Kaffeekränzchen mit Handy und Tablet

Vormittags liegt die Garten- oder Trottoirwirtschaft des Flawiler MoCafé im Schatten des Raiffeisen-Gebäudes. Es ist frisch, draussen an den Tischen. Dennoch werden die grossen, orangefarbenen Sonnenschirme aufgespannt. Als Deko, die Sommerambiente schafft. Die Plätze sind gut besetzt.

Andrea Häusler
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Sonnenschirme sorgen für sommerliches Ambiente – unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder nicht. (Bild: Andrea Häusler)

Sonnenschirme sorgen für sommerliches Ambiente – unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder nicht. (Bild: Andrea Häusler)

Vormittags liegt die Garten- oder Trottoirwirtschaft des Flawiler MoCafé im Schatten des Raiffeisen-Gebäudes. Es ist frisch, draussen an den Tischen. Dennoch werden die grossen, orangefarbenen Sonnenschirme aufgespannt. Als Deko, die Sommerambiente schafft. Die Plätze sind gut besetzt. Vorn an der Ecke, wo die Magdenauer- in die Wilerstrasse mündet, sitzen zwei Männer und eine Frau – alle in ihre Morgenlektüre vertieft. Einer liest Zeitung, jene mit den fünf roten Buchstaben – die Seiten bewegen sich im Wind. Seine Tischnachbarn informieren sich über Smartphone und Tablet, rühren zwischendurch im Kaffee oder wischen die Gipfeli-Brosamen von der Tischdecke. Schweigen in der Runde.

Blick auf Verkehr und Baustelle

Gleich neben der der wuchtigen Glacebox hat sich, Seite an Seite und mit dem Rücken zur gläsernen Fensterfront, ein Paar niedergelassen. Vier Augen verfolgen den Verkehr an der Strassenkreuzung. Oder die Männer, die damit beschäftigt sind, die baulichen Überreste des einstigen Optikergeschäfts Adler abzuführen. Statt Brillen und Kontaktlinsen werden hier künftig treuhänderische Dienstleistungen verkauft. Schweigen. Nur die Geräusche von Motoren und Auspuffanlagen sind zu hören. Und die Rollen des Einkaufstrolleys, den eine Migros-Kundin übers Trottoir vor dem Café zieht.

Ganz hinten am letzten Tisch, gleich neben der Eingangstür zum Dorfcafé, starrt ein Mann in dunklem Businessanzug und mit Krawatte auf sein Handy, streicht hin und wieder mit dem Zeigefinger übers Display oder nimmt einen Schluck aus dem Cola-Glas. Nur hin und wieder wirft er einen Blick über den Brillenrand: dann, wenn Fussgänger das Trottoir passieren. Schweigen.

Handyverbot am Mittagstisch

Die Szenerie befremdet. Zumindest den Frühaufsteher, der sich nur bedingt in die Befindlichkeit von Morgenmuffeln einfühlen und schwer nachvollziehen kann, dass diese derzeit nur einen Wunsch haben: dass der nebenan die Klappe hält. Es ist kurz nach 10 Uhr. Alles Morgenmuffel? Hoffentlich! Denn wäre diese Beobachtung das Resultat eines Wandels der kommunikativen Bedürfnisse der Gesellschaft, müsste dies zutiefst nachdenklich stimmen. Ein Bildschirm als Gesprächspartner, Kommunikation mit einer Ansammlung von Pixeln? Isolation inmitten der Masse, des realen Lebens? Vorstellungen, die trotz der steigenden Vormittagstemperaturen frösteln lassen. Und Eltern vielleicht als Begründung dienen können, wenn sie den Familientisch als handyfreie Zone verteidigen müssen.