Peter Scherrer ist seit drei Jahrzehnten Schwingerfunktionär, amtete während 14 Jahren als OK-Mitglied des Schwägalp-Schwinget. Die Zukunft will der Bazenheider ruhiger angehen. Mit seinem Hobby aber bleibt er verbunden.
BAZENHEID. Wer Peter Scherrer zu Hause besuchen möchte, muss sich auskennen. Der 51-Jährige wohnt im Guggenbüel, das zwischen Bräägg und Müselbach unterhalb des Hänisberg eingebettet ist.
Beim Eintreten wird schnell klar, hier ist ein Schwinger daheim. Das liebevoll eingerichtete Schwingerstübli heisst Gäste willkommen und birgt Zeugen seiner vierzigjährigen Schwingertätigkeit. «Das Stübli habe ich mir zu meinem 50. Geburtstag gegönnt.» Und es ist nicht etwa klein. Allein der Tisch hat die Masse 3,20 mal 1,15 Meter. Er wurde von seinem Sohn Pascal, auch er ist ein Schwinger, angefertigt. Hier lässt es sich gemütlich über Vergangenes reden oder OK-Sitzungen halten. Zum Beispiel zur Vorbereitung des Schwägalp-Schwingets.
Peter Scherrer ist kein Mann der grossen Worte. Viel lieber hält er sich im Hintergrund und packt dort an, wo viel Arbeit anfällt. Zum Schwingen ist er mit 17 Jahren gekommen. Die Auszeichnungen zeigen, dass er so schlecht nicht war, zwei Kränze am Thurgauer und St. Galler Kantonalen erwähnt er als grösste Erfolge. Etwas zu früh musste er allerdings seine Aktivkarriere beenden. «Ich hatte meinen Abschied nach exakt 20 Jahren auf das Verbandsschwingen 1998 in Wiesen geplant. Kurz vorher verletzte ich mich während der Arbeit am Meniskus. Auf der Schwägalp, beim Appenzeller Kantonalen, riss er dann ganz; nach drei gewonnenen Gängen. Scherrer musste schweren Herzens verfrüht Abschied nehmen.
Das damalige Kantonale am Fusse des Säntis war die Geburtsstunde des Schwägalp-Schwinget, das von 1999 bis 2001 seine Versuchsphase durchlief und im Jahre 2002 von den eidgenössischen Delegierten als Bergfest mit Kranzabgabe offiziell anerkannt wurde. Peter Scherrer bekleidete als Gründungsmitglied das Amt des Bauchefs. «Am Anfang waren wir zu zweit für den Bau zuständig, mittlerweile sind fünf OK-Mitglieder mit vielen Helfern für den Auf- und Abbau verantwortlich.» Ein weiteres Beispiel wie stark das Fest auf der Schwägalp gewachsen ist: «In den ersten Jahren waren es jeweils 5000 bis 6000 Besucher, heute hat sich die Zahl bei gut 10 000 eingependelt. Waren es um die Jahrtausendwende 45 Laufmeter Zelt, die gestellt wurden, sind es heute dreimal so viel.»
Es gab auch immer wieder schöne Begegnungen und Kontakte, die bis heute anhalten. «Zum Eidgenössischen 2007 in Aarau hat mich ein Schwingerkollege eingeladen. Bei der Eingangskontrolle gab es für mich kein Durchkommen, nachdem ich die Visitenkarte meines Freundes gezeigt hatte, der im OK sass, ging es dann quasi mit Polizeischutz aufs Gelände.» Zum Schmunzeln auch dies: «2006 war der damalige Bundesrat Samuel Schmid Gast und hielt die Festansprache. Er war derart beeindruckt, dass er uns auf den Landsitz nach Lohn bei Bern zum Mittagessen einlud.»
Von solchen und weiteren Erlebnissen könnte Peter Scherrer einen ganzen Abend lang berichten, sie zeigen, wie sehr er sein Hobby liebt. Es war für ihn auch selbstverständlich, dass er in den Grossanlass auf der Schwägalp jeweils eine Woche Ferien investierte. Auf die Hauptversammlung im letzten Januar hat er frühzeitig seinen Rücktritt eingereicht. «Ich hatte vor, zehn Jahre zu bleiben. Es sind vier weitere hinzugekommen, nun ist es aber Zeit, anderen das Feld zu überlassen.»
Die 14 Jahre im OK des Schwägalp-Schwinget sind aber nur ein Teil des Wegstückes. Bereits ab 1984 war Peter Scherrer verantwortlich für den Nachwuchs des Schwingclubs Wil und behielt diese Funktion bis 1998. Dann war er zehn Jahre im Vorstand des erwähnten Schwingclubs, führte zwei Jahrzehnte lang die Festwirtschaft der diversen Anlässe (Buebeschwinget, Kantonales in Mosnang, Frühjahrs- und Herbstschwingertag) und half dort, wo Not am Mann oder Team war.
Nun möchte es das Ehrenmitglied des Schwingclubs Wil etwas ruhiger angehen lassen. Als Belohnung für viele Jahre OK-Mitgliedschaft und als Anerkennung des NOS (Nordostschweizer Schwingerverband) wird er beim Schwägalp-Schwinget im August zum letzten Mal als Kampfrichter im Einsatz stehen. Als Kurier beim Toggenburger Verbandsschwingertag sowie beim St. Galler Kantonalen bleibt er der Schwingszene aber erhalten. Eines möchte er abschliessend noch loswerden: «Schwingen war für mich immer eine Lebensschule, ich möchte allen danken, die mir vor 30 Jahren das Vertrauen geschenkt und mir als Jungspund schon früh so viele Aufgaben anvertraut haben.»