Nach Genehmigung des Kredits von 350000 Franken kann das Gemeinschaftsgrab in Henau neu gestaltet werden.
Eher trostlos präsentiert sich der Urnenhügel auf dem Friedhof der Henauer Kirche. Einheitsgrün dominiert. Lediglich einige Blumen sorgen für farbliche Akzente. Das Wort «Gemeinschaftsgrab» auf einem verwitterten Steinquader ist kaum mehr zu entziffern. Die Erneuerung dieser Grabstätte steht seit Jahren zur Diskussion. «Das Vorhaben wurde in der Investitionsplanung immer wieder hinausgeschoben», sagt Paul Gähwiler-Wick, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde Henau-Niederuzwil. Zum Missfallen von Kirchbürgern.
In einer Petition forderten Unterzeichner den Gemeinderat im Frühling vergangenen Jahres auf, die Gemeinschaftsgräber in Henau und Nieder- uzwil bis zum Jahr 2020 zu verschönern. Die Exekutive nahm sich des Anliegens an. Und so konnte das Gemeinschaftsgrab im katholischen Friedhof in Niederuzwil realisiert werden. Bereits im Jahr 2015 entstand im Friedhof bei der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgrab. Urnen werden dort in einer Rasenfläche bestattet.
Die Erneuerung des Henauer Friedhofs ist Bestandteil des Investitionsbudgets 2020, das Uzwils Stimmberechtigte an der Bürgerversammlung vom vergangenen Montag genehmigt haben. Das Projekt ist mit Kosten von 350000 Franken verbunden. «Wir sind froh und zufrieden mit diesem positiven Entscheid», sagt Gähwiler. Er hofft, dass das Vorhaben noch vor Allerheiligen nächsten Jahr es umgesetzt werden kann.
Renate Graf ist Gemeinderätin und Präsidentin der Friedhofkommission. Sie bestätigt, dass das Vorhaben aufgrund der Petition vorgezogen wurde. Dabei konnte man sich auf ein Projekt aus dem Jahr 2011 stützen, das die Neugestaltung des Gemeinschaftsgrabes und von weiteren Teilen des Friedhofs enthält. Es sah vor, den Urnenhügel durch ein Gemeinschaftsgrab abzulösen, den Ablauf der Bestattungen zu vereinfachen und für den Friedhof einen geeigneten Abschluss nach Südosten zu schaffen. «Ein Landschaftsarchitekt hat nun das Projekt aktualisiert», sagt Renate Graf.
Ein anspruchsvolles Unterfangen in einem auch historisch und denkmalpflegerisch sensiblen Umfeld. Nun geht es an die Detailplanung. «Ziel ist es, die Neugestaltung bis 1. November nächsten Jahres abgeschlossen zu haben», sagt Graf. Dabei werde auf eine grosse Mauer verzichtet. Gelte es doch, den direkten Sichtbereich auf den Henauer Kirchturm, einem Objekt von nationaler Bedeutung, freizuhalten. Es ist vorgesehen, den östlichen Teil des Friedhofs umzugestalten. Der Zugangsbereich dort wird neu. Der Friedhof erhält auf dieser Seite einen Abschluss mit einer Hecke und optischem Schutz. In der Hecke eingebettet sind Steinstelen, auf welchen auf Wunsch die Namen der Verstorbenen angebracht werden können. Das Gemeinschaftsgrab wird auf der von der Strasse abgewandten Seite des Friedhofs umgesetzt. Es besteht – gefasst von der Hecke mit den Steinstelen – aus einem Kiesplatz mit Sitzmöglichkeiten, Pflanzflächen und einem grossflächigen Blumenrasen, in dem die Urnen bestattet werden.
Die Bestattungsgewohnheiten haben sich verändert. Urnen- haben Erdbestattungen weitgehend abgelöst. Und immer mehr Urnen werden in Gemeinschaftsgräbern bestattet. Das eigene, bepflanzte Grab ist auf dem Rückzug. Nicht wenige entscheiden sich für alternative Bestattungsarten auf Waldfriedhöfen, oder die Urne bleibt bei den Angehörigen. Manchmal wird die Asche über einem Gewässer verstreut. Für die Friedhöfe heisst dies: Die Reihen lichten sich. Das belegen die Zahlen. So verzeichnete der Friedhof in Henau in den letzten Jahren zwischen vier und acht Urnenbestattungen und eine Erdbestattung. Mit dem Rückgang der Erdbestattungen werden sich die zu diesem Zweck genutzten Flächen weiter reduzieren. «Es entstehen parkähnliche Landschaften», sagt Paul Gähwiler-Wick. Ehemalige Bestattungsorte können nach Ansicht des Gemeinderates gar «eine wichtige Funktion als innerstädtische Parklandschaften einnehmen».
Der Friedhof in Henau war über Jahrhunderte der Bestattungsort in der Gemeinde, der früher einzigen Kirche. Nach der Reformation wurde sie paritätisch genutzt. Im Tod waren auch die Konfessionen auf dem Friedhof vereint.
Heute nimmt die Zahl der Gräber stetig ab. Doch der Tod bleibt allgegenwärtig: «Media vita in morte sumus» – mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.
Friedhöfe und Bestattungswesen sind Aufgabe der Gemeinden. Auch wenn noch immer die Ansicht verbreitet ist, Kirchen würden die Friedhöfe betreiben. «Die politischen Gemeinden haben dafür zu sorgen, dass genügend Bestattungsplätze vorhanden sind und dass die Friedhöfe den Anforderungen der öffentlichen Gesundheit und der Schicklichkeit genügen», heisst es im kantonalen Gesetz über die Friedhöfe und die Bestattungen. Und weiter: «Friedhöfe von Kirchgemeinden und Religionsgemeinschaften unterstehen der Aufsicht der politischen Gemeinde. Wer den Friedhof führt, hat für dessen Unterhalt zu sorgen.» Das Bestattungswesen kostet die Gemeinde Uzwil jährlich etwa eine halbe Million Franken, was aktuell etwa zwei Steuerprozenten entspricht. (stu)