir schon ein wenig unwohl», meint er augenzwinkernd zu ein paar Parteikollegen.
Auch die «Cüplifraktion», wie sie FDP-Parlamentarier Jigme Shitsetsang lächelnd bezeichnet – jene Parlamentarier, die sich auf der Tribüne auf bequeme Kissen im Stile eines hippen Cafés setzen durften, ziehen manchen Blick auf sich.
Mit diesen Sicherheitsvorkehrungen und dank des ständigen Desinfizierens des herumgereichten Mikrofons sind die Parlamentarier gut geschützt, die Technik scheint jedoch einen Virus erwischt zu haben beziehungsweise eine Störung zu plagen. Die Abstimmungsgeräte funktionierten nicht richtig, sodass das Parlament zu ursprünglicheren Methoden greifen muss und per Handzeichen abstimmt. Ein Hauch Landsgemeinde weht durch das Wiler Stadtparlament, es fehlen nur die Säbel.
Das Parlament ist sich an diesem Abend räumlich zwar sehr weit entfernt, in der Sache herrscht jedoch oft grossmehrheitlich Einigkeit. Ob das nun reiner Zufall war oder den veränderten Umständen geschuldet war, lässt sich schwer beurteilen.