Kommentar
Schulratswahlen in Wil: Ein Votum gegen die Politisierung der Schule

Drei von vier Sitzen im Wiler Schulrat sind mit Parteilosen besetzt. Das ist eine deutliche Ansage der Wählerinnen und Wähler.

Gianni Amstutz
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Gianni Amstutz, Redaktor Wiler Zeitung

Gianni Amstutz, Redaktor Wiler Zeitung

Bild: Hans Suter

Vor dem ersten Wahlgang bliesen die Parteien zum Angriff auf den Schulrat. Das vornehmlich aus parteilosen Vertretern zusammengesetzte Gremium sollte mit Parteipolitikern besetzt werden. Dazu riefen die Parteien in einer gemeinsamen Medienmitteilung auf.

Doch diese Taktik erlitt schon im ersten Wahlgang Schiffbruch. Keiner ihrer Kandidierenden schaffte die Wahl. Stattdessen wurden mit Elmar Meile-Gantner und Evelyne Engeler Mohn zwei Parteilose gewählt. Aus dem Sturm auf den Schulrat wurde im zweiten Wahlgang maximal noch ein laues Lüftchen.

Die CVP zog ihren Kandidaten zurück und strich damit schon vorzeitig die Segel. So verwundert es wenig, dass das beste Ergebnis im zweiten Wahlgang von einer Parteilosen erzielt wurde. Regula Huber, die zwischen 2013 und 2016 bereits als Schulrätin amtete, schaffte die Wahl deutlich.

Überlebenschancen des Schulrats sinken

Das ist als Zeichen zu interpretieren, dass die Wählenden durch den Einsitz von Parteivertretern eine Politisierung der Schule befürchtet haben. Als einziger Parteivertreter sitzt neu SVP-Politiker Nathanael Trüb im Schulrat. Auch seine Wahl ist gewissermassen ein Votum für Fachlichkeit und gegen zu viel Politik in der Schule, ist Trüb doch Lehrer und Medienpädagoge.

Dass die Parteien im Schulrat abgeblitzt sind, dürfte für die Überlebenschancen des Gremiums kaum förderlich sein. Seit die SVP dessen Abschaffung gefordert hat, steht der Schulrat auf der Abschussliste des Parlaments. Aktuell deutet wenig darauf hin, dass das Parlament nochmals auf diesen Entscheid zurückkommt und es in vier Jahren Erneuerungswahlen geben wird. Die aktuelle dürfte die letzte Legislatur des Schulrats werden.

Wie die Führung der Schule künftig gestaltet werden soll, diese Frage wird das Parlament beantworten. Und dort sitzen ausschliesslich Parteienvertreter, denen das grösstenteils parteilose Dasein des Schulrats ein Dorn im Auge ist. Dass sich die Stimmbevölkerung so klar gegen die Politisierung der Schule ausgesprochen hatte, sollte dem Parlament zu denken geben.