An seiner 100. Hauptversammlung feierte der Hauseigentümerverein Flawil am Freitagabend im Lindensaal vor allem sich selbst. Nicht viel scheint den Himmel der Hauseigentümer zu trüben – ausser der Eigenmietwert.
FLAWIL. «Kinder sollen uns dabei ein Vorbild sein!» Es war der letzte Satz der Eröffnungsrede zur 100. HV des HEV Flawil, gesprochen aus dem Mund seines Präsidenten Noldi Baumann. Er meinte damit bestimmt nicht, dass man sich fortan kindlich, gar kindisch benehmen wolle, sondern: «Wenn Kinder beginnen, laufen zu lernen, versuchen sie es so lange, bis es klappt. Und das immer mit einem Lächeln.» Doch nicht der Hauseigentümerverein ist gerade dabei, laufen zu lernen, ist er doch mit seinen 100 Jahren auf dem Buckel gar schon als Veteran einzustufen. Nein, es ging um den «unseligen» Eigenmietwert: «Es ist nötig, immer wieder über den Eigenmietwert zu informieren und dafür zu sensibilisieren, um so bei der Bevölkerung die Basis zu schaffen, dass ein Systemwechsel in der Eigenmietwertbesteuerung möglich wird.»
Ansonsten scheinen den HEV Flawil keine allzu grossen Sorgen zu drücken. Natürlich wolle man auch künftig, so Baumann, die Finger dort draufhalten, wo in der Gemeinde, beziehungsweise im Gemeinderat, Themen auf den Tisch kommen, die die Belange des HEV überschneiden, so auch in der gerade angedachten Privatisierung der Technischen Betriebe, beim Ausbau des Glasfasernetzes oder der Grünabfuhr. Finanziell läuft es dem HEV gut, wie Kassierin Patrizia Battista berichtete. Ausser den Kosten für die gerade eben begangene Jubiläumsfeier sind 2016 keine grösseren Ausgaben geplant, der Mitgliederbeitrag der 730 im HEV organisierten Eigenheimbesitzenden wird demzufolge nicht angetastet. An der Jubiläums-HV nahmen 250 Personen teil.
Ein Hundertjähriges zu feiern ist das eine, dazu kam die Feiergemeinde im Anschluss an die Hauptversammlung. Zuvor aber waren die ordentlichen Geschäfte abzuwickeln. Darunter fiel die Wahl von Claudio Niedermann als Ersatz für die zurücktretende Beisitzerin Ursula Bosshard. Für die zurücktretenden Revisoren Nilla Carlot und Herbert Hennet wurden Thomas Bohl und Christoph Diem (vorher Ersatzmitglied) gewählt. Den Gruss des HEV Schweiz inklusive einer Picknickdecke für jeden Anwesenden überbrachte dessen Direktor Ansgar Gmür (in der Festschrift fälschlicherweise als Präsident bezeichnet).
Walter Locher überbrachte als Präsident des kantonalen HEV die Geburtstagswünsche aus der Hauptstadt. Aus dem örtlichen Gemeindehaus war Gemeindepräsident Elmar Metzger geladen. Metzger erwähnte eine Reminiszenz aus den Annalen des HEV. Darin sei es in den Vierzigerjahren um den Umstand gegangen, ob es wohl erlaubt sei, in einer gemieteten Wohnung Radio zu hören. Damit schwenkte auch der Gemeindepräsident auf die Gute-Laune-Schiene, er gab damit zum Ausdruck, dass es nicht an im liegen sollte, die Stimmung an diesem 100. Geburtstag zu trüben: «Denn wenn einem Gemeindepräsidenten die Ehre zufällt, einem oder einer Hundertjährigen zu gratulieren, so führt ihn der Weg meistens nicht in den Lindensaal, sondern ins Wohn- und Pflegeheim.»