Nach zwölf Jahren im Amt tritt Bruno Gähwiler, Stadtpräsident von Wil, zurück. Er wird in die Geschichtsbücher eingehen als Stadtpräsident, der Wil und Bronschhofen zusammengeführt hat.
Bruno Gähwiler: Markant ist für mich die Verkehrsentwicklung. Wir hatten früher in Wil am Wochenende und an Feiertagen Blechlawinen, die sich durch die Stadt gewälzt haben. Das war noch vor dem Bau der Autobahn. Heute haben wir auch viel Verkehr, aber der verteilt sich auf die Wochentage, am Wochenende ist es auf den Strassen Wils ziemlich ruhig. Und als ich ein kleiner Bub war, da kannte jeder jeden in Wil. Ausser den Leuten aus dem Südquartier. Da ging ein Graben durch die Stadt.
Gähwiler: Eigentlich habe ich zwei Lieblingsplätze. Da ist zum einen die Altstadt, dort gefällt mir der Hofplatz am besten. Mit dem Hof verbindet mich viel. Da sind auch viele Emotionen dabei, denn ich habe mich zusammen mit dem Stiftungsrat in den vergangenen Jahren oft mit diesem Gebäude und seiner Umgebung beschäftigt. Ausserhalb der Stadt ist für mich der Wiler Turm ein beliebtes Ziel. Das hat auch einen emotionalen Grund, denn der Weg seiner Entstehung war steinig und es hat viel Glaube und Initiative gekostet, ihn zu realisieren.
Gähwiler: Die Abstimmung zur Gemeindevereinigung war das grösste und schönste Ereignis: Das klare Ja der Bevölkerung von Wil und Bronschhofen zu dieser Gemeindevereinigung.
Gähwiler: Eine Gemeindevereinigung ist nichts Alltägliches. Natürlich bin ich auch stolz darauf, dass ich diese Gemeindevereinigung von Anfang an begleitet und auch dahin geführt habe. Als ich das Stadtpräsidium übernommen habe, hatte Wil eine Pro-Kopf-Verschuldung von mehr als 4100 Franken, Bronschhofen hingegen unter 1600 Franken. Das hat sich komplett gedreht. Wil lag Ende 2010 bei etwa 1900 und Bronschhofen bei mehr als 4200 Franken. Ich hatte deshalb auch einige Befürchtungen, dass die Braut nicht mehr attraktiv genug für eine Hochzeit sei. Doch nun haben wir es geschafft.
Gähwiler: Ich bin kein Mann der halben Sachen. Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Mit allem was ich zur Verfügung habe. Egal, ob es nun Kultur, das Bergholz oder der Turm ist, ich gebe immer alles. So gesehen steckt in allem, was ich mache, mein ganzes Herzblut.
Gähwiler: Die Gemeindevereinigung ist das umfangreichste Dossier. Obwohl hier schon sehr viel Arbeit geleistet wurde und das Projekt auf einem guten Weg ist, gibt es noch viel zu tun. Es ist halt ein grosser Brocken.
Gähwiler: (lacht) Ich mach' es wie die Sonnenuhr: Zähl' die heiteren Stunden nur.
Gähwiler: (lacht) Den Pensionär wird es geben, aber nicht nur Ruhestand. Ich habe mir vorgenommen, zuerst einmal zu entschleunigen. Ich habe bewusst keine grossen Pläne für die Zeit meiner Pensionierung gemacht. Ich will zuerst in den Ruhestand treten und dann entscheiden, was ich mit der freien Zeit machen will.
Gähwiler: Na ja, das meiste auf jeden Fall. Aber ich bleibe als Vertreter des Kantons St. Gallen im Verwaltungsrat der Frauenfeld-Wil-Bahn und behalte mein Amt als Aktuar bei der Genossenschaft für Alterswohnungen. Neu bin ich im September für eine Amtsdauer von drei Jahren zum Vizepräsidenten des Schweizerischen Studentenvereins gewählt worden. Im ersten Halbjahr 2013 wird es noch eine Übergangsfrist von auslaufenden Mandaten geben.
Gähwiler: Ich kann gut loslassen, da habe ich keine Probleme. Ich werde nicht für den Kantonsrat kandidieren und werde bestimmt kein Leserbriefschreiber (schmunzelt). Politik interessiert mich und ich werde als interessierter Wiler die Geschicke der neuen Gemeinde weiterhin verfolgen, aber nicht versuchen, einzugreifen.
Interview: Monique Stäger