In der Pandemien blieben manche Trauergäste den Beerdigungen fern. Wohl aus Furcht vor einer Ansteckung. Doch seit einigen Wochen hat sich das geändert. Das beobachtet die Autorin, die neben einem Friedhof lebt.
Es ist ein Thema, über das viele nicht gern sprechen: der Tod. Der Gedanke, dass unser Leben ein Ende hat, macht vielen Angst. Zugleich hat die Pandemie das Bewusstsein über unsere Vergänglichkeit fest in unserem Alltag verankert. Jedes Mal wenn wir eine Maske überstreifen oder unsere Freunde mit einem kurzen Nicken statt mit drei Küsschen begrüssen, dient das einem Zweck: Die Menschen vor der Krankheit und letztlich dem Sterben schützen.
Wie dicke Nebelschwaden am Boden klebt der Tod derzeit an unserem Leben. Und in meinem Leben ist er ganz besonders präsent. Ich wohne neben einem Friedhof. Wenn ich von meinem Büro aus dem Fenster schaue, sehe ich neben Bäumen und Wiesen auch Gräber für Christen und Muslime.
Als meine Familie vor gut einem Jahr, im Sommer nach der ersten Coronawelle, in die Wohnung am Rand einer Schweizer Grossstadt zog, habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, was das bedeutet. Insbesondere in Zeiten einer Pandemie. Ich war bloss froh, dass wir auf dem ausgetrockneten Wohnungsmarkt ein passendes Zuhause gefunden hatten. So nahe an der Stadt mit Blick aufs Grüne.
Im Homeoffice nun habe ich die Vergänglichkeit des Lebens stets vor Augen. Im letzten Jahr habe ich mehr Beerdigungen miterlebt als in meinem gesamten Leben davor. Ob mehr Menschen beerdigt wurden als vor der Pandemie weiss ich allerdings nicht.
Obwohl ich die Verstorbenen nicht kannte, ging mir etwas nahe: Die Toten wurde stets einsam zu Grabe getragen. Ein Pfarrer begleitet von ein, vielleicht zwei Trauergästen. Viele Menschen blieben den Begräbnissen wohl fern, weil sie sich vor einer Ansteckung fürchteten.
Wie traurig, dachte ich oft. Die Pandemie hinterlässt auch hier ihre Spuren. Sie hat uns genommen, dass wir uns von unseren Mitmenschen ein letztes Mal verabschieden können.
Seit wenigen Wochen hat sich aber etwas verändert: Es kommen wieder mehr Trauergäste. Vielleicht liegt es daran, dass der Bund die Massnahmen gelockert hat und seither irgendwie Aufbruchstimmung herrscht im Land. Vielleicht auch daran, dass immer mehr Menschen geimpft sind. Dass es so ist, finde ich auf jeden Fall tröstlich. Der Abschied von den Toten ist wichtig. In solchen Zeiten erst recht.